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Titel: starten durch
Autoren: Dagmar H. Mueller
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sagte ich freundlich und schob ihm mein Schälchen rüber. »Ich bin noch total voll vom Mittagessen.«
    Und das war ich wirklich. Dafür hatten bereits zwei Bissen vollkommen genügt. (Rotkohl-Saure-Gurken-Eintopf mit Blaubeeren. Und ehrlich: Sauer macht NICHT lustig!)
    Gregory ist meine allerbeste Freundin. Aber das heißt natürlich nicht, dass ich ihm davon erzähle, was ich über Daniel denke. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er das auch nicht gerne hören würde. Beste Freundin hin oder her.
    Gregory schoss mir einen Blick wie Sturmgewitter über der Nordsee rüber. Ich lächelte zuckersüß zurück (wie das sonst nur meine Hinternwackel-Schwester Tessa und Zuckerpüppchen Kenny beherrschen).
    Iris merkte nichts. Stattdessen schaute sie strahlend in die Runde. »Prima! Wenn alle satt sind, würde ich gern noch etwas sagen. Ich habe nämlich eine Überraschung, Kinder!« Iris guckte noch strahlender. »Eine richtig dicke Überraschung!«
    Mir krampfte sich der Magen warnend zusammen. Ganz offenbar handelte es sich um etwas, das Iris für großartig hielt. Was unter den allermeisten Umständen nicht unbedingt das ist, was auch der Rest der Familie für großartig
hält. Was konnte das sein? Eine neue wundervoll exotische Nahrungsmittelkombination? (Würg!)
    Oder war ihr möglicherweise eine feste Anstellung in der Küche des kleinen Zoos bei uns in der Stadt angeboten worden? Vielleicht reagieren Wölfe und Hängebauchschweine ja dankbarer auf Iris’ Kochkünste …? Ich jedenfalls wäre mehr als dankbar für JEDE feste Stelle, die ihr angeboten wird.
    Bei dieser Vorstellung keimte etwas wie Hoffnung in mir auf und ich sah sie erwartungsvoll an. Wenn zumindest einer von unseren Eltern mal für ein paar Stunden aus dem Haus käme und uns nicht rund um die Uhr auf der Pelle hockte, hätten wir vielleicht doch noch eine klitzekleine Chance, eine halbwegs normale Familie zu werden.
    Doch Iris sagte nichts, sondern sah sich stattdessen suchend in der Küche um, so als ob sich vielleicht noch jemand unter dem Küchentisch versteckt haben könnte. Was natürlich – mal ehrlich – bei uns tatsächlich nichts Ungewöhnliches wäre.
    »Wo ist denn Rema?«, fragte sie.
    (Oh, da muss ich aber Rema verteidigen, sie sitzt wirklich nur ganz selten unter Tischen.)
    Gregory guckte für alle Fälle hilfreich suchend vom Fußboden zur Decke hoch und dann an allen Schränken entlang. (Nicht dass unsere wohlig weiche und sehr runde Rema in einen unserer schmalen Küchenschränke gepasst hätte…)
    Ich lächelte bloß schwach und äußerte die Vermutung, dass Rema ebenfalls bei Walter Walbohm drüben sein könnte.
    Über Iris’ strahlende Miene huschte ein kleiner Schatten.
»Ja, zieht denn jetzt hier einer nach dem anderen bei Walter ein?«
    Unser supernetter Nachbar Walter Walbohm hat sich wieder bereit erklärt, Tessas spanischen Freund Javier und dessen Kumpel Ramón bei sich aufzunehmen. Ganz einfach weil es bei uns im Haus – so groß es auch ist – immer noch nicht genügend Schlafplätze gibt. Der Teil des Dachstuhls, der vor zwei Monaten eingekracht ist – oder besser, den Iris und Cornelius haben einkrachen lassen –, ist ja noch nicht wieder heil.
    Das ist auch genau der Grund, warum Javier und Ramón wieder da sind. Nämlich um mit Walter zusammen endlich unser oberstes Stockwerk zu reparieren und wieder bewohnbar zu machen.
    An der besorgniserregenden Tatsache, dass Cornelius davon überzeugt ist, dass er bei dem Bau ebenfalls tatkräftig anpacken wird, arbeiten wir noch. Will sagen: Wir bemühen uns alle gemeinsam darum, Cornelius genau davon abzuhalten. Vom Anpacken nämlich. Schließlich wollen wir ein sicheres Haus haben und nicht ein Dach, das bei der ersten Hüpfseil-Attacke von Kenny und Bonbon-Bentje ein weiteres Mal einstürzt. Auch wenn Cornelius das nicht gerne hört, handwerkliche Tätigkeiten gehören nicht gerade zu seinen Stärken.
    »Ich fände es schön, wenn alle da wären«, meinte Iris eine Spur enttäuscht. »Es ist nämlich eine wirklich große Überraschung.« Nun breitete sich doch wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
    Sie fing an, die Nachtisch-Schüsseln zusammenzustellen. (Gregory hatte beide Portionen wacker verdrückt und sah erstaunlicherweise nur ganz wenig grün im Gesicht aus.)
    Iris seufzte, lächelte aber immer noch. »Na gut, dann
werde ich mich eben bis zum Abendessen gedulden müssen! Dann sind ja auch Tessa und Malea wieder da.« Sie guckte mich und Gregory an.
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