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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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Marlborough, und genau deshalb sind wir ja hier, wie Ihr sehr wohl erkennt. Unsere Aufgabe wird darin bestehen, die Aufmerksamkeit dieser Truppen dort drüben auf uns zu lenken, bis Marlborough zu uns aufschließt und die Schlacht eröffnet.«
    »Und genau das werden wir tun, Sir. Der Plan wurde sorgsam ausgearbeitet. Die Schelde hier überqueren zu wollen, genau bei Oudenaarde, ist ein Vorhaben, das nur der Herzog in Angriff nehmen kann. Das hat die Größe von Blenheim und Ramillies. Zweifelt Ihr an seinem Plan, Mylord?«
    Cadogan hatte die Stirn kraus gezogen. »Würde ich je das Genie dieses Mannes infrage stellen? Nein, Colonel Hawkins … James. Mir ist ebenso bewusst wie Euch, dass der Herzog ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt, indem er uns hier Stellung beziehen lässt. Denn wir stehen nicht nur zwischen zwei feindlichen Armeen, sondern zwischen Vendôme und Frankreich. Dennoch, ich mache mir Sorgen. Denkt an Gent, James. Wie leicht hat die Stadt sich Frankreich ergeben. Was, glaubt Ihr, würde geschehen, wenn andere Städte in ebendieser Weise von uns abfielen? Was ist, wenn unsere Armee orientierungslos in einem fremden Land herumirrt, ohne ausreichende Vorräte an Proviant und Munition?«
    Hawkins schwieg, ahnte er doch, wie aussichtslos eine solche Situation sein würde. Erneut spähte Cadogan hinüber zu den kleinen, blassgrauen Gestalten auf der anderen Seite des Tals und wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war, ein Risiko einzugehen. Ein Risiko, von dem das Schicksal der gesamten alliierten Armee abhing. Niemand kannte exakt die Truppenstärke der Franzosen in diesem Gebiet, aber Cadogan wurde das Gefühl nicht los – fast zwanzig Jahre Feldzüge hatten seinen Instinkt geschärft –, dass jenseits der Hügel die Schlagkraft Frankreichs wartete. Es konnte kaum anders sein, überlegte er. Wo sonst sollte sich Vendôme aufhalten?
    Dann schob er die Zweifel beiseite, wandte sich an den jungen Offizier zu seiner Linken und sprach mit ernster, ruhiger Stimme und dem unüberhörbaren Tonfall eines Iren. »Cornet Rodgers, Ihr reitet zurück zu unserem Oberbefehlshaber.«
    Der Offizier nickte und wartete auf die weiteren Befehle.
    Cadogan dachte einen Moment mit ernster Miene nach, führte abermals das kleine Teleskop an sein Auge, ließ es dann rasch sinken und sprach erneut zu dem jungen Mann. »Richtet Marlborough aus, dass wir auf den Gegner gestoßen sind. Dass ich Marschall Vendôme gefunden habe … seine ganze Armee, wenn mich nicht alles täuscht. Und bittet Seine Hoheit in aller Höflichkeit …«, er legte sich die Worte sorgsam zurecht, »… sich unverzüglich auf den Weg zu machen. Oh, und sofern Ihr Euch eine Schelte ersparen wollt, so rate ich Euch, in Gegenwart des Herzogs leise und behutsam aufzutreten. Seine Hoheit sind in letzter Zeit etwas unpässlich.«
    Während der junge Offizier sich ein wenig verunsichert auf den Weg machte, wandte Cadogan sich einmal mehr an Hawkins. »Sagt mir, James, habe ich richtig gehandelt? Denkt auch Ihr, dass Vendôme dort drüben lagert? Oder gehören die Männer auf den Hügeln lediglich zu einer Abteilung? Ist es die Nachhut, oder sind es vielleicht Späher? Könnte ich mich geirrt haben?«
    Hawkins suchte den Blick des Grafen und lächelte. »Mylord, wir können nicht wissen, ob Ihr richtig oder falsch entschieden habt, solange die Franzosen sich uns nicht in ihrer vollen Stärke zeigen. Aber meiner Ansicht nach habt Ihr recht. Viel wichtiger ist indes, dass Ihr richtig gehandelt habt. Ihr braucht Euch daher weder um Eure Ehre noch um Euren Ruf Gedanken zu machen.«
    Cadogans Antwort war zunächst ein Kopfschütteln, ehe er sagte: »Ich mache mir keine Gedanken um meine Wenigkeit, James, sondern um die Armee und um Marlborough. Er leidet seit einigen Tagen an Fieber. Aber was auch immer ihn gesundheitlich plagt, im Grunde weiß ich, was ihm wirklich Sorgen bereitet. Er braucht eine Schlacht, James, einen weiteren Sieg. Wenn dies dort drüben also nicht die französische Armee ist, dann werden wir im Gegenzug …«
    Die Ankunft eines atemlosen Cornet der Dragoner unterbrach den Grafen in seinen Ausführungen.
    Cadogan bedeutete dem jungen Mann, sich ein wenig zu beruhigen, und ließ ihm einen Moment Zeit, wieder zu Atem zu kommen. »Mylord«, sagte der Offizier, »wir haben beobachtet, wie eine Abteilung Berittener den Weg hinunter ins Tal nimmt. Sie scheinen auf der Suche nach Proviant zu sein und führen eine Menge Fuhrwerke mit, flankiert von einer
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