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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
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gestorben, aber ihr Mann ist aus dem Auto geschleudert worden. Er hat überlebt.« Jetzt hatte Theron Injas ungeteilte Aufmerksamkeit. »Das Witzige ist, er sagt, sie wären von einem schwarzen Pick-up von der Straße gedrängt worden.« Der Cop hob einen Schuh und trat gegen den Frontschutzbügel, wo silberner Lack auf das Schwarz geschrammt war. »Pass gut auf dich auf.« Lächelte. Drehte sich zum Gehen um.
    Â»Moment«, sagte Inja.
    Der Bure sah ihn an. Sein Lächeln war noch breiter geworden. »Kann ich irgendwas für dich tun, mein Freund?«

Kapitel 6
    Der Gestank des Todes ließ Dell um ein Haar die Nerven verlieren und das Leichenschauhaus der Polizei fluchtartig verlassen. Er saß im Foyer, hatte von Schmerzmitteln und Schock einen benebelten Kopf und versuchte, nicht zu atmen. Wartete darauf, von einer jungen Polizeibeamtin – die Rosies jüngerer Schwester bis aufs Haar glich – zu den Leichen seiner Frau und Kinder geführt zu werden.
    Es war ein heißer Tag, und dieser Teil des Kaps war die letzte Woche wiederholt von Stromausfällen heimgesucht worden. Daher konnten sie noch so viel Desinfektionsmittel auf den Fliesenboden schütten, der Geruch des Todes wäre doch immer stärker. Dell öffnete die Tür nach draußen und atmete gierig die frische Luft ein. Stand in der Sonne mit Blick auf die Kleinstadt-Einkaufsmeile und den Taxistand, schaute auf zu den Bergen, wo es vor nicht mal drei Stunden passiert war.
    Im Krankenhaus hatte man ihm Flip-Flops und ein gestreiftes Schlafanzugoberteil gegeben. Seine Jeans hatte er noch an. Sie erzählte die Geschichte seines Geburtstags in Blutflecken und Rissen. Fast schon wieder stylish. Er berührte mit einer Hand seinen bandagierten Kopf. Ein weiterer Verband war um seinen Brustkorb gewickelt worden. Er hatte Fleischwunden und Prellungen der Rippen davongetragen. Das Glas der zerberstenden Windschutzscheibe hatte ein filigranes Netz oberflächlicher Schnittwunden auf der Haut seines Rückens hinterlassen. Davon abgesehen war er unverletzt. Schock und Trauer, nicht körperliche Verletzungen, hatten ihn niedergestreckt, als er versuchte, sich von der Unfallstelle zu entfernen.
    Sagenhaftes Glück, sagten die Sanitäter, als sie ihn vom Asphalt kratzten und nach Franschhoek zurückbrachten, hinunter in die Klinik, wo alle so gottverdammt nett zu ihm gewesen waren, dass er beinahe geheult hätte. Keine Tränen , hatte er sich geschworen. Noch nicht. Nicht, bis er wusste, wer seine Familie ermordet hatte.
    Â»Mr. Dell.«
    Er hatte sich auf den Bürgersteig sinken lassen wie ein Obdachloser und schaute nun auf, sah die Polizistin vor sich aufragen. Ihr Name war Constable Goliath, was ausgesprochen ulkig war, weil sie doch so winzig war. Dünne braune Arme ragten aus den kurzen Ärmeln ihrer blauen Uniform. Die schweren schwarzen Stiefel und die Waffe in der Pistolentasche an ihrer Hüfte ließen sie aussehen wie eine Figur aus den Mangas, die die Zwillinge so geliebt hatten.
    Â»Mr. Dell, mit Ihnen alles in Ordnung?«
    Er umklammerte die nackte Ziegelwand und wuchtete sich auf die Beine hoch. »Mir geht’s gut, vielen Dank, Constable.«
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Sie müssen das wirklich nicht tun, wissen Sie.« Wirrrrrk-lich.
    Ihr Akzent erinnerte ihn an Rosies Eltern. Er würde ihnen die Nachricht überbringen müssen. Es würde ihren Vater vernichten, den Mann, der viele Jahre lang einen Müllwagen gefahren hatte, um genug Geld zu sparen, damit seine außergewöhnliche Tochter eine gute Ausbildung erhielt. Bis zum heutigen Tag kämpfte er damit, Dell nicht Mr. Rob zu nennen.
    Â»Wir könnten uns bis morgen zahnärztliche Unterlagen aus Kapstadt kommen lassen, um sie zu identifizieren«, sagte der Constable. »Sie sollten sich das nicht antun.«
    Dell schüttelte den Kopf. Er musste es tun. Andernfalls wäre nichts von alledem real. Er würde sie beerdigen und trotzdem nicht glauben, dass es wirklich passiert war. »Ich will es so. Bringen Sie mich zu ihnen. Bitte.«
    Sie nickte. Ging durch das Foyer voraus zu einer verschrammten, hellgelb gestrichenen Pendeltür. Zwei kleine Milchglasfenster starrten ihn wie blinde Augen an. Sie blieb stehen, eine der Türhälften ein Stück weit offen, und der Geruch von verwesendem Fleisch strömte heraus und schlug Dell entgegen. Er gab sich die
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