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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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Weg. Sie hob den Kopf und sah ihn trotzig an.
    Seine Zähne glänzten weiß gegen den dunklen Schatten seines Gesichtes. Er hob die Waffe. „Ende der Fahnenstange, Süßes.“

57. KAPITEL
    Als Avery zu sich kam, war sie an einen Stuhl gefesselt. Ihr Kopf pochte. Etwas Feuchtes lief ihr über die Wange und tropfte auf ihr Schlüsselbein. Blut. In dem Moment erinnerte sie sich auch, was geschehen war. Matt … der Knauf seiner Waffe. Aber ich lebe noch. Warum?
    Mit flackernden Lidern öffnete sie die Augen. Ihr Blick war verschwommen. Sie erkannte einen Tisch und Gestalten, die schweigend darum herum saßen.
    Sieben Gestalten. Matt und seine Generäle.
    Einer von ihnen drehte sich um und stand auf. Matt. Er nahm die Lampe zu seinen Füßen, eine Campinglaterne, die heruntergedreht worden war, und hielt sie ihr nah vor das Gesicht. Sie blinzelte in die Helligkeit. Blut triefte von ihrem rechten Auge. Er lächelte sie an. „Du hast schon besser ausgesehen, Avery.“
    Sie wollte ihm eine passende Erwiderung entgegenschleudern, doch es kam nur ein unartikuliertes Krächzen heraus.
    Sein Lächeln wurde noch breiter. „Für den Fall, dass es dich interessiert. Gwen hat es nicht geschafft.“
    Unwillkürlich stöhnte sie auf, ein Laut der Trauer, Fassungsund Hoffnungslosigkeit.
    Er wandte sich von ihr ab und dem Tisch zu. „Gentlemen“, sagte er und hielt die Laterne hoch. „Ich habe gute Neuigkeiten. Miss Chauvin ist in die Welt der Lebenden zurückgekehrt. Für wie lange, das liegt jedoch an ihr.“
    Der sanfte Schein der Lampe fiel auf die Männer, die ihr am nächsten waren. Avery sah hin und blinzelte, da ihr Blick immer wieder verschwamm. Das kann nicht wahr sein! Sie strengte sich an, die Gestalten an der Schmalseite des Tisches zu erkennen.
    Leichen! In unterschiedlichen Stadien der Verwesung!
    Avery hatte Mühe, nicht loszuschreien. Sie sah Matt an und wartete auf die Pointe, doch es kam keine.
    „Avery, ich glaube, du hast Karl Wright gekannt.“ Er deutete auf den stark verwesten Leichnam, direkt ihm gegenüber. „General Falke für uns.“
    Karl Wright ist Matts ältester Freund gewesen. Der Mann, den Cherry geliebt hat und heiraten wollte.
    Aber er war doch nach Kalifornien gezogen. Er hatte plötzlich seine Sachen gepackt und Cypress Springs ohne ein Wort verlassen. Nur mit Matt hatte er gesprochen.
    Nur mit Matt?
    Oh Gott! Matt hat seinen besten Freund umgebracht!
    Avery ließ den Blick zu der Leiche rechts von Karl wandern. Sie war noch nicht ganz so stark verwest. Es war ein junger Mann im Sweatshirt mit dem blutverkrusteten Logo der Tulane University.
    „Tom Lancaster“, erklärte Matt, als er sah, in welche Richtung ihr Blick ging.
    Sie haben seinen leeren Wagen gefunden, aber nie seine Leiche.
    Avery ließ den Blick wieder wandern, diesmal zu dem zweiten, noch kaum verwesten Leichnam.
    Luke McDougal wurde vermisst, sein Wagen wurde leer aufgefunden.
    Sie erinnerte sich, am ersten Tag auf dem Polizeirevier die Aushänge über vermisste Personen am schwarzen Brett gesehen zu haben. Es waren etliche gewesen.
    Zu viele für eine so kleine Gemeinde.
    Unwillkürlich begann sie mit den Zähnen zu klappern. Sie fürchtete, kurz vor dem Durchdrehen zu sein. Matt hat seine Gruppe der Sieben durch Mord zusammengestellt!
    Sie fand die Sprache wieder, redete jedoch mit bebender Stimme. „Erzähl mir, wie alles passiert ist, Matt. Bist du Luke McDougal zufällig über den Weg gelaufen, als er am Straßenrand eine Panne hatte? Hast du ihm angeboten, ihn mitzunehmen, und dich dann entschlossen, ihn für Die Sieben zu rekrutieren?“
    Matt lächelte. „Nicht gleich, aber bald danach. Einer meiner Generäle hatte uns verlassen, und ich brauchte Ersatz. Ich bot McDougal an, ihn mitzunehmen, und merkte, dass wir einer Meinung waren, General Blau und ich.“
    Ein General hatte ihn verlassen? Wie war das möglich? Avery fühlte sich am Rande eines hysterischen Anfalls. Verließen sie ihn, wenn sie zu verwest waren, um noch gerade auf dem Stuhl zu sitzen? Oder wenn sie ihm zu deutlich widersprachen?
    Matt sah lächelnd die Leiche von Luke McDougal an. Er schien dem Mann zu lauschen und nickte kichernd. „Ich bin völlig deiner Meinung, General Blau.“
    Avery beobachtete ihn und erkannte, dass Matt tatsächlich glaubte, diese Leute lebten noch. Er hörte sie reden, über Leben oder Tod abstimmen und Kommentare abgeben.
    Er wandte sich wieder an sie. „General Lancaster war schwerer zu überzeugen. Zuerst verstand
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