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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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wollten dir ein Angebot machen. Wir wollten dir die Gelegenheit geben, der Gruppe beizutreten. Du bist klug und mutig. Nutze die Fähigkeiten für eine bessere Welt.“
    Unwillkürlich fiel ihr die Stelle aus Peter Pan ein, wo Kapitän Hook Wendy und den verlorenen Jungen verspricht, sie zu verschonen, wenn sie sich ihm anschließen und Piraten würden. Sie hatte Wendy immer dafür bewundert, wie sie im Angesicht des Todes zu ihren Überzeugungen stand.
    Wendy war nicht gestorben. Peter hatte sie gerettet.
    Aber zu ihr würde kein Peter Pan kommen. Ihr blieben nur der Mut und die eigenen Überzeugungen.
    „Du hast drei Minuten, um dich zu entscheiden, Avery.“ Er stellte seine Uhr. „Und die Zeit läuft.“

58. KAPITEL
    Hunter hockte hinter der teilweise eingestürzten Wand und lauschte schwitzend Avery und seinem Bruder. Drei Minuten. Mist!
    Er schloss die Augen und versuchte, nicht daran zu denken, welches Bild sich im Nebenraum bot: Leichen. Mordopfer.
    Von denen mein Bruder annimmt, dass sie leben!
    Wenn er darüber nachdächte, würde er durchdrehen. Und wenn er sich bewusst machte, was aus seinem Bruder geworden war, würde er genauso durchdrehen. Doch sich vorzustellen, wie Avery an den Stuhl gefesselt war, brächte ihn völlig aus dem Gleichgewicht.
    Er brauchte einen Plan. Matt zur Vernunft zu bringen, schied als Möglichkeit aus, das war offensichtlich. Was blieb da noch? Mit gezückter Waffe losstürmen?
    Das fehlte ihm noch. Aber es war seine einzige Chance.
    „Die Zeit ist abgelaufen, Avery. Bist du für uns oder gegen uns?“
    Hunter straffte sich und wartete auf den richtigen Moment.
    „Bitte, Matt“, erwiderte Avery. „Hör mir zu. Du lebst in einer paranoiden Wahnvorstellung. Es gibt keinen Krieg. Deine Generäle sind Leichen, Mordopfer. Du brauchst einen Doktor, Matt. Einen Psychia…“
    „Dann ist es entschieden“, schnitt er ihr das Wort ab.
    Hunter sprang durch die offen stehende Tür, die 357er Magnum auf die Brust seines Bruders gerichtet. „Lass die verdammte
    Waffe fallen, Matt! Sofort!”
    Avery schrie seinen Namen, doch er schaute nicht zu ihr, sondern ließ seinen Bruder nicht aus den Augen.
    „Da kommt die Kavallerie“, spottete Matt und lachte. Er nahm weder den Blick von Avery noch ließ er die Waffe fallen. „Hunter in einem letzten verzweifelten Versuch, das Leben seiner wahren Liebe zu retten.“
    „Lass die Waffe fallen!“
    „Und warum sollte ich das tun?“
    „Weil es vorbei ist, Matt. Weil ich dich umbringe, wenn du es nicht tust.“
    „Und ich bringe sie um. Was wohl bedeutet, dass es nur darauf ankommt, wer der bessere und schnellere Schütze ist.“ „Ich gehe das Risiko ein.“
    „Das ist dein gutes Recht. Aber wie wirst du dich fühlen, wenn du sie sterben siehst und weißt, dass du sie vielleicht hättest retten können?“
    Er hat Recht, verdammt. Jede Minute kann den Unterschied ausmachen zwischen Leben und Tod. Zwischen Averys Leben und ihrem Tod.
    Hunters Blick sprang zu Avery und zurück. Matt sah es und lachte. „Du bist für mich wie ein offenes Buch, Bruderherz. Ich wusste immer, was in dir vorgeht.“
    „Cherry und Mom holen die Polizei.“
    „Scheißdreck.“
    „Sie wissen, dass du Dad umgebracht hast.“
    „Du greifst nach Strohhalmen.“ Seine Miene war angespannt. „Hören wir auf mit dem Mist. Leg die Waffe hin.“
    „Du kommst nicht damit durch“, warnte Hunter. „Zu viele Menschen sind schon gestorben. Nach dieser Sache kannst du deine Spuren nicht mehr verwischen.“
    „Das habe ich schon getan. Du bist verrückt, Hunter, und in einem Mordrausch. Du hasst Cypress Springs und deine Familie. Das weiß jeder. Man wird Tom Lancasters Studentenausweis in deinem Apartment finden, den Ring von Luke McDougal und das Kreuz von Elaine St. Claire. Du hast die Leiche von Elaine St. Claire entdeckt und den Wagen von McDougal. Deine Stimme ist auf Trudy Pruitts Anrufbeantworter … danke, Avery, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Und auf den Zettel mit Gwen Lancasters Namen und ihrer Zimmernummer.“
    Wut stieg in Hunter auf. „Alles schön sauber und ordentlich. Wie bei Sallie Waguespack.“
    „Genauso“, bestätigte er.
    Hunter versuchte eine andere Taktik. „Mir ist soeben klar geworden, warum du in den Polizeidienst gegangen bist, Matt. Damit du dich hinter deiner Waffe und dem Abzeichen verstecken kannst.“
    „Glaub das nur, wenn es dir hilft.“
    Hunter lachte. „Du hast dich nie auf einen Kampf eingelassen, wenn
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