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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Autoren: Cindy Spencer Pape
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verkürzt. Diese Person!« Dorothy schüttelte den Kopf. »So etwas gehört verboten.«
    »Es macht mir keine Umstände.« Carolines Stimme war angenehm sanft und ihr Gesicht jung und hübsch. Hinter der silbergerahmten Brille blitzten lebhafte grüne Augen. Die Haarsträhne, die sich der hässlichen grauen Haube entwunden hatte, war fein und goldblond. Und ihre Haut strömte einen leichten Hauch von Lavendel und Rosenseife aus, als sie ihn ansah.
    Merrick musste sich zusammenreißen. Es stand ihm nicht an, sich zu einem von Dorothys Blaustrümpfen hingezogen zu fühlen. Er war nicht bereit, zu heiraten und ein geregeltes Leben zu führen, und dieses Mädchen sah nicht aus wie die Sorte Frau, mit der man eine Affäre hatte.
    »Merrick, ich möchte dir Miss Caroline Bristol vorstellen. Caroline, das ist mein Neffe, Sir Merrick Hadrian.« Dorothys Worte rissen ihn aus seinen Gedanken.
    Er nahm die Hand seines Gegenübers und verbeugte sich höflich. »Erfreut, Miss Bristol.«
    »Ebenso, Sir Merrick.« Sie machte einen angedeuteten Knicks.
    »So, jetzt müssen wir aber rein, sonst fängt der Lesezirkel ohne uns an.« Dorothy strahlte die junge Frau an. »Merrick, ich denke, wir können Miss Bristol um vier nach Hause bringen, was meinst du? Ihre Stiefel sehen ganz durchweicht aus.«
    »Selbstverständlich, Tante.« Er nahm die Damen rechts und links beim Arm und führte sie die Marmorstufen zur Bibliothek empor, dann tippte er sich an den Hut und wartete, bis sie hineingegangen waren, bevor er zurück in seine Kutsche kletterte.
    Während sein Kutscher die holprige Londoner Straße entlangfuhr, ging Merrick die junge Frau nicht aus dem Kopf, die er gerade getroffen hatte. Bedeutete dieser kleine Schlag, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte? Oder war echte Magie im Spiel gewesen? Er vermochte nicht zu sagen, welche Vorstellung verstörender war.

 
    Wapping, London, zwei Monate später
     
    Der ekelerregende Gestank von verdorbenem Essen, schmutzigem Wasser und Exkrementen drang in Merricks aufgeblähte Nasenlöcher, als er, ganz in Schwarz gehüllt, durch die Dunkelheit schlich. Sein exzellenter Geruchssinn war ihm als Ritter angeboren und hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet, dennoch bedauerte er nun, dass der aufkommende Nebel den Gestank nur noch verstärkte.
    In dieser Gasse in Wapping gab es keine Gaslampen wie in seinem Viertel Mayfair, und selbst dem zunehmenden Mond gelang es nicht, die feuchte, tiefschwarze Nacht in diesem Teil von London zu durchdringen. Er sah kaum weiter als Armeslänge in dieser engen Gasse, in die die Morgensonne vielleicht niemals schien, um den Tau der kalten Nacht aufzulösen, der an seiner Kleidung hing.
    Trotzdem lief Merrick unbeirrt weiter. Mit seinen weichen Ledersohlen verursachte er keinerlei Geräusch, als er sich vorsichtig der Ecke näherte, an der sich der Informant mit ihm treffen wollte. Wenn er auf diese Weise eines der vermissten Mädchen retten konnte, war es den mitternächtlichen Ausflug durch das Armenviertel wert, selbst wenn er seine Kleidung zu Hause bis auf die letzte Faser verbrennen musste. Hinter Mrs. Millers Teashop, war in der Nachricht gestanden. Merrick tastete nach den Münzen in der einen Tasche und nach der Pistole in der anderen. Freund oder Feind, er war auf alles vorbereitet.
    »He-Ho, Meister.« Die krächzende Stimme gehörte einer Frau und als sich Merrick nach ihr umdrehte, schlug ihm eine Wolke aus Opium, Krankheit und billigem Parfüm entgegen. »Lust, dich ein bisschen zu amüsieren?«
    »Im Moment nicht, danke.« Er zog eine der kleineren Silbermünzen aus der Tasche. »Aber du kannst das hier haben, damit du für den Rest der Nacht aus dieser Gasse kommst.«
    »Das lass ich mir nicht zweimal sagen.« Mit einer erstaunlich schnellen Bewegung für eine Suchtkranke schnappte die Dirne nach der Münze und rannte in die Richtung, aus der Merrick gekommen war.
    Er hatte sich die Vorderseite der Straße schon angesehen und wusste, dass die zwielichtige Teestube nur ein Haus weiter lag, gleich neben der Wäscherei, an deren Front die Prostituierte gelehnt hatte. Kohlerauch und Dampf quoll aus dem unteren Geschoss der Wäscherei hervor, in dem Maschinen stampften und schnauften. Es überraschte Merrick, dass es in einem solch ärmlichen Viertel Wasch- und Trockenautomaten gab, aber mit diesen Gedanken hielt er sich nicht auf.
    Er sah niemanden auf sich warten, vernahm aber ein leises Rascheln. Ratten, vielleicht, oder Ungeziefer der
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