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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
Autoren: Armistead Maupin
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gerade von Macy’s gesprochen?«
    »Laß mich zu Ende erzählen. Ich bin zu Loehmann’s gefahren, weil ich für Helen zu Weihnachten etwas Hübsches kaufen wollte, und Loehmann’s führt ganz entzückende Designerstücke von Anne Klein, Beene Bag, Blassport …«
    »Frannie.«
    »Die Erklärung ist notwendig, Edgar! Bei Loehmann’s gibt es also diese reizenden Kleider. Nur muß man wissen, daß vor dem Verkauf immer alle Markenschilder rausgetrennt werden, weil es die Überschußproduktion ist, die man dort praktisch umsonst kaufen kann … Und weil ich Helen zwar toll, aber auch nicht zu toll finde, kam mir die Idee, ihr diesen exquisiten Calvin-Klein-Kapuzenpullover aus Kaschmir zu schenken. Er hatte zwar kein Markenschild mehr, aber ich konnte trotzdem sehen, daß er von Calvin Klein ist, weil er das GJG drin hat.«
    Edgar kapitulierte und ließ es über sich ergehen. »Was ist das GJG?« fragte er höflich.
    »Das ist der Code. Aber es ist natürlich ziemlich schäbig, seiner besten Freundin einen Pullover ohne Markenschild zu schenken, und deshalb habe ich bei Loehmann’s gefragt, ob sie überzählige Schilder dahaben. Man hat mir gesagt, daß sie alle schon beim Hersteller rausgetrennt werden, so daß …«
    »Macy’s, Frannie!«
    »Dazu komme ich ja gerade. Ich bin also zu Macy’s gegangen … das heißt, nicht eigentlich zu Macy’s, sondern in diesen neuen Laden am Union Square, der einfach Shop heißt, und dort habe ich mir ein paar Calvin-Klein-Pullover rausgesucht … Im Umkleideraum habe ich dann bemerkt, daß eines der Markenschilder so lose war, daß es fast schon runterfiel, und deshalb habe ich dann meine Nagelschere rausgeholt und …«
    »Ach du lieber Gott!«
    »Tu nicht so frömmlerisch, Edgar! Die haben Hunderte davon, und ich wollte doch nur … Als dann diese Verkäuferin reingeplatzt kam, so eine schreckliche kleine Südamerikanerin, hätte man denken können, ich wäre eine Diebin oder so was!«
     
    Gleich nachdem Frannie aufgelegt hatte, hing Edgar schon wieder am Telefon.
    »Anna?«
    »Hallo.«
    »Ich muß dich sehen, Anna.«
    »Edgar … ich glaube nicht, daß …«
    »Keine Widerrede. Ich möchte dir etwas zeigen.«
    »Was?«
    »Das wirst du schon sehen. Ich hole dich morgen nach dem Frühstück ab.«
    »Was ist mit Mr. Williams?«
    »Der kommt erst gegen sechs. Und bis dahin sind wir längst zurück.«
Hausfriedensbruch
    Einen Tag vor Heiligabend rief Michael Mona in Pacific Heights an.
    »Na, Babycakes!«
    »Mouse!«
    »Hör auf, mich Mouse zu nennen! Ich dachte, du wolltest eine Lesbe werden und keine Einsiedlerin! Kannst du mir mal sagen, wo du die ganze Zeit gesteckt hast?«
    »Mouse … es tut mir leid … Aber ich mußte mich an so viel Neues gewöhnen …«
    »Das kann ich mir vorstellen. Es ist ja auch schrecklich anstrengend, einen auf elegant zu machen. Ich hab das ja mal selbst für drei Tage in Laguna Beach ausprobiert … und ich wäre fast an einer Überdosis Kaftane eingegangen.«
    Mona mußte lachen. »Du hast mir gefehlt, Mouse. Du hast mir wirklich gefehlt.«
    »Dann beweis es doch und komm zu Mrs. Madrigals Fete.«
    »Wann?«
    »Morgen abend.«
    »Da kann ich nicht. O Gott … an morgen abend will ich noch nicht mal denken. «
    »Warum?«
    »D’ors Eltern kommen zum Essen.«
    »Meine Fresse … so richtig mit Schwiegereltern und so! D’or muß der totale Knüller sein!«
    »Sie weiß noch nicht mal was davon.«
    »Sie …? Was hast du denn da wieder ausgeheckt, Babycakes?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte. Es genügt ja wohl, wenn ich sage, daß ich fast durchdrehe.«
    »Mrs. Madrigal wird enttäuscht sein.«
    »Ich weiß. Und es tut mir auch leid.«
    »Vielleicht rufst du sie ja noch an oder so. Ich glaube, sie bildet sich ein, daß du … sauer bist auf sie.«
    »Wie kommt sie denn auf …?«
    »Du hast dich schon seit Wochen nicht bei ihr gemeldet, Mona.«
    »Danke für die Schuldgefühle.«
    »Es geht doch nicht um Schuldgefühle. Sie hat mich gebeten, dich anzurufen. Du fehlst ihr nämlich.«
    Schweigen.
    »Ich werde ihr das mit eurer Esseneinladung erklären. Dafür hat sie sicher Verständnis. Aber du rufst sie an, okay?«
    »Okay.« Ihre Stimme klang ungewöhnlich kraftlos.
    »Fühlst du dich denn auch wohl, Babycakes?«
    »Mouse … ich glaube, D’or hat Drogenprobleme.«
    Michael mußte schallend lachen.
    »Ich mache keine Späße, Mouse!«
    »Was ist denn los? Klaut sie dir etwa deine Quaaludes?«
    »Nur zu deiner Information, du
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