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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
Autoren: Armistead Maupin
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denn das Hausboot warm?‹, und da gafft mich das Arschloch bloß an, als wär ich irgend ’ne Nutte von der Market Street oder was. Weißt du, als würd er mich nicht mal erkennen. Ich bin mir vorgekommen wie der letzte Dreck. «
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Deshalb hab ich dann gesagt: ›Connie Bradshaw von den Friendly Skies of United.‹ Bloß hab ich es … in einem richtig zickigen Ton gesagt, damit er’s auch schnallt.«
    »Hat er aber nicht?«
    »Nein, verdammt noch mal! Er sitzt bloß da in seiner Hochnäsigkeit und glotzt stoned durch die Gegend. Schließlich bietet er mir einen Platz an, und dann macht er mich mit diesem Danny bekannt, einem Freund von ihm. Danach steht das Arschloch einfach auf und geht raus, und mich läßt er mit diesem Danny allein. Der hatte grade so ein Therapiewochenende hinter sich, und da hat er mich dann vollgelabert mit lauter Scheiß von Abstand zum Selbst gewinnen und so.«
    »O Gott. Und was hast du gemacht?«
    »Was konnte ich schon machen? Ich bin mit Danny nach Hause gegangen. Sollte ich etwa zulassen, daß er mich auch sitzenläßt und ich dann allein meine Salzstangen mampfe? Nein! Es gibt schließlich so was wie Stolz!«
    »Richtig.«
    »Jedenfalls hat Danny eine wirklich süße Wohnung in Mill Valley, mit Redwoodtäfelung und ganz viel farbigem Glas und so, aber er ist total besessen von der Ökologie. Kaum hatten wir einen Joint geraucht, brabbelte er mir auch schon einen vor über die Rettung der Wale in Mendocino und über die Zerstörung der Ozonschicht durch Intimspray für Frauen.«
    »Was?«
    »Du weißt schon. Spraydosen. Und diese dämliche Ozonschicht. Auf jeden Fall war ich da schon ziemlich stoned, und dann hab ich gesagt, daß meiner Meinung nach jede Frau das unveräußerbare … das unveräußerliche Recht … Wie heißt es denn nun?«
    »Unveräußerlich.«
    »Das unveräußerliche Recht hat, Intimspray zu benutzen, wenn sie das möchte, Ozonschicht hin oder her!«
    »Und …?«
    »Und er hat gesagt, nur weil ich die etwas bizarre Vorstellung habe, daß meine … na, du weißt schon … schlecht riecht, ist das noch lange kein Grund, den Rest der Welt der ultravioletten Strahlung und dem Hautkrebs auszusetzen. Oder so was in der Art.«
    »Na … das war ja ein erquicklicher Abend.«
    »Dieser Kerl ist doch einfach unglaublich. Nicht nur, daß er mich mit diesem ganzen Ökoscheiß überzieht, nein … es passiert noch nicht mal was.«
    »Es ist nichts passiert?«
    »Nichts. Null. Er kutschiert mich den ganzen Weg über die Brücke, und bloß zum Quatschen. Er sagt, er will zu mir als Person einen Bezug herstellen. Pah!«
    »Und … Was hast du gesagt?«
    »Ich hab ihm gesagt, er soll mich nach Hause fahren. Und weißt du, was er da gesagt hat?«
    Mary Ann schüttelte den Kopf.
    »Er hat gesagt: ›Tut mir leid, daß du umsonst gesprayt hast.‹«
     
    Ein paar Stunden später zog Mary Ann von Connies Wohnung in die Barbary Lane 28 um. Ihr Umzugsgut bestand aus einem Rucksack. Connie war erkennbar deprimiert.
    »Du kommst mich doch mal besuchen, oder?«
    »Klar. Und du mußt zu mir auf Besuch kommen.«
    »Hand aufs Herz?«
    »Hand aufs Herz.« Beide glaubten nicht daran.
Bewerbungstaktik
    Anihrem ersten Vormittag in der Barbary Lane suchte Mary Ann im Branchenbuch nach dem Schlüssel zu ihrer Zukunft. Laut einer großformatigen, mit Gänseblümchen verzierten Anzeige war die Metropolitan Employment Agency eine »individuelle Arbeitsvermittlung, der Ihre Zukunft am Herzen liegt«.
    Das hörte sich gut an. Zuverlässig und doch mitfühlend.
    Mary Ann schlang ein Instant Breakfast runter, zog ihr dezentes marineblaues Kostüm an und stieg in den 41er Union Richtung Montgomery Street. Ihr Horoskop versprach an diesem Tag »unvergleichliche Möglichkeiten für Sie, wenn Sie den Stier bei den Hörnern packen«.
    Die Agentur befand sich im vierten Stock eines gelb verklinkerten Gebäudes, in dem es nach Zigarren und Salmiakgeist roch. Jemand mit einem Auge für zeitgenössische Kaliforniensia hatte die Wände des Wartezimmers mit Jugendstilplakaten und einem aus Treibholz und Kupfer gefertigten Relief einer fliegenden Möwe geschmückt.
    Mary Ann setzte sich. Da niemand zu sehen war, griff sie nach einem Heft der Zeitschrift Office Management. Sie las gerade einen Artikel über Avocadozucht im Büro, als aus einem Nebenraum eine Frau auftauchte.
    »Haben Sie schon ein Formular ausgefüllt?«
    »Nein. Ich wußte nicht …«
    »Auf dem Pult dort. Ich kann
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