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Stadt der Lüste

Stadt der Lüste

Titel: Stadt der Lüste
Autoren: Mariah Greene
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Informationen verfügen. Für sie selbst bedeutete das zudem, dass sie nicht an diese Informationen gelangen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Jeder in der Agentur würde erfahren, dass sie plante, als Investorin einzusteigen, und dies wollte sie vorerst vermeiden. Natürlich war es ein Unterschied, ob man als Partnerin in eine Agentureinstieg oder an der Wall Street mit ganzen Firmen jonglierte und Unternehmen ausschlachtete. Doch die Grundstrategie und die Taktik blieben selbst bei einer vergleichsweise bescheidenen Investition dieselben, dessen war sich Emma sicher.
    »Gibt es irgendeine Möglichkeit, unbemerkt an detaillierte finanzielle Informationen zu kommen?«
    »Nein.«
    Sie musste sich die Daten also auf anderem Wege besorgen. Catherine gab ihr zwar bereitwillig über die Agentur Auskunft, doch das reichte Emma nicht. Aus den Zahlen ließ sich ein kaum merklicher, aber nichtsdestotrotz beunruhigender Abwärtstrend herauslesen, der mit den wenigen Informationen, die sie besaß, an nichts Bestimmtem festgemacht werden konnte. Emma hoffte, dass die Arbeit in der Agentur die Zahlen mit etwas mehr Substanz unterfüttern würde. Die Vorstellung, dass Catherines Schicksal zum Großteil in den Händen von Sonia Morgan lag, behagte ihr ganz und gar nicht. Aus den Akten wusste Emma, dass Sonia zwar ein stattliches Gehalt bezog, aber weder einen Partnerstatus besaß noch irgendwie sonst an der Agentur beteiligt war. Emma fragte sich, welche Auswirkungen dies wohl auf ihre Loyalität haben mochte.
    »Irgendwann nächste Woche veranstalten wir ein Willkommens-Dinner für dich und stellen dich den Mitarbeitern offiziell vor. Heute Morgen würde ich dich gern nur mit Malcolm bekannt machen und dich in seine Obhut geben. Die anderen fänden es merkwürdig, wenn ich eine Aushilfe gleich durch die ganze Agentur führen würde.«
    »Das klingt hervorragend. Ich nehme mal an, dass ich einen eigenen Schreibtisch bekomme?«
    »Aber natürlich. Du hast einen Schreibtisch und einen Computer mit allem, worum du gebeten hast.«
    »Können wir heute zusammen zu Mittag essen, um noch ein paar Dinge zu besprechen?«
    »Gern. Ian soll irgendwo für uns reservieren.«
    Ian Cameron arbeitete sowohl am Empfang als auch für Sonia Morgan, er war Rezeptionist und Verwaltungsassistent in Personalunion. Da Emma dank Catherines Unterlagen bereits viel über die Mitarbeiter von Lomax wusste, kam es ihr jetzt beinahe vor, als sähe sie im Kino die Verfilmung eines Buches, das sie gerade erst ausgelesen hatte. Würden die Figuren genauso sein wie in ihrer Vorstellung? Ed zumindest hatte ihre Erwartungen nicht enttäuscht.
     
    »Malcolm, das ist Emma Fox.«
    »Ah ja«, sagte er, erhob sich von seinem Schreibtisch und schüttelte Emma die Hand. »Malcolm, Malcolm Dean. Ich leite die Inlandsabteilung.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, entgegnete Emma und erwiderte seinen kräftigen Händedruck.
    Malcolm war um die vierzig und gut angezogen, auch wenn seine Kleidung ein wenig abgenutzt aussah. Insgesamt schien er in seinem Erscheinungsbild eher unauffällig bleiben zu wollen. Er hatte hellbraune Haare und seine Frisur hätte eher in die frühen 1980er gepasst. Er war verheiratet, hatte zwei Kinder und wirkte, als sei er jederzeit bereit, den Fußball herauszuholen und mit seinem Sohn eine Runde zu kicken.
    Catherine zog sich zurück und überließ es Malcolm, Emma in den neuen Job einzuweisen. Er stellte sie Ed vor, und Emma klärte ihn auf, dass sie bereits das Vergnügen gehabt hatte. Die anderen beiden Männer, die für Malcolm arbeiteten, waren Tony Wilson und Dominic Lester. Tony und Dominic kümmerten sich um die Kaufimmobilien, Ed und Malcolm um die Vermietungen, wobei Malcolm gegenüber Ed eine Art Vaterrolle einnahm. Tony und Dominic waren sehr zuvorkommend, schienen aber nach ein paar Begrüßungsfloskeln nicht mehr zu wissen, worüber sie mit Emma reden sollten.
    »Ist die Agentur nicht nur in Inland und Ausland aufgeteilt, sondern auch nach Geschlechtern?«, fragte sie Malcolm leichthin.
    Sie befanden sich inzwischen in der kleinen Küche, und er schenkte ihr Kaffee aus einer großen gläsernen Filterkanne ein, die bereits halb leer war und an deren oberem Teil sich das Kondenswasser in dicken Tropfen abgesetzt hatte.
    »So ähnlich«, erwiderte er und nickte auf eine nachdrückliche Weise, von der Emma bereits jetzt wusste, dass sie ihr irgendwann auf die Nerven gehen würde. »Tony und Dominic leisten Großartiges bei den
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