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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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seiner neuen Heimat geworden. Die Legion ernährte ihn, kleidete ihn ein und schenkte ihm gute Freunde. Außerdem hatte er in der Legion die Tätigkeit entdeckt, die er am besten beherrschte, und mit dem Verlangen der Jugend, einen höheren Zweck im Dasein zu finden, hatte Starbuck beschlossen, dass er dazu bestimmt war, einer der Legionsoffiziere zu sein. Er gehörte hierher.
    «Dann wünsche ich uns beiden viel Glück», sagte Bird, und Glück hatten sie beide nötig, wenn seine Vermutungen zutrafen und der Befehl zum Marsch auf Centreville zu Colonel Washington Faulconers Versuch gehörte, die Legion wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
    Es war immerhin Washington Faulconer, der die Legion Faulconer aufgestellt, nach sich selbst benannt und mit der besten Ausrüstung bedacht hatte, die er mit seinem beträchtlichen Vermögen kaufen konnte. Und dann hatte er sie in den Kampf am Ufer des Bull Runs geführt. Faulconer und sein Sohn, die beide Verwundungen davongetragen hatten, waren nach Richmond zurückgeritten und als Helden gefeiert worden, obwohl Washington Faulconer in Wahrheit bei dem Angriff der weit überlegenen Yankees nicht einmal in der Nähe der Legion gewesen war. Nun war es zu spät, um die Sache richtigzustellen: Virginia, und im Grunde der gesamte Süden, hielt Faulconer für einen Helden und forderte, dass er das Kommando über eine Brigade erhielt, und wenn das geschah, das wusste Bird, würde der Held erwarten, dass seine eigene Legion den Kern dieser Brigade darstellte.
    «Aber es ist nicht sicher, dass dieser Hundesohn seine Brigade auch bekommt, oder?», fragte Starbuck mit einem vergeblichen Versuch, ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken.
    «Es heißt, er bekommt stattdessen einen Posten in der Diplomatie», sagte Bird, «was wesentlich passender wäre, denn mein Schwager findet einen natürlichen Gefallen daran, Prinzen und Potentaten den Hintern abzulecken. Aber unsere Zeitungen sagen, er sollte General werden, und die Wünsche der Zeitungen werden von den Politikern normalerweise erfüllt. Das ist einfacher, als eigene Ideen zu entwickeln, verstehen Sie?»
    «Ich gehe das Risiko ein», sagte Starbuck. Seine Alternative bestand darin, in General Nathan Evans’ Truppenverband einzutreten und in dem Lager bei Leesburg zu bleiben, wo Evans das Kommando über die wild zusammengewürfelte konföderierte Brigade führte, die den Fluss bewachte. Starbuck mochte Evans, aber er wollte lieber bei der Legion bleiben. Die Legion war sein Zuhause, und er konnte sich im Grunde nicht vorstellen, dass das Oberkommando der konföderierten Streitkräfte Washington Faulconer zum General machen würde.
    Wieder hallte Gewehrfeuer aus dem Wald etwa drei Meilen nordwestlich. Bei dem Geräusch drehte sich Bird stirnrunzelnd um. «Da ist ja jemand äußerst eifrig.» Er klang missbilligend.
    «Vielleicht ein Geplänkel unter den Vorposten?», mutmaßte Starbuck. Während der vergangenen drei Monate hatten sich die Wachposten an den Flussufern gegenübergestanden, und auch wenn es die meiste Zeit friedlich geblieben war, versuchte gelegentlich ein neuer und energiegeladener Offizier, einen Kampf zu provozieren.
    «Ja, vermutlich nur die Vorposten», stimmte Pecker Bird zu, dann drehte er sich wieder um, weil Sergeant Major Proctor kam, um darüber Bericht zu erstatten, dass die gebrochene Wagenachse, die den Aufbruch der Legion verzögert hatte, nun wieder instand gesetzt war. «Bedeutet das, dass wir bereit zum Abmarsch sind, Sergeant Major?», fragte Bird.
    «So bereit, wie wir nur sein können, würde ich sagen.» Proctor war ein schwermütiger und argwöhnischer Mann, der überall eine Katastrophe witterte.
    «Dann rücken wir ab! Rücken wir ab!», sagte Bird heiter, und während er mit langen Schritten zur Legion ging, war eine neue Salve zu hören, nur kam sie dieses Mal nicht aus dem Wald, sondern von der Straße im Osten. Bird kämmte sich mit seinen mageren Fingern durch den langen, zerzausten Bart. «Was denken Sie?», fragte er niemand im Besonderen, ohne sich die Mühe zu machen, seine Frage klarer zu formulieren. «Vielleicht?», fuhr er mit einem Hauch Aufgeregtheit fort, und dann hallte wieder Musketengeknatter von dem Steilufer im Nordwesten herüber, und Bird ruckte mit dem Kopf vor und zurück, was üblicherweise anzeigte, dass er sich amüsierte. «Ich denke, wir warten noch ein wenig, Mr. Proctor. Wir warten noch!» Bird schnippte mit den Fingern. «Es scheint so», sagte er, «als hätten
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