Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
Vom Netzwerk:
er vom eigenen Traktor überrollt.
    Sie dachte an die Jugendlichen mit der Überdosis und an den Mann, der sich bei autoerotischen Praktiken aufgehängt hatte. Oder an Trudy Pruitt, der die Zunge herausgeschnitten worden war. Avery verstand. „Ihre Todesart spiegelte ihr eigenes Vergehen wider.“
    Matt neigte den Kopf. „Sie sterben, wie sie gelebt haben. Eine passende Bestrafung, wie wir glauben.“
    Ihr wurde übel. „Und mein Dad? Und die anderen, die mit der Vertuschung im Mordfall Waguespack zu tun hatten? Was war ihr Verbrechen? Dass sie zu viel wussten?“
    „Hochverrat“, sagte er leise und bedauernd. „Sie begannen, untereinander über den Fall zu reden. Sie spekulierten über Sallie Waguespacks Tod und die Version, die ihnen ihr guter Freund, Polizeichef Buddy Stevens, dazu gegeben hatte. Einige vermuteten, jemand habe Die Sieben wieder ins Leben gerufen. Ehe sie zum Schweigen gebracht werden konnten, gingen sie mit ihren Vermutungen zu Philip.“
    „Die Sieben wieder ins Leben gerufen?“
    „Wir sind die Elite, Avery. Wir sind die Besten, wir operieren geheim und sind bereit, alles Notwendige zu tun, um zu schützen, was wir lieben. Genau das hätte die ursprüngliche Gruppe tun sollen.“
    „Cypress Springs’ ureigenste Version der Delta Force?“ „Der Vergleich gefällt mir.“
    „Kann ich mir denken. Und die Gruppe der sieben Männer bei Dads Totenwache und Beerdigung, wer waren die?“
    „Niemand. Dass sie zusammenstanden, war nur ein unglücklicher Zufall.“
    Sie nahm das hin und fragte: „Mein Dad hat sich also gedacht, was wirklich los war?“
    „In gewisser Weise. Aber er machte einen Fehler. Er glaubte, Buddy sei der Kopf, der hinter allem steckte. Und er war entschlossen, wegen des Mordfalls Sallie Waguespack zum Bezirksstaatsanwalt zu gehen. Aber zuerst suchte er Lilah auf, um sie vorzubereiten.“
    „Und sie hat es dir gesagt.“
    „Ja.“ Er lächelte. „Nach seinem Selbstmord nahm sie an, er hätte es nicht über sich gebracht und sich aus Schuldgefühl selbst getötet. Sie wusste, was Schuldgefühle sind und wie sie einen auffressen.“
    Avery ballte die Hände, die hinter ihrem Rücken gefesselt waren, zu Fäusten. „Also hast du ihn mitten in der Nacht geweckt. Er öffnete dir die Tür, und du hast ihn mit Elektroschock außer Gefecht gesetzt.“
    Sein Mienenspiel verriet Überraschung, dann Respekt.
    „Und du hattest in der Garage alles vorbereitet“, fuhr sie fort. „Den Diesel und den Absaugschlauch.“
    Er neigte den Kopf. „Es ist heutzutage nicht leicht, mit Mord davonzukommen, so ausgefeilt, wie die forensische Wissenschaft inzwischen ist. Der Schocker hinterlässt keine Spuren, gab mir aber die nötige Zeit, meinen Plan auszuführen. Dass Philip noch benommen war von seinem Schlafmittel, half natürlich.“
    Sie bekämpfte ihre Tränen und versuchte nicht daran zu denken, was ihr Vater in den schrecklichen letzten Minuten gedacht und gelitten hatte.
    „Wie bist du darauf gekommen?“ fragte er. „Was hat dich so sicher gemacht?“
    „Der Hausschuh. Da stimmte etwas nicht.“
    „Er fiel ab, als ich Philip zur Garage trug. Ein Detail, das ich nicht hätte übersehen dürfen.“
    „Auch ohne die Sache mit dem Hausschuh hätte ich die Geschichte nicht geschluckt. Mein Vater schätzte das Leben zu sehr, um sich das eigene zu nehmen.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Im Gegensatz zu dir, Matt. Du schätzt niemandes Leben. Wenn jemand nicht mit deiner Überzeugung übereinstimmt, bringst du ihn um. Du bist nicht besser als ein Terrorist.“
    Zornige Röte überzog sein Gesicht. Sie hatte ihn verärgert. Er sprach jetzt mit der Stimme eines Lehrers, der einen rebellischen Studenten zurechtweist. „Im Krieg, Avery, gibt es nur zwei Seiten. Die Guten und die Bösen. Man ist für eine Sache oder dagegen. Die waren gegen uns, also wurden sie eliminiert.“
    „Und wer hat dich kontrolliert, Matt? Wer hat dich und deine Aktivitäten beobachtet und dafür gesorgt, dass du nicht den Pfad des Anstands verlässt?“
    Damit hatte er nicht gerechnet, wie sie an seiner momentanen Verwirrung erkannte. „Meine Generäle natürlich. Ich bin nicht allmächtig und will es auch gar nicht sein. Absolute Macht korrumpiert auch absolut.“
    „Sie sind tot, Matt. Deine Generäle sind verrottende Leichen. Niemand überwacht dich, und falls doch, bringst du ihn im Namen der Sache um.“
    „Du hilfst dir nicht gerade, Avery. Wir haben alles noch einmal besprochen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher