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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen
Autoren: David Ambrose
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gearbeitet. Wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis …«
    »Ich helfe Ihnen wirklich gern, Sir. Vorlesen, Kaffee machen oder Stühle aufstellen – ganz wie Sie wünschen …«
    »Ich möchte, dass ihr beide das Drehbuch durchspielt«, sagte Greg und schenkte seiner Tochter ein warmherziges Lächeln. »Das heißt – natürlich nur, wenn ihr möchtet und wenn ihr noch ein paar Tage bleiben könnt, ehe ihr nach New York zurückkehrt. Ginge das?«
     
     
    Am Sonntag flog Scott mit Kay, ihrem älteren Bruder Thomas (einem netten Footballspieler, der aus Yale zu Besuch gekommen war) und ihren Eltern in einem Privatjet nach Palm Springs, um den Tag mit Clark zu verbringen. Scott kannte die Filme des alten Mannes vor allem aus dem Fernsehen; auf irgendeinem Kanal wurde fast jede Woche einer gesendet. Scott freute sich darauf, ihn kennen zu lernen. Er war ein Weltstar gewesen und genauso eine Legende wie John Wayne oder Humphrey Bogart.
    Und er war der Mann, der seine Mutter beleidigt hatte; er hatte Greg gesagt, sie sei nicht gut genug für eine Ehe mit ihm. Was mochte die Strafe dafür sein?, überlegte Scott. Wenn es im Himmel eine Gerechtigkeit gab, musste Strafe einfach sein.
    Nach dem Mittagessen fand Kays Mutter eine Gelegenheit, sich bei einer Tasse Kaffee mit Scott allein zu unterhalten. Es schien ein reiner Zufall zu sein, aber Scott wusste sehr genau, dass Hollywood-Matronen wie Olivia Conrad nie etwas dem Zufall überließen. Während der höflichen Konversation entlockte sie Scott alle Informationen, die er mithilfe seiner Mutter sorgfältig für diese Gelegenheit vorbereitet hatte. Er erzählte, seine Mutter Madeleine Carlyle sei bereits während der Schwangerschaft Witwe geworden; daher habe er seinen Vater, einen Immobilienmakler, nie kennen gelernt. Seine Mutter sei über den Verlust niemals hinweggekommen und habe nie wieder geheiratet; heute lebe sie in San Francisco. Olivia stufte die Wohngegend als angemessen ein. Als sie Scott schließlich erklärte, wie sehr sie sich darauf freue, seine Mutter kennen zu lernen, wusste er, dass er den Test bestanden hatte.
    Für Dienstagmorgen war das Durchspielen des Drehbuchs angesetzt. Greg, der seine Tochter innig liebte, konnte ihr nicht verheimlichen, dass die ganze Sache nur als Vorwand herhalten sollte, um Scott für die Hauptrolle ins Gespräch zu bringen. Natürlich hätte er auch direkt zu seinem Bruder und Jack Manchester gehen und ihnen erklären können, dass er den Jungen für die Rolle ins Auge gefasst hatte, doch er glaubte, dass so etwas eher gegen Scott sprechen würde. Sollten sie doch selbst feststellen, wie gut er war.
    Obwohl Kay Stein und Bein geschworen hatte, nichts weiterzusagen, vertraute sie Scott alles an. Zu diesem Zeitpunkt lagen sie im Bett. Als sie geendet hatte, blieb er schweigsam.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    Er blickte sie traurig an. »Eigentlich sollte ich dich das fragen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Kay, das steht allem entgegen, an das du glaubst und was du bisher getan hast. Du hast einen anderen Namen angenommen und bist nach New York gegangen, wo niemand dich kannte, weil du dich nicht auf Namen und Einfluss deiner Familie verlassen wolltest. Und jetzt komme ich und habe Aussicht auf eine Rolle, die ich in tausend Jahren nicht bekommen hätte, bloß weil ich dein Freund bin. Findest du das nicht falsch?«
    Sie sah ihm in die Augen und streichelte sein Haar. Für das, was er gerade gesagte hatte, liebte sie ihn ganz besonders. »Ich glaube, ich muss dir etwas erklären«, flüsterte sie. »Es ist nicht dasselbe. Ich bin eine Conrad – du kennst eine. Verstehst du den Unterschied?«
    »Gibt es einen?« Er klang noch nicht überzeugt, aber rührend hoffnungsvoll.
    »Sogar einen großen. Du bekommst nichts in den Schoß gelegt, weil dein Vater oder Großvater einen bekannten Namen hat. Du bekommst es, weil du gut und du selbst bist.«
    Er dachte eine Zeit lang darüber nach und sagte dann: »Ich glaube, ich verstehe den Unterschied noch immer nicht.«
    »Egal«, beruhigte sie ihn. »Vertrau mir einfach.«
    Ich bin ihre Entschuldigung, dachte er. Ihre Entschuldigung dafür, weiter reich sein zu dürfen und sich trotzdem wohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie ist abergläubisch: Sie glaubt, wenn sie ihr Glück teilt, darf sie es behalten.
    Stumm nahm er sie in die Arme, und sie liebten sich noch einmal.
     
     
    Scott runzelte die Stirn, als er zum wiederholten Mal die Daten verglich. Seine Geburtsurkunde und die
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