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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
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anstarrte.
    Dann beschleunigte der Wagen, wich Dell aus und raste vorbei. Zwei blonde Kinder starrten ihn durch die Heckscheibe an, während der Wagen hinter einer schroffen Felskuppe verschwand. Es überraschte ihn nicht wirklich. Das hier war Südafrika, wo guten Samaritern an fingierten Unfallstellen Waffen unter die Nase gehalten wurden.
    Dell fand sein Mobiltelefon in einer Tasche seiner Jeans. Das Glas des Displays war zersplittert, und als er versuchte, eine Notrufnummer zu wählen, blieb das Telefon stumm. Er steckte das nutzlose Gerät wieder ein und machte sich zu Fuß auf den Weg die Straße entlang, die sich hinunter zu dem ausgetrockneten Fluss schlängelte. Hinunter zu seiner Familie. Weit kam er nicht. Der Asphalt hob sich ihm entgegen und schlug ihm vor den Kopf.
    ***
    Inja fuhr eine Stunde Richtung Kapstadt. Er rauchte einen fetten selbstgedrehten Spliff mit dem starken Gras seiner Heimat. Durban Poison. Weltberühmt für seine fast halluzinogene Wucht. In seiner Kultur keine Droge. Ein Heilkraut. Das Gras, mit dem Zulu-Krieger gegen Buren und Briten in die Schlacht gezogen waren, die Augen blutrünstig rot.
    Durban Poison wuchs üppig grün auf den felsigen roten Hügeln seiner Heimat, und über die Jahre hatte Inja ein Vermögen damit gemacht. Nutzte Einheimische für Anbau und Ernte seiner illegalen Nutzpflanze. Verschickte es runter nach Durban für den Export. Es war sein erster Joint an diesem Tag, und er spürte dieses vertraute Gefühl der eigenen Stärke. Der eigenen Macht und Unbesiegbarkeit. Ein Gefühl, das er verloren zu haben meinte.
    Inja befand sich auf der Schnellstraße nach Kapstadt, der Berg mit dem abgeflachten Gipfel ragte bereits in der Ferne auf, als er eine Ausfahrt sah, die zu einer Tankstelle und einem Restaurant führte. Sein knurrender Magen verlangte nach einer Pause. Es würde zwar nur der Fraß für Weiße sein, geschmacklos und ohne jeden Nährwert, aber es würde helfen, die Zeit zu überbrücken, bis er später einen Schafskopf bekommen konnte.
    Inja pfiff, als er die Autobahn verließ und den Toyota vor dem Restaurant parkte. Er ging hinein und setzte sich in eine Nische am Fenster, von wo aus er den Parkplatz und die Tankstelle im Blick hatte. Bestellte einen doppelten Cheeseburger mit Fritten und dazu Spiegeleier.
    Seine Bestellung wurde serviert, und er machte sich sofort darüber her. Ignorierte die Blicke der weißen und Mischlingsfamilien, während er sich das Essen in den Mund schaufelte. Er wartete darauf, dass sein Magen rebellierte, sein Appetit versiegte wie ein Wasserhahn, er schwitzend und mit Übelkeit kämpfend da saß und die Flüche der Ahnen von seinen Schädelknochen abprallten. Doch das Essen blieb in seinem Bauch, und der Teller war fast leer, ehe er sich allmählich gesättigt fühlte. Schaltete einen Gang zurück. Rülpste. Sein Magen wölbte sich zufrieden und prall unter dem Gürtel. Die Wärme breitete sich in seinem Bauch bis hinunter in die Hoden aus.
    Er griff in die Tasche, zog die Brieftasche heraus und klappte sie zu dem darin liegenden Schnappschuss auf. Eine wunderschöne Jungfrau aus den Zululand-Bergen mit nackten Brüsten wie Knospen. Sechzehn Jahre alt. Genau in einer Woche würde Inja sie zur Frau nehmen. Seine vierte Frau. Kauend starrte er das Foto an.
    Irgendwo bellte ein Hund, und Inja blickte hinaus auf den Parkplatz. Neben seinem Truck hatte ein Polizeiwagen gehalten, und zwei Uniformierte, ein Weißer und ein Mischling, stiegen gerade aus. Der weiße Bulle ließ einen Polizeihund – ein mächtiges Tier mit Würgehalsband – aus dem Heck springen. Der Hund zog den Mann zu einem Flecken Gras, wo er einen strammen Strahl gegen einen abgestorbenen Baum pinkelte. Der Mischling legte die Ellbogen aufs Dach des Autos, steckte sich eine Zigarette an und beobachtete eine Frau, die sich abmühte, in ihrer hautengen Jeans in ein Kabriolett zu steigen.
    Der weiße Bulle kam zurück, als der Hund sein Geschäft erledigt hatte. An der Heckklappe von Injas Mietwagen blieb er stehen und hob schnuppernd seine lange Schnauze. Der Uniformierte zerrte am Halsband, doch der Hund ließ sich nicht wegziehen. Der weiße Polizist strich mit einer Hand über die Heckklappe, betrachtete seine Finger und sagte etwas zu dem Mischling, der daraufhin seine Zigarette auf den Asphalt schnipste und zu seinem
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