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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
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die Verlobungsperlen?«
    Sunday unterdrückte weigernde Worte und fand den Perlenhalsschmuck unter ihren Kleidern: Rauten auf dunklem Grund. Das Zeichen, dass sie einem Mann gehörte. Sie hasste es, hasste den hässlichen alten Hund, der es ihr gegeben hatte. Kaufte sie mit Vieh. Sie wollte es am liebsten kaputt machen und zusehen, wie die Perlen auf den Dungboden rieselten wie ein blau-roter Regen. Aber sie tat es nicht. Hing es sich um den Hals und fühlte sich wie ein Tier, das jemandem gehörte.
    Ihre Tante stand auf, das eine Bein verkümmert von einem alten Fluch. Über Schmerzen im Rücken klagend bückte sie sich schnaufend durch die niedrige Tür. Keuchend wie eine Hyäne stand sie draußen in der hellen Sonne.
    Sunday faltete die Jeans und ihr Arbeitskostüm in eine Plastiktüte und verließ die Hütte. Sie folgte ihrer hinkenden Tante den Fußweg entlang, eine Abkürzung zur Straße, wo Ma Beauty dann ein Minibus-Taxi anhalten würde, das sie zur Inspektion in die Stadt brachte.

Kapitel 5
    Der weiße Bulle verströmte einen süßlichen Gestank. Irgendein Parfum vermischt mit seinem Schweiß und abgestandenem Zigarettenqualm. Der Bure trug Hemdsärmel, hatte die Krawatte am Hals gelockert. Er beugte sich über seinen Schreibtisch und bot Inja ein Päckchen Camel an. »Kippe?«
    Inja schüttelte den Kopf. Er konnte mit Tabak nichts anfangen. Der weiße Mann steckte sich eine Zigarette an, inhalierte tief, atmete aus und ließ Inja dabei keine Sekunde aus den Augen.
    Er hatte Inja auf den Rücken geklopft, als sie sich trafen. »Captain Hans Theron. Wie Charlize, nur dass ich bessere Titten hab.« Er lachte, zeigte dabei viel Zahn. Sprach Englisch mit diesem typischen Akzent, als wäre ihm ein Knochen im Hals stecken geblieben.
    Inja kannte diese weißen Männer. Er hatte mehr als genug von denen getötet, damals während der Apartheid, oben im Buschkrieg. Hatte seine Zeit in dunklen Zellen verbracht, war von ihnen verhört worden. Sie lächelten und machten Witze, während sie dich folterten. Inja knöpfte sein Sakko zu. Schob die Hände in die Taschen. Im Büro war es kalt wie in einem Kühlraum.
    Theron beobachtete ihn. »So, mein Freund, dann erzähl mir doch mal, wie du dieses Stück Scheiße gefunden hast, das Ben Baker ermordet hat.«
    Inja dachte, Ich bin nicht dein Freund, du weißes Schwein. Zuckte aber nur mit den Achseln und blieb ganz ruhig auf seinem Stuhl sitzen. »Im Rahmen einer laufenden Ermittlung. Mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen.«
    Für einen schlanken Mann besaß Inja eine erstaunlich tiefe Stimme. Eine wunderschöne Stimme, die die Poesie seiner Ahnen heraufbeschwören konnte, wenn er Zulu sprach. Sein Englisch war weniger blumig, aber seine Stimme drückte dennoch Autorität aus.
    Theron strich sich mit der Hand durch das dichte Haar und blickte an dem beigefarbenen Lamellenvorhang vorbei, in dem sich der Luftzug aus der Klimaanlage verfing und ihn gegen das Glas des Fensters schlagen ließ. Starrte über Kapstadt hinaus, die Stadt, aus deren Mitte ein Berg wuchs, als hätte eine riesige Molratte darunter gegraben, wodurch sich Hochhäuser und andere Gebäude an die niedriger gelegenen Hänge des Hügels klammerten.
    Theron wendete sich Inja zu. »Hör zu, ich bin nicht total bescheuert. Ich weiß, dass dein Chef, der ehrenwerte, verschissene Justizminister ebenfalls dein Stammesführer oben in Zululand ist. Und er war so mit Ben Baker.« Hob die Hand, verschränkte Zeige- und Mittelfinger. »Stimmt’s?«
    Inja sagte nichts. Blieb teilnahmslos wie eine dieser Specksteinschnitzereien, die Touristen oben in seiner Heimatstadt kauften.
    Der Bure zuckte die Achseln. »Wünsche ihnen alles Gute. Ist mir ja so was von scheißegal. Hätte mich nicht mal interessiert, wenn die sich gegenseitig in den Arsch ficken. Aber in letzter Zeit höre ich, dass gegen Baker ermittelt wurde. Die Opposition kriegt mal wieder Nervenzucken wegen Korruption. Dass Baker vielleicht aussagen würde, um seinen eigenen fetten Arsch zu retten, drauf und dran war, über all das viele Scheißgeld zu quatschen, das er deinem Chef in die Taschen geschaufelt hat. Und dann ist er auf einmal tot. Und du, ein Zulu-Krieger weit weg von zu Hause, hast einen toten Wichser in deinem Pick-up, der Bakers Mobiltelefon in der Jeans und die Kanone,
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