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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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uns Gott und Mr. Lincoln heute eine andere Beschäftigung zugedacht. Wir werden noch abwarten.»
     
    Die vorrückenden Truppen aus Massachusetts entdeckten die Rebellen, als sie zufällig auf einen vier Mann starken Vorposten stießen, der in einer Geländerinne im unteren Bereich des Waldes kauerte. Die überraschten Rebellen feuerten als Erste, sodass sich die Männer aus Massachusetts hastig zwischen die Bäume zurückzogen. Der Rebellenposten floh in die entgegengesetzte Richtung, um Captain Duff zu suchen, den Kommandanten der Kompanie, der zunächst eine Nachricht an General Evans schickte und dann die vierzig Mann seiner Kompanie auf die Kuppe des Steilufers führte, wo sich nun einige Yankee-Tirailleure am Waldrand zeigten. Dann tauchten weitere Nordstaatler auf, so viele, dass Duff nicht mehr mitzählen konnte. «Ein ganzer Haufen von den Hundesöhnen», kommentierte einer seiner Männer, als Captain Duff seine Einheit hinter einem Koppelzaun Aufstellung nehmen ließ und Befehl gab draufloszufeuern. Rauchwolken verdichteten sich über der Zaunlinie, als die Kugeln den sanften Abhang hinaufpfiffen. Zwei Meilen hinter Duff in Leesburg wurden die Schüsse gehört, und irgendwem fiel es ein, zur Kirche zu laufen und nach der Miliz zu läuten.
    Nicht dass sich die Miliz rechtzeitig hätte sammeln können, um Captain Duff zu unterstützen, der langsam begriff, in welch dramatischer Unterzahl seine Männer aus Mississippi kämpften. Er war gezwungen, sich den Abhang hinunter zurückzuziehen, als eine Kompanie der Nordstaatentruppen seine linke Flanke bedrohte, und dieser Rückzug wurde vom Jubel der Nordstaatler und einer Musketensalve begleitet. Duffs vierzig Mann erwiderten hartnäckig das Feuer, während sie zurückwichen. Sie waren eine zerlumpte Truppe in schäbigen walnussbraunen oder schmutziggrauen Uniformen, doch ihre Schießkünste übertrafen bei weitem die ihrer Gegner aus dem Norden, von denen die meisten mit Glattlauf-Musketen ausgerüstet waren. Massachusetts hatte zwar enorme Anstrengungen unternommen, um seine Freiwilligen auszurüsten, aber es hatte nicht genügend Rifle-Gewehre für alle gegeben, und deshalb kämpfte das 15 th Massachusetts von Colonel Devens mit Musketen aus dem achtzehnten Jahrhundert. Keiner von Duffs Männern wurde getroffen, aber ihre eigenen Kugeln forderten langsam und stetig Tribut von den Nordstaaten-Tirailleuren.
    Das 20 th Massachusetts kam seinen Gefährten aus dem Bay State zu Hilfe. Beim 20 th hatten alle Rifle-Gewehre, und ihr gezielterer Beschuss zwang Duff, sich noch weiter den langen Hang hinunter zurückzuziehen. Seine vierzig Männer stiegen über einen Koppelzaun und kamen auf ein Stoppelfeld, auf dem Hafer-Kornpuppen standen. Dahinter gab es eine halbe Meile weit keine Deckung mehr, und Duff wollte die Yankees nicht zu viel Boden gewinnen lassen, also ließ er seine Männer mitten auf dem Feld halten und befahl ihnen, die Bastarde zu stoppen. Duffs Männer waren bei weitem in der Unterzahl, aber sie kamen aus den Countys Pike und Chickasaw, und deswegen glaubte Duff, sie müssten es mit jedem Soldaten in Amerika aufnehmen können. «Schätze, wir müssen diesem unfähigen Gesindel eine Lektion erteilen, Jungs», sagte Duff.
    «Nein, Captain! Das sind Rebellen! Sehen Sie!», rief einer seiner Männer warnend und deutete zum Waldrand, an dem gerade eine Kompanie grau uniformierter Soldaten aufgetaucht war. Duff starrte entsetzt dorthin. Hatte er etwa auf seine eigenen Leute geschossen? Die vorrückenden Männer hatten lange, graue Mäntel an. Der Offizier, der sie anführte, trug seinen Mantel offen und hatte sein Schwert gezogen, um im Gehen das Unkraut niederzumähen, als wäre er auf einem Spaziergang.
    Duff spürte, wie sein Kampfeswille nachließ. Sein Mund war trocken, ihm war übel, und in seinem Oberschenkel zuckte unaufhörlich ein Muskel. Der Beschuss über den Hang war erstorben, während die Kompanie in den grauen Mänteln weiter auf das Haferfeld herunter vorrückte. Duff hob die Hand und rief die Fremden an. «Halt!»
    «Freunde!», rief einer der Männer in den grauen Mänteln zurück. Die Kompanie bestand aus sechzig bis siebzig Männern, die lange, schimmernde Bajonette auf ihre Gewehre gepflanzt hatten.
    «Halt!», versuchte es Duff erneut.
    «Wir sind Freunde!», rief ein Mann zurück. Duff sah die Nervosität in ihren Mienen. Im Gesicht eines Mannes zuckte ein Wangenmuskel, während ein anderer immer wieder zu einem schnurrbärtigen
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