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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche
Autoren: S.L. Viehl
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greifbaren Zeitverlust.«
    »Diese molekulare Strukturveränderung … passiert das auch mit uns?«, fragte ich und schaute panisch an mir herunter.
    Dhreen grinste. »Ganz genau. Während des ganzen Fluges nimmst du keinen realen Raum ein.«
    »Hey, ich mag den realen Raum. Und ich mag es auch, ihn einzunehmen«, sagte ich.
    »Nichts, was sich im Inneren des Schiffes befindet, kann von der Veränderung ausgeschlossen werden.«
    Ich berührte vorsichtig meinen Arm. Er fühlte sich nicht immateriell an. Er fühlte sich wie ein Arm an. »Warum nicht?«
    »Sobald der Flugschild aktiviert wurde, würde das Schiff aufgrund der veränderten Struktur durch dich hindurchgleiten.« Seine unschuldigen Augen leuchteten. »Du würdest im All hängen.«
    Toll. Hätte ich nur in meinen Astrophysik-Kursen besser aufgepasst.
    Trotz der veränderten Zusammensetzung des Schiffes konnte man den realen Raum noch sehen. Ich beobachtete, wie wir ein System nach dem anderen durchflogen, wie die Planeten majestätisch anwuchsen, während wir näher kamen, und dann zu kleinen Punkten schrumpften. Sterne, die burgunderrot, mattgold und himmelblau schimmerten, verblassten zu anonymen Lichtfeldern.
    Das Universum war Gottes Schmuckkästchen, hatte Maggie mir einmal erzählt. Wir hatten uns nachts aus dem Haus geschlichen und uns auf den präzise geschnittenen Rasen gesetzt, um die Sterne zu beobachten. Er hätte eine tolle Sammlung, hatte sie hinzugefügt, aber er müsste sie dringend mal sortieren.
    Eines Tages umflog der Shuttle den Rand einer Supernova, und ich starrte auf das zerrissene Leuchten; nur Nebelfäden von diamantener Brillanz blieben nach einer epischen stellaren Explosion zurück. Es erinnerte mich an die Dämmerung auf Terra. Meine Würdigung des Phänomens schwand, als ich erkannte, dass ich diesen Himmel niemals mehr sehen würde.
    Keine Maggie mehr, keine Sonnenuntergänge und keine Nächte mehr, in denen ich die Sterne Terras beobachtete. Niemals wieder.
    Mein Interesse an den exotischen Ausblicken rund um das Schiff verschwand. Sie waren außerordentlich hübsch, aber schlussendlich gab es nur eine Welt, um die ich mich jetzt kümmern musste: Kevarzangia Zwei.
     
     
    Zu diesem Zeitpunkt war ich schon seit einigen Tagen an Bord der Bestshot , und so langsam kam Klaustrophobie auf, die ich mir selbst einredete. Nach einer Woche wusste ich deutlich mehr über den Oenrallianer. Zuerst hielt ich Abstand, aber die engen Räumlichkeiten des Schiffs sorgten dafür, dass wir mehr Zeit miteinander verbrachten. Ich erhob keinen Einwand. Ohne seine freundliche Annäherung hätte ich mich selbst in den Wahnsinn getrieben. Dhreen interessierte sich für das Leben einer terranischen Chirurgin und erzählte im Gegenzug Geschichten über seine Abenteuer als Pilot.
    »Nach zwei Wochen im Orbit entschloss ich mich also, unten mal vorbeizuschauen, warum es so lange dauerte – ein rein humanitärer Besuch natürlich, du verstehst«, erzählte Dhreen am letzten Tag unserer Reise.
    »Mit anderen Worten: Du hast Nbrekkianischen Luftraum ohne offizielle Erlaubnis verletzt«, sagte ich. Er lachte trotz Schluckauf ohne Zeichen der Reue und fuhr fort: »Und es war gut, dass ich das tat, Doc. Die gesamte Kolonie war zugedröhnt. Ein idiotischer Bürger, der außerirdische Kulturen studierte, hatte versucht, eine Schiffsladung Getreide von Außenwelt zu fermentieren. Er hat es wohl probiert, fand es lecker und hat es verteilt.« Dhreen schüttelte traurig den Kopf. »Muss ein wildes Fest gewesen sein, solange es anhielt.«
    »Dann fanden die Nbrekkianer heraus, dass sie den Alkohol nicht abbauen konnten«, erriet ich.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Dankbarkeit man für ein paar Hämotoxin-Neutralisierer erfahren kann.«
    »Du bist ein dreister Opportunist, Dhreen«, sagte ich und musste kichern, als er seine übliche Maske der Harmlosigkeit aufsetzte.
    Dhreen nahm sich eine große Portion der Mahlzeit, die ich zubereitet hatte, und probierte mit einem Grinsen. »Habe ich schon erwähnt, dass dies hier öffnungsspeichelnd ist?«
    »Das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt«, verbesserte ich ihn. Um Dhreens bedingungslose Gastfreundschaft zu vergelten, hatte ich während der vergangenen Woche einige raffiniertere Gerichte aus seinen begrenzten Nahrungsmittelvorräten gezaubert. Seine Zubereitungseinheit war, wie alles andere an Bord der Bestshot , eine Ansammlung von Schrott. Aber mit etwas origineller Programmierung konnte ich einige
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