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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis
Autoren: Thomas Greanias
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dass Doktor Serghetti sie für mich aufgehoben hat. Ich hoffe, Sie haben sie so wie besprochen ersetzt.«
    »Ja, ich habe ihr wieder genau so eine eingepackt und dazu das kleine Geschenk von Ihnen hineingesteckt«, sagte sie. »Ich komme gleich mit dem Kaffee zurück.«
    »Danke«, sagte er, als die Krankenschwester hinausging.
    Er sah die Thermosflasche nachdenklich an und nahm dann unbeholfen den Hörer zwischen seine verbundenen Hände.
    Mercedes, die Produzentin von ›Rätsel des Altertums‹ aus Los Angeles, lachte ins Telefon. Ihre letzte Begegnung in Nazca war vergessen und vergeben. »Ich habe gerade die Nachrichten im Internet gesehen«, sagte sie. »Was ist da unten passiert? Ist alles in Ordnung?«
    Conrad drückte den Hörer an seine unversehrte Schulter. Seltsamerweise war er irgendwie zufrieden. »Mir geht's gut, Mercedes.«
    »Super. Wann sind Sie wieder einsatzfähig?«
    Die Tür ging einen Spalt auf, und Conrad sah, dass draußen zwei Militärpolizisten der Navy Wache standen. »Lassen Sie mir noch ein paar Tage Zeit. Warum fragen Sie?«
    »Die Reißer im Fernsehen sind jetzt vorbei, und die Sender brauchen Lückenfüller. Wir haben uns eine Sondersendung direkt auf Ihrer Wellenlänge ausgedacht. ›Luxor‹ – wie hört sich das an?«
    Conrad seufzte. »Schon da gewesen, alles abgehakt.«
    »Stellen Sie sich doch mal vor, Sie stehen auf den Überresten einer Sklavenstadt«, sagte Mercedes. »Sie enthüllen der Welt, dass der Exodus tatsächlich stattgefunden hat. Als Beweis haben wir sogar eine Statuette von Ramses II. aus der 19. ägyptischen Dynastie. Sie kriegen das doppelte Honorar. Sie müssen nur die Sache mit den Ägyptern wieder ausbügeln. Wann können Sie anfangen?«
    Conrad überlegte. »Nächsten Monat«, antwortete er schließlich. »Ich muss erst mal nach Washington.«
    »Klasse. Übrigens, diese Antarktis-Geschichte. Kann man da was draus machen?«
    »Nein, Mercedes«, sagte Conrad langsam. »Nichts zu holen.«

40
3. Tag danach Rom
    Bei Eintritt der Dunkelheit landete Serenas Maschine aus Sydney in Rom. Sie wurde von Benito mit der schwarzen Limousine abgeholt und zur Berichterstattung beim Papst in den Vatikan gebracht. Fast bis drei Uhr morgens sprachen sie unter vier Augen. Schließlich legte Seine Heiligkeit ihr die zitternden Hände auf die Stirn und sprach ein kurzes Gebet.
    »Gut gemacht«, sagte er einfach. »Die Stadt ist verschwunden, die Amerikaner kennen nur die halbe Wahrheit und werden sie für sich behalten. Und die Vereinten Nationen können ihre Kräfte jetzt für produktivere Dinge einsetzen. Da es Oberst Zawas nun nicht mehr gibt, ist das ganze Beweismaterial vernichtet.«
    Im Großen und Ganzen stimmte das, dachte Serena. Aber ihre Erinnerung war trotzdem noch da. Sie hatte ihre Zweifel, dass sie die jemals würde auslöschen können.
    Der Papst blickte ihr in die Augen. »Und was ist mit Doktor Yeats?«
    »Er wird nichts preisgeben. Und wenn, wird ihm niemand glauben. Ich habe seine Digitalkamera und die Sonchis-Karte.«
    Serena holte die grüne Thermosflasche aus ihrem Rucksack. Der Papst beugte sich erwartungsvoll nach vorn, als sie die Ummantelung umgriff. Aber sie runzelte auf einmal die Stirn. Es gab keine äußere Hülle. Es war eine andere Thermosflasche.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte der Papst.
    Serena dachte an ihren Besuch an Conrads Bett und an den Abschied mit Tränen in den Augen. »Er hat sie gestohlen!«
    Ein breites Grinsen legte sich über das kantige Gesicht des Papstes, und er fing laut an zu lachen. So hatte sie ihn noch nie lachen gehört. Er musste sogar husten, weshalb sie ihm behutsam auf den Rücken klopfte.
    Serena war unklar, was da so lustig sein sollte. »Ich verspreche, dass ich Mittel und Wege finden werde, um die Karte zurückzuholen.«
    Der Papst, der jetzt wieder normal atmete, winkte mit seiner knotigen Hand ab. »Genau das will er doch erreichen, Schwester Serghetti.«
    »Schwester?«, wiederholte sie. »Heiliger Vater, ich bin …«
    »… wieder aufgenommen, wenn Sie das möchten.«
    Serena überlegte. Das war ein unglaubliches Angebot, eine zweite Chance, wie sie sich in ihrem Leben nie wieder ergeben würde.
    »Aber warum, Heiliger Vater? Warum ausgerechnet jetzt?«
    »Ich lebe nicht mehr lange, Schwester Serghetti. Und ich weiß nicht, wer mein Nachfolger sein wird. Aber solange Gott mich auf Erden behält, werde ich Ihnen alle Privilegien einer solchen Wiedereinsetzung zukommen lassen, einschließlich des freien
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