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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld
Autoren: Eva-Ruth Landys
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dem ehrenwerten Mr Godfrey Fountley, zukünftiger Baron of Tounton, offenbar hervorragend. Er war noch etwas runder um die Taille geworden und seine ohnehin breiten Gesichtszüge strahlten tiefe Zufriedenheit, ja ehrliche Freude beim Anblick seines Eheweibs aus. Deren kaum vorhandener Liebreiz konnte es wohl nicht sein, was ihn so reagieren ließ, sinnierte Ashworth angesichts dieses offensichtlich glücklichen Paares. Leider war seine eigene Ehe weit weniger von solch beneidenswerter Harmonie geprägt. Sie war das Ergebnis von kühler Finanz- und Karriereplanung. Seine Frau war die reiche Witwe des Baumwollhändlers Jeremia Boulton und fast zehn Jahre älter als er. Ein zänkisches, unzufriedenes Geschöpf mit zwei erwachsenen und leider nichtsnutzigen Söhnen, die er noch im Jahr seiner Eheschließung adoptiert hatte. Was ihn gelockt hatte, war lediglich der Umfang ihres Besitzes und ihrer Barschaft gewesen, der sich bestens zum Umfang seines unternehmerischen Geschicks gefügt hatte. Und er hatte es bisher verstanden, den Geldsegen zu seinem Vorteil zu nutzen. Aber sein Eheleben war nie mehr als gegenseitige Rücksichtnahme gewesen, was nichts weiter bedeutete, als dass er es vorzog in der Stadt zu wohnen, während seine lästige Gattin dem tätigen Müßiggang auf ihrem Landsitz in der Nachbarschaft von Queens Park frönte, indem sie ihre Tage bis zum Rand mit Nichtigkeiten füllte.
    »Ah, mein lieber Ashworth«, begrüßte ihn Godfrey Fountley jovial, die Hand immer noch um die Taille seiner Gattin gelegt, wie Ashworth mit einigem Erstaunen registrierte.»Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Unpünktlichkeit. Aber die Besprechung mit Bright und Prentice 6 hat nun doch länger gedauert.« Er wandte sich mit strahlenden Augen wieder seiner Frau zu. »Unsere Idee wurde sehr interessiert aufgenommen, mein Schatz.«
    »Ihre Idee?«, hakte Ashworth ein. »Da bin ich aber neugierig.«

    »Alles zu seiner Zeit, mein lieber Ashworth«, meinte Fountley und lächelte verschmitzt. »Wir haben heute beschlossen, dass in absehbarer Zeit eine Versammlung dazu einberufen werden soll. Sie und die anderen Mitglieder der League 7 werden dann in epischer Breite zu hören bekommen, was wir vorhaben. Ich denke, das wird unserem Anliegen endlich zum Durchbruch verhelfen.« Er reckte sich ein wenig. »Aber der Tag war lang genug. Für heute haben wir genug politisiert, meine ich.« Mit hungrigem Blick strebte Fountley der reichlich gedeckten Teetafel zu, fügte dann aber an seine Frau gewandt an: »Ich hoffe doch, du wirst mich zur Versammlung begleiten, Mary-Ann. Schließlich war es ja sozusagen deine Idee.«
    Ashworth hob erstaunt die Augenbrauen. Es brannte ihm auf der Zunge Fountley auszufragen, um was für eine angeblich so geniale Idee es sich handelte. Schließlich schienen sowohl Bright wie auch Prentice, die immerhin zum engsten Führungszirkel der League gehörten, die Sache für so wichtig zu halten, dass eine große Versammlung einberufen werden sollte – und das, obwohl diese ominöse Idee, wie er eben ungläubig zur Kenntnis genommen hatte, wohl nur auf dem Mist von diesem unansehnlichen Frauenzimmer gewachsen war. Doch dann entschied er sich dagegen. Es kränkte ihn zwar, dass er nicht gleich ins Vertrauen gezogen wurde, doch schließlich lag ihm daran, sich das Wohlwollen und die Achtung der Fountleys nicht zu verspielen. Der junge Adlige hatte, das war bekannt, Cobdens absolutes Vertrauen und darüber hinaus einen Baronatstitel in Aussicht. In nicht allzu ferner Zeit würde Fountleys Einfluss deshalb sowohl politisch als auch gesellschaftlich noch erheblich zunehmen.
    Man wandte sich also im Gespräch angenehmen und weniger brisanten Themen zu, bis Ashworth nach dem Tee und der erneuten Versicherung des baldigen Besuchs seiner Gattin wieder aufbrach.

Kapitel 2
    Kapitel 2
    Willst du wirklich mitkommen, Cathy?«, fragte Aaron mit leichter Besorgnis in der Stimme. »Ich fürchte, das wird kein sehr erfreulicher Besuch! Ich meine ... es ist nur wegen des Kindes.«
    Cathy hakte sich bei ihrem Mann unter und schritt nur noch entschlossener aus: »Aaron, wenn ich jeden Tag zwölf Stunden arbeiten kann und das, obwohl ich jeden Tag runder werde, dann wird mir das auch nicht weiter schaden. Ich mache mir einfach Sorgen um Ruth und ihre Kinder. Was soll nur aus ihnen werden, wenn William nicht wieder gesund wird?«
    Aarons Blick verdüsterte sich. »Ich hoffe doch sehr für die McGillans, dass er wieder gesund wird. Ansonsten
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