Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
meiner Tasche.
    Gemeinsam pirschten wir uns zu dem Tor vor. Curran trat einmal dagegen, und es flog auf und gab den Blick in den dahinterliegenden Hof frei, in dem drei große Feuer brannten. Ich ging einen Schritt hinein und blieb verblüfft stehen.
    Der Upir stand mitten auf diesem Hof, ins Licht der Flammen getaucht. Er trug einen Kilt. Ein Gürtel aus großen runden Silberscheiben umfasste seine Taille, und an Lederriemen hingen Amulette aus Fell und Knochen von dem Gürtel herab. Eine Schulterrüstung aus silbrig schimmerndem Metall umschloss seine Schultern, und eine Kette aus runden Metallscheiben hing ihm vor der Brust. Passende Armschienen schützten seine Unterarme, ließen aber die Hände frei. Die Unterschenkel waren in Tuch gebunden, aber seine Füße waren bloß, und er stand in lockerer, sprungbereiter Haltung da. Er hielt eine Lanze in der Hand, mit einer etwa dreißig Zentimeter langen Spitze, die wie ein Krummsäbel geformt war. Auf der Klinge spiegelte sich der Flammenschein, passend zu dem Funkeln in seinen Augen. Er sah so seltsam aus, wie er dort mitten auf dem Hof stand, vor dem Hintergrund dieses kruden, modernen Gebäudes, ein uraltes, aber lebendiges Wesen, ein Widerspruch in sich, so als hätte der tiefe Brunnen der Vergangenheit ihn ausgespien, mitsamt seinem Kilt und dem wilden grauen Haar.
    »Mist«, knurrte Curran. »Ich wusste nicht, dass das hier eine Kostümparty ist.«
    Seine Stimme ließ die ganze Illusion zerplatzen. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein französisches Dienstmädchen-Outfit mitgebracht.«
    Der Upir lachte, und seine scharfen Zähne funkelten. »Schau zu den Fenstern hinauf, Kate. Sieh dir deine Schwestern an.«
    Ich sah hinauf und erblickte sie wie Statuen an den Fenstern postiert. Frauen. Mindestens zwei Dutzend standen reglos in blutigen, zerfetzten Kleidern auf den Fenstersimsen. Einige sahen tot aus, andere waren es zweifellos – etliche Leichen hingen an einer langen Kette vom Dach herab.
    Und alle sahen gleich aus, ihrer Seelen beraubt durch den identischen Ausdruck der Furcht, der ihre Gesichter beherrschte. Sie waren noch nicht dort gewesen, als ich das Gebäude von jenseits der Mauer aus betrachtet hatte.
    Slayer rauchte, nährte sich von meinem Zorn, und eine sämige Flüssigkeit glitt schimmernd von der Schwertspitze und verdunstete.
    Etwas bewegte sich innerhalb eines riesigen Trümmerhaufens am anderen Ende des Hofs. Der Abfall regte sich und stieg dann unmöglich hoch empor. Ein widerlicher Gestank traf mich. Ich würgte. Abfall prasselte hernieder, und da zeigte sich, dass es gelbe Knochen und verwesende Fleischfetzen waren, aus denen die Fäulnis sickerte. Fliegen schwärmten auf, dicht wie eine schwarze Wolke. Ein riesenhafter Schädel sah mich aus leeren, toten Augen an. Monströse Kiefer wurden aufgerissen und schnappten wieder zu, und Zähne, so lang wie mein Arm, knirschten aufeinander. Der grauenhafte Leichnam erhob sich. Eine Pranke setzte sich auf den Boden und ließ den ganzen Hof erbeben. Der Knochendrache rückte vor.
    »Ein Drache für einen Ritter!«, rief der Upir. »Bist du jetzt zufrieden, Einzelkämpfer des Ordens? Ich habe dir einen Vorwand geliefert, nicht gegen mich kämpfen zu müssen.«
    Nick stürmte an mir vorbei, die Silberkette hing ihm aus dem Ärmel. Er zielte auf den Upir, und der wich tänzelnd aus. Ein riesenhafter, verwesender Fuß landete vor Nick auf dem Boden, trennte ihn von dem Upir. Und dann schnappte der Knochendrache nach dem Einzelkämpfer.
    Eine Horde der Nachkommenschaft des Upirs strömte aus den Türen und stürzte sich auf mich. Ich zerteilte einen pelzigen Leib mit meinem Schwert, dann sah ich Curran dem Drachen auf die Schulter springen. Er hielt sich dort nur einen kurzen Moment und sprang im nächsten Moment auf die andere Seite weiter, hinter das Wesen, dorthin, wo Bono stand und grinste.
    Die kleineren Viecher stürzten sich weiter auf mich. Slayer schnitt und zischte. Scharfe Krallen gruben sich in meinen Fuß und zogen sich wieder zurück.
    Irgendwas stimmte hier nicht.
    Ich hieb eine Schweineschnauze entzwei und sah das Lebenslicht in den Menschenaugen des Wesens vergehen. Der zottige Leib sackte zu Boden. Dahinter rückten seine Geschwister nach. Ich hob die Hand zum nächsten Schlag.
    Die Viecher griffen mich nicht an. Sie knurrten und scharrten mit den Krallen im Boden, machten aber nicht einmal Anstalten, nach mir zu schnappen. Ich ließ das Schwert sinken.
    Sie waren nur dazu da,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher