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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Autoren: Cindy Spencer Pape
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groß genug für die Container, mit denen man die Schiffe be- und entlud. Wenn die übergroßen Scharniere nicht ganz zugerostet waren, hätte man mit dem Öffnen eines Flügels wahrscheinlich halb London aus dem Schlaf gerissen. Doch manchmal … Merrick sah genauer hin. Und tatsächlich: In einen Torflügel war eine mannshohe Tür eingelassen – und deren Scharniere waren frisch geschmiert. Er zog einen schmalen stählernen Dietrich aus der Tasche und hatte den Riegel geöffnet, als die zwei Kinder nach ihrer Runde um das Lagerhaus zu ihm stießen.
    »Da drin ist wer«, berichtete der Junge – Tommy. »In diesem Eck.« Er deutete auf die hintere, dem Kai zugewandte Ecke, um die er und das Mädchen gerade gekommen waren. Wink bestätigte Merricks Beobachtungen und er nickte.
    »Ich schleiche mich zuerst hinein«, flüsterte er.
    »Ich bin kleiner«, warf Tommy ein.
    »Ja, aber kannst du auch das?« Merrick murmelte eine Zauberformel, durch die er für das ungeübte Auge so gut wie unsichtbar wurde. Obwohl er noch da war, konnten die Kinder kaum mehr als einen verwischten Schatten sehen.
    »Krass.« Wink staunte.
    »Wie geht das?« Tommy spannte die Schultern, schob das Kinn vor und blickte Merrick trotz des Verschleierungszaubers in die Augen. Unglaublich, dieser Kerl war wirklich begabt. »Geht klar. Wir warten hier auf ein Zeichen.«
    »Wenn ihr einen Pfiff hört, schleicht so leise ihr könnt hinein. Bei Kampfgeräuschen urteilt selbst.« Merrick zog seinen Stockdegen aus der Scheide. »Wenn es nicht aussieht, als könntet ihr helfen, lauft.«
    Beide nickten zustimmend und drückten sich wieder in den Schatten, während Merrick vorsichtig die Tür öffnete.
    Nichts regte sich in der gähnend schwarzen Höhle des Lagerhauses. Bis auf die verstreuten Überreste einiger alter Transportkisten war sie leer und muffelte nach Schimmel und Staub und dem Brackwasser draußen. Merricks Augen gewöhnten sich schnell an die noch tiefere Dunkelheit, genug um zu erkennen, dass kein Wesen – lebend oder anderer Art – in dieser Halle war. Doch im hinteren, dem Kai zugewandten Eck gab es einen kleinen abgetrennten Bereich – vermutlich ein Büro. Die Holztür war verschlossen und die Stelle, wo man eine Sichtscheibe zum Lagerhaus erwartet hätte, war mit etwas bedeckt. Merrick pirschte auf leisen Sohlen darauf zu und strich vorsichtig darüber. Dachpappe -das ideale Material, um Scheiben abzudunkeln. Merrick stellte sich neben die Tür und horchte erneut, und diesmal konnte er einzelne Stimmen unterscheiden.
    »Ich sagte, nicht vor morgen Abend.« Die tiefe Männerstimme klang wütend und der Sprecher gehörte eindeutig der Oberschicht an.
    »Wenn Marcus und Frank nicht zurückkommen …« Das war ein Untergebener, ängstlich und etwas weinerlich. Er sprach höher und gehörte, seinem Dialekt nach zu urteilen, der Arbeiterklasse an.
    »Sie kommen wieder.« Die dritte Stimme war tiefer als die erste, mit einem Nachhall, bei dem sich Merricks Nackenhaare aufstellten. Ein Vampir. »Obwohl ich Mr. Butcher zustimme. Die Mädchen heute wegzuschaffen, wäre klüger. Wenn man einen Verräter in seinen Reihen hat, gibt es vielleicht noch einen zweiten.«
    »Die Versteigerung erfolgt morgen.« Der Anführer klang ungerührt. Wer es auch war, er fürchtete sich nicht vor dem Vampir. Dummkopf. »Also, wenn sich die Herrschaften imstande sehen, auf ein paar gefesselte Frauen aufzupassen, bis die anderen zurück sind, würde ich mich wieder auf den Weg machen. Ich muss zurück zur Soiree meiner Frau und sie denken lassen, dass ich die ganze Zeit da war.«
    Perfekt. Merrick zog sich von der Tür zurück. Schritte erklangen und dann öffnete sich die Tür und schloss sich wieder. Merrick wartete, bis der Mann fast die Ausgangstür erreicht hatte, dann löste er sich aus dem Schatten und packte den Sklavenhändler von hinten mit einem Arm im Würgegriff um den Hals, während er ihm mit dem anderen eine kleine Pistole an die Schläfe drückte.
    »Keinen Schritt weiter, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist«, flüsterte er dem Mann ins Ohr. »Ihr Vampirfreund kommt Ihnen vielleicht zu Hilfe, wenn er den Schuss hört, aber bis dahin sind Sie tot.«
    Der Mann signalisierte durch ein abgehacktes Nicken mit dem Kinn, dass er verstanden hatte. Merrick führte ihn auf den Ausgang zu und stieß einen leisen Pfiff aus. Als Tommy die Tür öffnete, schubste Merrick seinen Gefangenen hinaus. Wink rannte los, um sich nach einem Strick umzusehen, während
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