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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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aufgebaut haben. Nach dem Abriss meint Andy, er würde gerne noch mal den Getränkebereich auf seine Funktionstauglichkeit hin untersuchen. Sicher ist sicher. Dieter pflichtet ihm bei. Gebe mich geschlagen und fahre zwei Fässchen holen. Ein drittes bring ich zur Reserve mit. Falls es zur Nachprüfung kommt.
25. April 1992
    Fertig! Die Bühne steht. Um für gedämpftes Theaterlicht zu sorgen, haben wir Küchensiebe über die nackten Glühbirnen gestülpt, die von der Decke hängen. Ein Theaterscheinwerfer gehört schon zu unserem Equipment. Eigentlich ist es kein richtiger Theaterscheinwerfer, sondern eine leere Fünf-Liter-Sauerkrautdose, in die ich eine Fassung und einen 200-Watt-Strahler geschraubt habe. Macht aber was her, wenn so ein Ding an der Decke hängt. Um möglichst unverfälschte Theateratmosphäre zu schaffen, pople ich sogar das Sauerkraut-Etikett von der Dose ab. Perfekt. Die erste Vorstellung kann kommen. Brauchen nur noch einen Namen für unser Theater. Überlegen lange. Verlegen den Ort der Besprechung in unseren Getränkebereich. Nach zwei Fässchen kommt Elisabeth vorbei. Elisabeth wohnt gegenüber und versorgt uns während unserer Umbaumaßnahmen mit Schnittchen. Wir haben immer noch keinen Namen, als Elisabeth meint, dass sei aber ein ganz nettes Kabuff hier. Das ist es! Mit einem dritten Fässchen taufen wir unser neues Theater auf den Namen Kabuff.
26. April 1992
    Dieter meint, Kabuff wäre ein guter Name. Allerdings würde er Kabuff nicht in einem Wort, sondern getrennt und in Kleinbuchstaben schreiben. k-buff. Das sähe moderner aus und ließe Platz für Interpretationen. Dann bliebe ja nur noch die Frage nach dem Spielplan. Wir schauen uns an. Spielplan? Daran hat noch keiner so richtig gedacht. Schwierig. Wechseln zur weiteren Erörterung in den Getränkebereich.
1. Mai 1992
    Premiere! An die Sache mit dem Spielplan hat keiner mehr gedacht, und so spielen Andy und ich heute das, was wir auf den Geburtstagen und Betriebsfeiern auch immer gespielthaben. Sketche. Allerdings haben wir auch an etwas anderes nicht gedacht. Stühle. Ein Theaterpublikum zeichnet sich nämlich unter anderem dadurch aus, dass es (von den Standing Ovations abgesehen) im Allgemeinen sitzend einer Vorstellung beiwohnt. Zum Glück fiel uns dieser Fauxpas aber noch rechtzeitig auf und wir haben professionell reagiert. Indem wir den Eintrittspreis für unsere Premiere geändert haben. Von einer Mark pro Person zu einem Stuhl pro Person. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir kriegen Stühle, und es ist gewährleistet, dass auch wirklich jeder Zuschauer einen Sitzplatz hat. Der Plan geht auf. Dank einer ausgeklügelten Werbekampagne (vier handgemalte Plakate aufgehängt, davon zwei im poco Loco), Mundpropaganda und meinen Verwandten ist die Bude abends gerappelt voll. Wir wissen gar nicht wohin mit so viel Stühlen. Die Vorstellung wird ein Kracher. Die Stimmung ist super und wir werden sechs Fässchen Bier los. Zwei davon verkaufen wir sogar.
21. Juni 1992
    Mittlerweile haben wir alle zwei Wochen eine Vorstellung. Auf der Bühne improvisieren wir viel. Dadurch haben wir automatisch immer wieder ein neues Programm. Das Publikum beginnt uns zu lieben, und wir werden fast schon zu einer Art Geheimtipp in Siegburg. So richtig geheim sind wir aber doch nicht, denn kurz vor der Vorstellung spricht mich ein Mann im Theater an.
    »Guten Abend, Bruchmann mein Name. Sind Sie hier der Verantwortliche?«
    Geil! Die Presse ist da! Lege mich mächtig ins Zeug.
    »Klar! Und der Laden brummt!«
    »Fein. Dann können Sie mir doch sicher auch Ihre Konzession zeigen?«
    Kann ich nicht. Dafür zeigt Bruchmann mir seine. Einen Ausweis vom Ordnungsamt. Stelle mich dumm.
    »Braucht man denn für so ein Theater eine Konzession?«
    »Sie brauchen für alles eine Konzession. Außer natürlich, es ist privat.«
    »Ach so! Na, dann brauchen wir auch keine, denn das ist ja privat hier alles.«
    Bruchmann zeigt auf das Publikum, das nach und nach eintrudelt.
    »Dann sind das alles Ihre privaten Gäste?«
    »Ja klar. Alles Freunde und Bekannte.«
    »Und warum hängen dann Plakate in der Stadt? Ich habe acht Stück gefunden. Davon alleine vier in einer Kneipe.«
    Stimmt, wir hatten vor zwei Wochen ja den Werbe-Etat verdoppelt.
    »Die Plakate sind nur dazu da, unsere Freunde und Bekannte daran zu erinnern, dass sie heute eingeladen sind. Natürlich privat und selbstverständlich völlig kostenlos.«
    Andy kommt aufgeregt zu mir.
    »Geil! Wir
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