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Stadt der Lüste

Stadt der Lüste

Titel: Stadt der Lüste
Autoren: Mariah Greene
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Immobilienagentur, und als sich die schweren Glastüren hinter ihr schlossen, verbannten sie den Straßenlärm nach draußen.
    Der Empfangsbereich war groß und behaglich und wirkte eher wie ein hübsch eingerichtetes Wohnzimmer.Drei Sofas, ein Glastisch mit sorgfältig drapierten, noch ungelesenen Zeitschriften und mehrere Pflanzen verströmten Gemütlichkeit. Ein wuchtiger, niedriger Schreibtisch markierte die Grenze zwischen dem Empfangsbereich und dem Großraumbüro dahinter, er war jedoch nicht besetzt. Während Emma wartete, betrachtete sie die Aufteilung des Büros, die jedem Mitarbeiter an den insgesamt zehn Schreibtischen zumindest ein wenig Privatsphäre sicherte. Ihr letzter Besuch hatte mitten in der Nacht stattgefunden, und der Raum war verlassen gewesen, ohne die Geschäftigkeit, die ihn nun erfüllte.
    »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Der Stimme nach zu urteilen hätte Emma mit einem verknöcherten Mann Ende vierzig gerechnet, mit rotgeädertem Gesicht und Schnurrbart. Daher war sie überrascht, plötzlich einem jungen Mann Mitte zwanzig gegenüberzustehen, der sein langes, schwarzes Haar mit zu viel Gel zurückgekämmt hatte. Er besaß die schlaksige Unbeholfenheit, den schlechten Kleidungsstil und das übermäßige Selbstvertrauen, die Emma mit Internatserziehung und Upper-Class-Inzucht in Verbindung brachte. Das musste Ed Shields sein.
    »Ich bin Emma Fox. Ich möchte gern zu Catherine Lomax.«
    »Die Neue«, sagte er mehr zu sich selbst.
    Offenbar hatte die Wandlung von Kundin zu neuer Kollegin sie zu Freiwild in seinem privaten Territorium gemacht. Mit seiner Nadelstreifenhose, den Hosenträgern und dem gestreiften Hemd erinnerte erEmma an Hunderte von Wall-Street-Börsenmaklern, alle in der Lage, diesen Jungen zum Frühstück zu verspeisen, und doch nicht Manns genug für sie. Ed machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen oder etwas zu sagen, sondern betrachtete sie, als sei sie ein Auto, das er vielleicht kaufen wollte. Emma konnte spüren, wie sich das Verlangen in ihm aufstaute. Sein Blick schien zu sagen: »Ich habe dich zuerst gesehen, und jetzt gehörst du mir.« Sie hätte ihm am liebsten deutlich gemacht, dass sie ihn mühelos in die Tasche stecken konnte, doch noch war die Zeit dafür nicht gekommen. Wenn er sie allerdings ohne weiteres als die Neue und als leicht zu haben einstufte, bewies dies, dass ihre Tarnung als schlichte Emma Fox funktionierte. Sie würde sich problemlos anpassen und keinen Verdacht erregen. Andererseits war sie sich bewusst, dass diesem Knaben kein Berg zu hoch erschien und dass selbst Elizabeth Taylor den gleichen abschätzenden Blick geerntet hätte.
    »Ich bin Ed Shields«, stellte er sich schließlich lächelnd vor und reichte ihr seine feuchtkalte Hand.
    »Hier entlang.«
    Mehrere Mitarbeiter blickten von ihren Schreibtischen auf und sahen ihr nach. Telefone klingelten leise, Tastaturen klackten – die Hintergrundgeräusche eines Büros glichen sich überall. Dieses Büro war jedoch deutlich vornehmer als die meisten anderen, schließlich sollte es dazu beitragen, den Kunden das richtige Image zu vermitteln.
    »Hast du gut hierher gefunden?«, fragte Ed und ging wie selbstverständlich zum »Du« über.
    »Ja, danke. Das ist wirklich ein sehr schönes Büro«, erwiderte Emma.
    »Hm«, antwortete er, offenbar abgelenkt vom Ausschnitt ihres Kleides. »Hier wären wir.«
    Die Tür zu Catherine Lomax’ Büro war nur angelehnt. Catherine saß an ihrem Schreibtisch und sah einige Unterlagen durch, die ordentlich aufgereiht vor ihr lagen.
    »Catherine, das ist Emma Fox, die Neue«, sagte Ed in einem sehr viel freundlicheren Tonfall als zuvor bei Emma.
    »Kommen Sie doch herein«, bat Catherine förmlich. »Und schließ bitte die Tür, wenn du gehst, Ed. Danke.« Sie warf ihm ein wohlwollendes Lächeln zu, bevor er verschwand.
    Nach ein paar Sekunden durchbrach Emma die Stille.
    »Die Neue?«
    Sie fingen beide an zu lachen, dann kam Catherine hinter ihrem Schreibtisch hervor, umarmte Emma und küsste sie auf die Wange.
    »Ich hätte dich noch angerufen«, sagte Catherine, »aber ich dachte, du willst dich vielleicht erst ein wenig einleben. Ich war mir nicht sicher, ob du heute wirklich kommst, aber ich habe es den Mitarbeitern trotzdem erzählt. Ich war mir nicht einmal sicher, ob du überhaupt kommst.«
    »Sei nicht albern, Catherine. Ich kneife nicht, du kennst mich doch.«
    »Tja, und deinen neuen Kollegen Ed hast du auch schon kennengelernt. Aber lass dich
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