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Titel: starten durch
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Dann durften sie also bestimmt noch nicht mal den Mann entführen, den sie gerne haben wollten.

    »Ähm«, fange ich vorsichtig an, »der Mann hat natürlich die Frau entführt.«
    Frau Heinzig strahlt jetzt wie Tessa, wenn sie Cornelius tatsächlich mal wieder Geld für den hundertundachtzigsten Lippenstift abgeknöpft hat. »Sehr gut, Malea! Weiter so!«
    Haaa! Malea die Kluge! Die erste Lottokugel ist schon mal richtig. Lottospielen geht ja ganz einfach!
    Ich gucke mir die anderen merkwürdigen Ehe-Wörter an, die Frau Heinzig inzwischen an die Tafel geschrieben hat.
    »Und was verstehen wir unter einer Friedelehe?«, versucht mich unsere Geschichtslehrerin zum Weiterreden zu ermuntern.
    Ja… eine Friedelehe … hat das was mit Frieden zu tun …?
    In den James-Bond-Filmen kommt immer genau dann, wenn James Bond nicht weiterweiß, ein Helikopter von irgendwoher an und lässt entweder ein paar Bomben auf die Bösen fallen oder zumindest eine Strickleiter runter, die James Bond sich dann geschickt greift und – schwupp – ist er aus der aussichtslosen Situation gerettet. Okay, Bomben wären vielleicht ein bisschen übertrieben, aber wo bitte ist meine Strickleiter??
    Bevor ich meinen Mund aufmachen kann, um mich mutig an der Friedelehe zu probieren, klopft es an der Tür. Ist das die Strickleiter?
    Es ist – Hurra! – Herr Tormelsen, unser Hausmeister, der mit zwei kleinen Heizlüftern in der Tür steht, um uns vor dem Kältetod (und mich vor den mittelalterlichen Ehen) zu retten.
    »Hier sind die Heizungen ausgefallen?«

    Frau Heinzig lächelt auch Herrn Tormelsen allerliebst an. »Oh ja, in der Tat! Sie schickt der Himmel!«
    Und in den nächsten fünf Minuten schauen wir alle interessiert Herrn Tormelsen dabei zu, wie er die Heizlüfter im Raum aufbaut und anschließend einschaltet. Ein wohlig, warmes Rauschen ertönt. So laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen kann. Wunderbar!
    Noch wunderbarer ist das Geräusch, das wir kurz danach hören.
    PENG! ZISCH! BRUTZEL!
    »Oh, NEIN!« Das ist Frau Heinzig, der jetzt zum ersten Mal das Lächeln aus dem Gesicht fällt.
    »Mist, verdammter!« Das ist Herr Tormelsen, der die zweite James-Bond-Regel anscheinend nicht beherrscht.
    »FEUER!« Das ist Camilla. Camilla kriegt schon Schiss, wenn unsere Aurora mal ganz freundlich ein bisschen an ihr rumpicken will.
    Sofort schreien und kreischen alle durcheinander. Natürlich sind überhaupt keine Flammen zu sehen, sondern es qualmt nur etwas. Und es stinkt. Aber schreien und kreischen macht mehr Spaß als Unterricht.
    »RUHE!«, schreit Frau Heinzig in den Lärm hinein. »ALLE AUF EURE PLÄTZE!«
    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und hoffe, dass sie diese komischen Eheformen inzwischen vergessen hat.
    Wir halten uns alle die Nase zu, aber Frau Heinzig hat kein Erbarmen. Da es nun jedenfalls nicht mehr rauscht, fängt sie wieder mit ihren Königen an.
    Eins ist mal meerwasserklar: Ich werde bei der Ziehung der Lottozahlen morgen früh vermutlich nicht ganz so gut abschneiden. Mist, hätte vielleicht doch ein bisschen früher
mit dem Lernen anfangen sollen! Aber ich hatte natürlich immer so viel anderes zu tun!
    Ups, doppelter Mist! Jetzt ist sie doch wieder bei den dummen Ehen gelandet und … da fällt ihr natürlich ein …
    »Malea!« Frau Heinzig strahlt mich an wie die aufgehende Morgensonne. »Wir haben dich ja ganz vergessen! Komm schnell wieder nach vorne!«
    Erste James-Bond-Regel!
    Ohne mit der Wimper zu zucken, stehe ich auf. Doch da…
    »FEUER!«, schreit Camilla noch mal. Nur diesmal noch lauter und total panisch.
    Und dieses Mal … hat sie recht! Der eine Heizlüfter, an dem Herr Tormelsen die ganze Zeit weiter rumgefummelt hat, qualmt nun nicht mehr, nein, er brennt wirklich! Juchhu! Frau Heinzig wird uns doch wohl nicht in einem Raum mit Feuer sitzen lassen?
    »Ach du meine Güte!«, entfährt es der Lottolächelfee, und sie sieht richtig besorgt aus. »Ich glaube, jetzt wird es doch zu gefährlich hier.«
    Sie klatscht in die Hände, um sich Ruhe zu verschaffen. »Also gut, wir haben noch eine halbe Stunde übrig bis zur Pause, aber ich denke, die solltet ihr lieber in der Pausenhalle verbringen. Nach der Pause will ich euch aber pünktlich wieder hier sehen, hört ihr? Wir schreiben morgen schließlich die Arbeit und da wollt ihr doch alle gut vorbereitet sein!«
    Warum guckt sie dabei besonders mich so eindringlich an?
    »Inzwischen werden Herr Tormelsen und ich uns hier um das
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