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Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Titel: Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben
Autoren: Christoph Fromm
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beschweren, aber der war mit seiner Abteilung bereits im Wald verschwunden.
    Wider Erwarten blieb es die ganze Nacht über ruhig. Nur die Stechmücken fielen in dichten Wolken über sie her. Langsam näherten sie sich den Planquadraten, in denen sich die Dörfer befinden sollten. In regelmäßigen Abständen vernahm der Leutnant die Stimme des Sturmbannführers über Funk. Mit knappen Worten wurden Positionen durchgegeben und Befehle erteilt.
    Dann gab es plötzlich mehrere schwere Explosionen und kurzes, heftiges Gewehrfeuer links vor ihnen. Der Funkkontakt riss ab, der Kosaken-Hetman wollte umd rehen. Leutnant von Wetzland befahl, vorsichtig weiterzugehen. Es kam nicht infrage, den Sturmbannführer und dessen Abteilung im Stich zu lassen.
    Erneut versuchte er Funkkon takt herzustellen, ohne Erfolg.
    Plötzlich wurden sie ebenfalls beschossen. Hans von Wetzland sah im Schein einer abgefeuerten Leuchtkugel einen der Partisanen zwischen den Bäumen knien und feuerte. Der Partisan lief davon, stolperte, ein Ast wischte ihm die Mütze vom Kopf, und erschrocken sah der Leutnant, wie ihm langes Haar auf die Schultern fiel, ehe er zwischen den Bäumen verschwand. Er hatte auf eine Frau geschossen!
    Von dem Platz, an dem sie ge kniet hatte, drangen die Schmerzensschreie eines Verwundeten. Vorsichtig pirschten sie sich näher. Rollo griff nach einer Handgranate, doch der Leutnant hielt ihn am Arm fest. »Lassen Sie das!« Er wandte sich an den Kosaken-Hetman. »Machen Sie dem Mann klar, dass er sich ergeben soll.«
    Der Hetman starrte ihn überrascht an.
    »Das ist ein Befehl!«, sagte von Wetzland scharf. Er war fest entschlossen, zu den zivilisierten Formen der Kriegsführung zurückzukehren.
    Der Kosake zuckte mit den Achseln und rief etwas.
    »Wollen Sie ihm vielleicht auch noch die Flossen verbinden«, zischte Rollo, »damit er das nächste Mal noch besser …«
    Das Krachen eines Schusses s chnitt ihm das Wort ab. Der Verwundete hatte sich selbst getötet.
    »Sehen Sie, Herr Leutnant«, sagte Rollo. »Die wissen schon, was gut für sie ist.« Demonstrativ ließ er den Leutnant stehen und marschierte weiter.
    Hans von Wetzland war über d ie Gefühllosigkeit seiner Untergebenen empört. Völlig verroht. Er war froh, mitgekommen zu sein, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern, und hoffte, möglichst bald wieder mit Sturmbannführer Roschmann Verbindung zu bekommen.
    Im Frühnebel tauchte in einer kleinen Senke eines der Dörfer vor ihnen auf.

 
     
     
     
     
     
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    D er Nebel vermischte sich mit dem Rauch brennender Holzhütten, dann hörten sie Schreie, Schüsse. Sie pirschten sich vorsichtig heran, blickten sich nervös um. Nichts zu sehen, dafür umso mehr zu hören. Der Rauch biss in den Augen. Der Leutnant suchte erneut Funkkontakt zu Roschmanns Einheit, wieder ohne Erfolg. Für Rollo gab es nur eine Erklärung: »Die Partisanenschweine legen ihre eigenen Leute um.«
    Angstvoll sicherten Fritz und Edgar nach allen Seiten. Keine zehn Meter weit sah man in dem verdammten Rauch.
    »Das ist ’n Scheiß hier«, sagte Fritz. »Lass uns abhauen!«
    Edgar stimmte zu. Die Kameraden waren so oder so erledigt, denen konnte keiner mehr helfen. »Der Iwan is ’ne linke Sau, das is ’ne Falle …«
    »Ruhe!« Sie sahen den Leutnant überrascht an. »Beisser, Flanken sichern. Reiser und Rohleder, erstes Haus durchsuchen. Wir geben Feuerschutz.«
    Rollo sprang auf, Edgar und Fritz zögerten.
    Der Leutnant war plötzlich ganz ruhig. Er hatte sich und damit auch seine Untergebenen endlich wieder im Griff. Er würde ihnen zeigen, dass er nicht nur auf dem Kasernenhof führen konnte. »Ihr wolltet diesen Ausflug machen, jetzt führt den Auftrag auch zu Ende. Jede Hütte wird durchsucht. Reiser …«
    Er wurde durch MPi-Feuer unterbrochen, die vier Soldaten spritzten auseinander, schossen zurück. Im Qualm waren schemenhaft Gestalten zu erkennen. Rollo schoss auf eine, traf, man hörte Geschrei.
    »Da sind noch mehr von den Ratten!«, hörte der Leutnant jemanden von vorn rufen.
    »Wirf ihnen ’n Ei zu!«, rief ein anderer.
    Von Wetzland begriff. Sie waren auf Teile von Roschmanns Einheit gestoßen. »Nicht schießen! Zug von Wetzland!«
    Durch den Qualm sprang ein Soldat in der Uniform der Waffen-SS auf Rollo zu und schlug ihm zur Begrüßung ins Gesicht.
    »Du dumme Sau, schau dir an, was du angerichtet hast!« Er versetzte Rollo einen Fußtritt, der ihn mit dem Gesicht neben ein Mitglied des Sicherheitsdienstes
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