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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche
Autoren: S.L. Viehl
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indem er in dieser Kaschemme verkehrte.
    »Hast'n Muffel, Frau?« Der Wirt wollte wissen, ob etwas nicht stimmte.
    »Der schaut blutig«, sagte ich. Er sieht zu jung aus.
    »Käpt'n is' Oenrallianer«, teilte der Mann mir mit. »Die schauen heftig blutig bis Halbzeit.« Der Pilot war ein Außerirdischer, dessen Spezies erst ab dem mittleren Lebensalter erwachsen aussah. »Ausflugste viel, Frau?«
    Ich machte gar keine Ausflüge, Punktum, das war einer der Gründe, warum ich den Piloten nicht als Fremdweltler erkannt hatte. Peinlich berührt, lächelte ich dem Wirt zum Abschied zu und machte mich auf den Weg zu dem Piloten. Er war schlaksig, blass, und mit seinem dicken, orangefarbenen Haarschopf sah der Oenrallianer immer noch eher nach einem Kind aus, das sich Papas Gleiter ausgeliehen hat, als nach einem erfahrenen Raumschiffpiloten. Die treuherzigen, bernsteinfarbenen Augen, mit denen er jetzt zu mir aufsah, unterstrichen diesen Eindruck noch.
    »'schuldigung?, glotz …«
    »Ich spreche Standardenglisch«, unterbrach er mich mit einer seltsamen Stimme.
    »Oh. Gut.« Es war eine Erleichterung, den lokalen Dialekt loszuwerden. »Darf ich Sie einen Augenblick stören?« Ich beschloss, ihm nicht die Hand zu reichen, möglicherweise hätte er diese Geste als unhöflich empfunden. »Mein Name ist Cherijo Grey Veil.«
    »Dhreen, von Oenrall«, sagte er und hob seinen Plastikbecher an die dünnen Lippen. Mit der freien Hand wies er auf den leeren Stuhl gegenüber. Ich sah fünf Finger, aber sie waren am Ende abgeflacht und wiesen keine Nägel auf. Löffelfinger, dachte ich abwesend. Ich wette, er musste sich nicht oft mit dem Standardbesteck der Terraner herumärgern.
    Ich setzte mich und atmete tief durch. Was waren das für Dinger da auf seinem Kopf? »Woher wussten Sie, dass ich Standard spreche?«
    »Du bist zu hygienisch, um von hier zu sein.« Seine Augen wanderten kurz über mich. »Was macht eine hübsche Frau wie du in dieser Gegend der Stadt?«
    »Ich brauche eine Transportmöglichkeit in den Pmoc-Quadranten.«
    »Warum?«
    »Ich wurde nach Kevarzangia Zwei versetzt.« Ich öffnete meinen Koffer und entnahm ihm die Datendisc, damit er sie begutachten konnte. Ich konnte meinen Blick nicht von den beiden runden, roten Hubbein losreißen, die unter seinem Haar hervorschauten. Hörner?
    »Warum suchst du dir nicht einen Platz auf einem der terranischen Transporter?«
    Darauf war ich vorbereitet. »Sie haben keinen Platz mehr frei, und ich muss heute aufbrechen, wenn ich das Zeitfenster für die Ankunft nicht verpassen will.« Ich setzte meine Ich-bin-ja-so-ein-Dummerchen-Miene auf. »Ich musste vor meiner Abreise noch so viel erledigen. Sie wissen ja, wie das ist. Ich habe schlichtweg vergessen zu reservieren.« Na klar, und wenn er das überprüfte, würde er herausfinden, dass ich eine schamlose Lügnerin war. Ich hoffte darauf, dass seine Geldgier das verhindern würde. »Wie teuer wäre diese Reise?«
    »Zehntausend, wenn ich mich dazu entschließe, dich mitzunehmen.« Sein Tonfall war definitiv nicht terranisch, auch wenn er die Sprache gut beherrschte. Er klang wie das verstopfte Rohr eines Sterilisators. Und er verströmte einen Geruch, der irgendwie an Ananas und Schokolade erinnerte. Er war nicht unangenehm, nur seltsam.
    »In Ordnung«, sagte ich und legte den entsprechenden Credit-Chip neben die Disc. Ich hatte gedacht, dass der Anblick dieser großen Geldmenge den Handel besiegeln würde, aber Dhreen lehnte sich nur bequem in seinem Stuhl zurück.
    »Warum eine Reise an die Grenze, Frau?« Seine Neugier wirkte oberflächlich, das machte sie gefährlich. »Nicht eben ein geläufiges Ziel für euch Terraner.«
    »Ich wurde der Kolonie als Arzt zugewiesen.« Ich zog zwei weitere Datendiscs hervor, die meine Identität und den Vertrag bestätigen konnten. So langsam füllte sich die Tischplatte.
    »Arzt?« Dhreen runzelte seine dicken Augenbrauen. »Ein Frischling wie du?«
    Ich sah älter aus als der Oenrallianer, aber nicht bedeutend älter. Außerdem war ich nach menschlichen Standards sogar für eine Frau klein, um die ein Meter fünfzig. Das hatte mir im MedTech so entzückende Spitznamen wie »Igor« und »Milliliter« eingebracht. Mein Gewicht pendelte zwischen schlank und dürr, in direkter Abhängigkeit von meinem OP-Zeitplan. Ich aß gern, ich fand nur nicht immer die Zeit dafür.
    Man konnte mich nicht unattraktiv nennen. Ich hatte eine etwas kleinere Version der ausgeprägten Nase meines Vaters
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