Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Startschuss

Startschuss

Titel: Startschuss
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
konzentrieren. Er wollte den Startschuss nicht verpassen, keinen Fehlstart
     verursachen, selbst wenn sein Lautsprecher nicht funktionierte. Lennart spitzte die Ohren wie ein Luchs. Vor Anspannung zuckte
     kurz sein linkes Bein, drückte gegen den Startblock. Er war bereit. Doch in dem Moment rutschte die Fußstütze des Startblocks
     nach hinten weg und mit ihr Lennarts linkes Bein, wodurch er das Gleichgewicht verlor. Er fiel vornüber, stützte sich mit
     den Händen ab, aber vor der Startlinie. Genau in dem Moment ertönte der Startschuss.
    Die Läufer schnellten aus ihren Startblöcken.
    Dann sofort noch zwei Schüsse.
    Fehlstart! Verursacht durch Lennart!
    »Scheiße!«, fluchte er. Er stand auf, sah auf seinen Startblock, schüttelte den Kopf und stützte die Hände in die Hüften.
     Kein Zweifel: Sein Startblock war manipuliert worden. Der Täter hatte die Schrauben nur ein bisschen gelöst, sodass die Fußstütze
     zwar noch den leichten Druck des Fußes ausgehalten hatte, aber nicht mehr den stärkeren, den er beim Start darauf ausübte.
    Von der Tribüne ertönte vereinzelt Gelächter, weil Lennarts Sturz vornüber ziemlich komisch ausgesehenhatte. Am lautesten lachten natürlich wieder die Grünheimer.
    Ilka drängte sich durch die Zuschauer nach vorne zu Linh durch. Von der anderen Seite kam Michael dazu.
    »Mann!«, stöhnte er. »Jetzt ist uns der Täter doch entwischt!«
    »Der Eisverkäufer!«, mutmaßte Linh. »Er war nur da, um uns abzulenken!«
    Sie öffnete die Eisbox, die Michael mitgebracht hatte. Er hatte sie auf der Treppe zum Notausgang auf der Tribüne gefunden.
     In der Box lagen nur noch zwei Eis – und die Jacke des Verkäufers.
    »Während wir den Eisverkäufer entdeckt haben und ihm nachgelaufen sind, hat der Täter sich an Lennarts Startblock zu schaffen
     gemacht. Niemand von uns hat mehr auf den Start geachtet. Der Eisverkäufer war ein Komplize oder hat einfach ein bisschen
     Geld bekommen, um uns abzulenken.«
    »Aber die anderen Läufer müssen ihn doch gesehen haben«, wandte Ilka ein.
    Linh zuckte mit den Schultern. »Für die war er ein Helfer von vielen. Außerdem können wir sie jetzt nicht mehr fragen. Schau!«
    Lennart hatte einem der Kampfrichter noch gezeigt,was passiert war. Aber der konnte das nicht als Entschuldigung akzeptieren. Für die Einstellung seiner Startblöcke war jeder
     Sportler selbst verantwortlich. Lennart hatte den Fehlstart verursacht. Er war verwarnt. Bei der nächsten Verfehlung würde
     er vom Wettkampf ausgeschlossen.
    Jetzt bereiteten sich die Läufer auf den erneuten Start vor. Niemand konnte die Läufer nun noch befragen, wie der Täter aussah.
    »Aber ich habe zumindest den Komplizen gesehen«, sagte Jabali. »Ich habe doch ein Eis bei ihm gekauft!«
    »Ha!«, bemerkte Ilka. »Dann such mal schön!« Sie zeigte ihm das voll besetzte Rund des Stadions. Jabali folgte ihrer Armbewegung
     mit verzweifeltem Blick. Er wusste auch nicht, wie er den Eisverkäufer, den er nur kurz gesehen hatte, jetzt finden und vor
     allem wiedererkennen sollte.
    »Wenn uns nicht gleich etwas einfällt, ist alles zu spät«, jammerte Michael.
    Die Läufer begaben sich wieder auf ihre Plätze. »Der Täter wird dafür gesorgt haben, dass Lennart zweimal in die Falle tappt.
     Und dann ist es auch für ihn aus.«
    Genau das dachte Lennart im selben Moment.
    Ich werde verlieren, glaubte er. Selbst wenn der Täter für den zweiten Start nichts vorbereitet hatte, war Lennart chancenlos;
     allein dadurch, dass er glaubte, es könne etwas passieren. Bei einem Sprint kam es auf jede Hundertstelsekunde an. Jedes kleine
     Zögern, jede kleine Unsicherheit, nur einen Wimpernschlag zu spät aus den Startblöcken kommen genügte schon, dass die Konkurrenz
     uneinholbar abzog.
    Allein der Glaube zu verlieren machte einen Sieg unmöglich.
    Vielleicht war es das, was der Täter wollte, überlegte Lennart. Dann wäre die Niederlage perfekt, weil Lennart hinterher nicht
     mal mehr eine Ausrede hätte, weshalb er verloren hatte. Niemand würde nach der seelischen Belastung fragen, die Lennart kurz
     vor dem Start auszustehen hatte, niemand nach seiner Angst, dass der Täter erneut zuschlagen könnte. Alle würden einfach nur
     behaupten, er sei schlecht gelaufen. Lennart begriff, dass es sich genau so verhielt. Er musste nur die Angst vor dem Täter
     abschütteln und sich auf die eigene Kraft konzentrieren. Nur! Leichter gesagt als getan. Lennart erhob sich, schüttelte die
     Beine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher