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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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Sergeant hinübersah, der stur an der Flanke der vorrückenden Kompanie marschierte.
    «Halt!», rief Duff noch einmal. Einer seiner Männer spuckte aus.
    «Wir sind Freunde!», riefen die Nordstaatler wieder. Der Mantel ihres Kommandooffiziers war scharlachrot gefüttert, aber Duff konnte die Farbe seiner Uniform nicht erkennen, weil die Sonne hinter den Fremden stand.
    «Das sind keine Freunde von uns, Cap’n!», sagte einer von Duffs Männern. Duff wünschte, er wäre da auch so sicher. Gott im Himmel, was, wenn diese Männer Verbündete waren? War er dabei, einen Befehl zum Morden zu geben? «Ich befehle Ihnen anzuhalten!», rief er, doch die vorrückenden Männer gehorchten nicht, und daher rief Duff seinen Männern zu, sie sollten anlegen.
    Vierzig Gewehre wurden an vierzig Schultern gehoben.
    «Freunde!», rief eine Nordstaatenstimme. Die zwei Einheiten waren nun noch etwa fünfzig Schritt voneinander entfernt, und Duff hörte die Stiefel der Nordstaatler knirschend und brechend in den Haferstoppeln.
    «Das sind keine Freunde, Cap’n!», beharrte einer der Männer aus Mississippi, und im selben Moment stolperte der vorrückende Offizier, und Duff erhaschte einen klaren Blick auf die Uniform unter dem scharlachrot gefütterten grauen Mantel. Die Uniform war blau.
    «Feuer!», rief Duff, und die Salve der Südstaatler knackte wie brennendes Röhricht, und ein Nordstaatler schrie auf, als ihn die Kugeln eines Rebellen trafen.
    «Feuer!», rief ein Nordstaatler, und die Kugeln aus Massachusetts peitschten durch die Rauchbank.
    «Weiterschießen!», rief Duff und leerte seinen Revolver in den Pulverrauch, der nun schon das Feld verhüllte. Seine Männer hatten hinter den Kornpuppen Deckung gesucht und luden immer wieder ihre Gewehre nach. Die Nordstaatler taten das Gleiche, mit Ausnahme eines Mannes, der zuckend und blutend auf dem Boden lag. Zu Duffs rechter Seite, etwas höher auf dem Hang, waren noch mehr Yankees, aber um die konnte er sich nicht kümmern. Er hatte entschieden, hier Stellung zu beziehen, genau in der Mitte des Haferfeldes, und jetzt würde er so lange gegen diese Bastarde kämpfen müssen, bis eine Seite nicht mehr länger durchhielt.
    Sechs Meilen entfernt, bei Edwards Ferry, hatten noch mehr Nordstaatler über den Potomac gesetzt und die Mautstraße nach Centreville blockiert. Nathan Evans, der deshalb zwischen den beiden einmarschierenden Truppenverbänden festsaß, weigerte sich, übertriebene Aufregung zu zeigen. «Einer lenkt dich ab, und der andere kommt von hinten, so geht es doch, oder, Boston?» «Boston» war sein Spitzname für Starbuck. Sie hatten sich bei Manassas kennengelernt, wo Evans die Konföderation gerettet hatte, indem er den Angriff des Nordens aufhielt, bis sich die Kampflinie der Rebellen neu formierte. «Lügende, stehlende, Kirchenlieder singende Bastarde», sagte Evans jetzt und meinte damit offenkundig die gesamte Armee der Nordstaaten. Er war mit dem Befehl zur Legion Faulconer geritten, dass sie bleiben sollte, wo sie war, nur um festzustellen, dass Thaddeus Bird diesen Befehl bereits vorweggenommen hatte, indem er den Abmarsch der Legion widerrief. Jetzt neigte Evans sein Ohr in den Wind und versuchte an der Heftigkeit des Gewehrfeuers abzuschätzen, von welcher Seite die größere Gefahr drohte. Die Kirchenglocke in Leesburg läutete noch immer, um die Miliz zusammenzurufen. «Du bleibst also nicht bei mir, Boston?», bemerkte Evans.
    «Mir gefällt es, ein Kompanieoffizier zu sein, Sir.»
    Evans knurrte irgendetwas, doch Starbuck war keineswegs sicher, dass der kleine Offizier, dessen unflätige Ausdrucksweise berüchtigt war, seine Antwort überhaupt gehört hatte. Stattdessen lauschte Evans aufmerksam den konkurrierenden Geräuschen der zwei Einfälle durch die Nordstaatler. Otto, sein deutscher Ordonanzoffizier, dessen wichtigste Pflicht darin bestand, ein Fässchen Whiskey zur Erfrischung des Generals herumzutragen, lauschte ebenfalls auf das Gewehrfeuer, sodass die Köpfe der beiden Männer zeitgleich hin und her zuckten. Evans hörte als Erster damit auf und schnippte mit den Fingern nach einem Tropfen Whiskey. Er leerte den Zinnbecher, dann richtete er seinen Blick wieder auf Bird. «Sie bleiben hier, Pecker. Sie sind meine Reserveeinheit. Ich glaube nicht, dass es viele von den Bastarden sind, dafür machen sie nicht genug Lärm, also können wir genauso gut bleiben, wo wir sind, und abwarten, ob wir den Bastarden eine blutige Nase verpassen können.
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