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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
Autoren: Armistead Maupin
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angesagt. Aber ich wollte dich eigentlich was fragen, Cheryl … Hast du Lust auf eine Weihnachtsparty?«
    »Wann?«
    »An Heiligabend.«
    »Oh … ich würde liebend gern mitkommen, aber Larry hat uns zum Truthahnessen mit allem Drum und Dran in Rickey’s Hyatt House eingeladen.«
    »Oh.«
    »Ich könnte aber mit Larry reden. Vielleicht macht es ihm nichts aus, wenn du mitkommst.«
    »Ist schon okay.«
    »Es tut mir schrecklich leid, daß du ausgerechnet am Heiligen Abend allein …«
    »Allein sein werde ich sicher nicht, Cheryl.«
    »Ich würde ja sonst versuchen, mich freizumachen, aber Larry hat für hinterher auch schon Mateus reservieren lassen.«
    »Der gute Larry denkt wirklich an alles.«
    »Ja. Er ist total nett.«
    »Na, dann wünsch ich dir, daß du auch so einen findest … so ein spießiges reiches Arschloch, das alles für dich bezahlt … den Mateus und … die protzigen Möbel und … die Speichenfelgen und …«
    »Du bist immer noch der gleiche Drecksack wie früher, weißt du das?«
    »Und du bist immer noch so emanzipiert wie ein Hamster.«
    »Ich habe nie behauptet, daß ich emanzipiert bin!«
    »Es würde sowieso keiner glauben!«
    »Weißt du, daß du mir furchtbar leid tust?«
    »Mir geht’s mit dir nicht anders.«
    »Du kannst Frauen nicht ausstehen, was?«
    »Hältst du dich etwa für eine Frau?«
    Sie knallte den Hörer auf.
     
    »Connie?«
    »Bleib mal dran. Ich muß die Musik leiser stellen.« Die Ray Conniff Singers schlachteten im Hintergrund gerade den »Little Drummer Boy«.
    »Hallo« sagte sie, als sie zurück war. »Wer ist dran?«
    »Dein Geburtstagsgeschenk.«
    »Byron?«
    »Brian.«
    »Oh … Entschuldige. Wir haben uns ja lange nicht gesehen?«
    »Ja. Weißt du … vielleicht wird es ja eine stinklangweilige Sache, aber ich bin zu der Weihnachtsparty eingeladen, die meine Vermieterin gibt, und … na ja, deshalb ruf ich an.«
    Schweigen.
    »Was sagst du dazu?«
    »War das eine Einladung, Brian?« – »Ja.«
    »Aha. Für wann?«
    »Äh … für den Vierundzwanzigsten.«
    »Bleibst du mal eben dran?« Sie legte kurz den Hörer zur Seite. »Geht klar«, sagte sie schließlich. »Der Vierundzwanzigste paßt.«
Am Scheideweg
    Bei Perry’s war es an diesem Tag mittags noch voller als sonst.
    Beauchamp drängelte sich bis ans hintere Ende der Bar durch und nickte dem Empfangschef im blauen Blazer zu.
    »Ich bin mit einem Freund verabredet«, erklärte er.
    Jon erwartete ihn an einem Tisch in dem kleinen rückwärtigen Hof.
    »Entschuldige«, sagte Beauchamp. »Ich hatte mal wieder mit den Strumpfhosen zu tun.«
    Der Gynäkologe lächelte. »Du versuchst also immer noch, mir mein Geschäft zu verderben, hm?«
    »Das ist ja lustig. Von der Seite habe ich das noch gar nie betrachtet.«
    »Ich habe dir einen Bullshot bestellt.«
    »Wunderbar.«
    »Ich kann aber nicht lange bleiben, Beauchamp.«
    »Kein Problem. Ich muß auch bald weg.«
    »Ich finde das hier sowieso keine gute Idee.«
    Beauchamp runzelte die Stirn. »Aber es spricht doch wirklich nichts dagegen, wenn sich zwei Männer …«
    »Spricht eine Ehefrau für dich nicht dagegen?«
    »Fang nicht schon wieder damit an!«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Und überhaupt … Warum solltest du dir Gedanken machen, wenn ich es nicht mal tue? DeDe hat doch keine Ahnung, wer du bist. Du könntest sonstwer sein. Du könntest ein Freund aus dem Club sein.«
    »Darum geht es auch nicht.«
    »Und worum geht es dann …? «
    »Kann ich jetzt Ihre Bestellung aufnehmen?« Die Bullshots waren da, und mit ihnen ein Kellner, dessen grüne Augen und braune Locken beide Männer vorübergehend von der aktuellen Krise ablenkten.
    Beauchamp wurde rot und nahm das Erstbeste, das er auf der Karte sah. »Ja. Einmal Schäferpastete.«
    »Für mich auch«, ergänzte Jon.
    Der Kellner ging ohne ein weiteres Wort.
    »So ein Affe«, beschwerte sich Beauchamp.
    Jon zuckte mit den Schultern. »Aber hübsch.«
    »Darauf achtest du wohl immer, was?«
    »Du etwa nicht?«
    »Nicht, wenn ich mit jemand zusammen bin, der mir etwas bedeutet!«
    Jon schaute in sein Glas. »Ich glaube, du erwartest zuviel von mir, Beauchamp.«
    Schweigen.
    »Ich denke, wir sollten es … dabei belassen.«
    »Und das war’s dann? Einfach so?«
    »Das war’s nicht ›einfach so‹, und das weißt du auch. Das hat sich schon seit längerer Zeit angebahnt.«
    »Es ist wegen DeDe, nicht?«
    »Nein. Jedenfalls nicht nur.«
    »Weswegen dann?«
    »Ich bin mir nicht ganz
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