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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Autoren: Cindy Spencer Pape
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er eine Kinderbande mit in diesen Schlamassel hineinzog.
    Jetzt baute sich das Mädchen vor ihm auf. »Ein paar der vermissten Ladenmädchen sind unsere Freundinnen. Piers und Nell gehen zur Polizei. Der Rest von uns kommt mit, um Penny und Suze zu befreien.«
    Merrick sah sich die Kinder der Reihe nach an und ließ sie auf seine ordensgeschulten Sinne wirken. Er kam zu einer erstaunlichen Erkenntnis: Der große Junge war ein Ritter, genau wie er selbst. Ungeschult, ja, aber er strahlte die charakteristische Magie des Ordens aus. Der jüngere Kerl besaß auch eine Kraft, allerdings von einer anderen Sorte, die Merrick nicht einordnen konnte. Selbst das Mädchen umwehte der Hauch des Übernatürlichen. Kein Wunder, dass sich diese Kinder zusammengefunden hatten, um ihr Gebiet zu verteidigen. Jedes von ihnen besaß eine Gabe. Es widerstrebte Merrick, Kinder in eine solche Angelegenheit zu verwickeln, aber selbst ein junger, ungeschulter Ritter war besser als die meisten Erwachsenen.
    Das Mädchen untersuchte mittlerweile seinen glücklosen Informanten. Merrick sah schweigend zu, als sie seine Münzen hervorholte, zusammen mit einer weiteren kleinen Börse. Er verlangte sein Geld nicht zurück. Die Kinder brauchten es dringender als er und ganz gewiss dringender als der Tote. Mit einem Seufzer des Bedauerns trat Merrick vor den Mann und stieß ihm den Degen ins Herz. Es erwachten zwar nicht alle Opfer der Untoten als Vampire zu neuem Leben, aber einige eben schon, und selbst im Orden wusste man nicht mit Gewissheit, welche Faktoren dafür verantwortlich waren. Sie konnten keinen neuen Vampir gebrauchen, der aus dieser Angelegenheit hervorging.
    Doch jetzt musste er sich an die Arbeit machen. So gerne er mit diesem Jungen über seine Anlagen geredet hätte, das musste warten. Vor zwei Tagen hatte man ihn mit der Suche nach den zehn verschollenen Ladenmädchen beauftragt, und an sie musste er zuerst denken.
    Einen kurzen Moment nahm er sich Zeit, um die Umgebung mit einem Bann zu belegen und die Überreste der Vampire zu vernichten, bevor er den Kindern zunickte. »Dann also los.« Die Menschenleiche ließ er für die Wache liegen.
    Vampire und andere Nachtkreaturen waren realer, als die meisten Leute in gehobenen Kreisen wahrhaben wollten. Den Bewohnern von Armutsvierteln wie Wapping war dieser Luxus nicht vergönnt. Dies waren die Jagdgründe der Monster, wo kaum mit Gegenwehr zu rechnen war, wo Menschen dicht aufeinander hockten, zu arm für Waffen, zu schwach, um sich zu verteidigen, wo manch einer sogar auf der Straße schlief und dadurch eine leichte Beute war.
    Die Lagerhäuser am Hafen lagen nur ein paar Straßen von der Teestube entfernt. Gemeinsam mit den Kindern kroch Merrick durch dunkle, feuchtkalte Seitengassen und mied dabei gelegentliche Begegnungen mit Betrunkenen, Dirnen oder Taschendieben – abgesehen von den Taschendieben, mit denen er unterwegs war, versteht sich. Er machte sich keine Illusionen darüber, womit diese Kinderbande ihren Lebensunterhalt bestritt. Besonders die zwei Jungen huschten lautlos wie Schatten und nahezu unsichtbar durch Gassen, an dunklen Eingängen vorbei und um Straßenecken. Wenn sie keine Taschendiebe waren, vergeudeten sie ihr Talent.
    Selbst der mechanische Hund war unheimlich leise. Automatische Haustiere galten in der Oberschicht als letzter Schrei und Merrick hatte schon mehr als eines dieser klappernden Tierchen gesehen, obwohl Boxer und Pekinesen verbreiteter waren als Doggen. Doch als Ritter der Tafelrunde konnte sich Merrick genauso leise und flink bewegen wie die Straßenkinder. Er bemerkte, wie zwei der Jungen irritierte Blicke tauschten und in seine Richtung schielten. Sie wunderten sich vermutlich, dass ein so alter Mann – fünfunddreißig musste diesen Kindern steinalt erscheinen – mit ihnen Schritt halten konnte.
    Am Hafen wurden sie langsamer. Diese Gegend war noch gefährlicher als die Gasse hinter der Teestube und erforderte höchste Achtsamkeit. Nebelschwaden hingen über dem trüben Wasser im Hafenbecken, das ganz gelblich war von Abfällen und all den anderen Scheußlichkeiten, die hunderte von Schiffen über Bord kippten, während sie Monat für Monat in diesem überfüllten, engen Meeresarm an- und ablegten. Jenseits der dichtgedrängten Häuser schien fahl der Mond durch den Nebel und die Wolken, aber das Licht reichte nicht einmal für Merricks scharfe Augen.
    Sie kamen um ein Lagerhaus, das von innen mit Gaslampen erleuchtet war. Aus dem
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