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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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Defense Unit oder MDSU die polizeiliche Eingreiftruppe gegen magische Gefährdungen jeglicher Art bildete. Ich war kein Ritter, aber eine Repräsentantin des Ordens. Doch viel schlimmer war, dass ich die einzige Repräsentantin des Ordens mit dem Status einer Freundin des Rudels war. Und das bedeutete, wenn ich mich in Probleme einmischte, die mit dem Rudel in Zusammenhang standen, würden die Gestaltwandler mich nicht sofort in Stücke reißen. Wenn das Rudel irgendwie in Konflikt mit dem Gesetz geriet, wandte man sich in der Regel an mich.
    Die Gestaltwandler traten in zwei Geschmacksrichtungen auf: das Volk beziehungsweise die Freien Menschen des Kode, die den Virus Lyc-V, der in ihren Körpern rotierte, unter strikter Kontrolle hielten, und die Loups, die sich ihm hingaben. Loups begingen wahllos einen Mord nach dem anderen, bis jemand der Welt einen großen Gefallen erwies und ihren kannibalischen Grausamkeiten ein Ende setzte. Die PAD von Atlanta betrachtete jeden Gestaltwandler als Loup in Wartestellung, und das Rudel reagierte darauf, indem es die Paranoia und das Misstrauen gegenüber Außenstehenden in ungeahnte Höhen trieb. Das Verhältnis zu den Polizeibehörden war bestenfalls prekär und wurde nur durch die lange Zusammenarbeit mit dem Orden vor offener Feindseligkeit bewahrt. Wenn Curran und ich aneinandergerieten, wäre unser Konflikt nicht nur ein Kampf zwischen zwei Individuen, sondern ein Angriff des Herrn der Bestien auf eine Vertreterin des Ordens. Niemand würde glauben, dass ich so dumm sein konnte, einen solchen Kampf anzuzetteln.
    Das Ansehen der Gestaltwandler würde schweren Schaden nehmen. Ich hatte nur wenige Freunde, aber den meisten wuchsen Fell und Klauen. Wenn ich meinem Zorn freien Lauf ließ, würde ich ihnen das Leben zur Hölle machen.
    Einmal in meinem Leben musste ich verantwortungsvoll handeln.
    Ich zog den Stiefel wieder aus und warf ihn quer durch das Zimmer. Er knallte gegen die Holzvertäfelung im Flur.
    Seit Jahren hatten zuerst mein Vater und dann mein Vormund Greg mich gewarnt, mich vor zwischenmenschlichen Beziehungen zu hüten. Freunde und Liebhaber brachten einen nur in Schwierigkeiten. Mein Leben diente einem Zweck, und dieser Zweck – und mein Blut – ließen mir keinen Spielraum für etwas anderes. Ich hatte die Warnungen der beiden inzwischen Verstorbenen in den Wind geschlagen und meinen Schutzschild sinken lassen. Es wurde Zeit, damit aufzuhören und die Rechnung zu bezahlen.
    Ich hatte ihm geglaubt. Er schien anders zu sein, mehr zu sein. Er hatte mir die Hoffnung auf Dinge zurückgegeben, von denen ich überzeugt gewesen war, sie niemals zu bekommen. Als die Hoffnung enttäuscht wurde, hatte es geschmerzt. Ich hatte eine sehr große und sehr verzweifelte Hoffnung gehegt, und danach tat es höllisch weh.
    Die Magie schwappte wie eine lautlose Flutwelle über die Welt. Die elektrische Beleuchtung flackerte und starb einen stillen Tod, um dem blauen Schein der Feenlampen an den Wänden zu weichen. Die verzauberte Luft in den gewundenen Glasröhren lumineszierte immer heller, bis das ganze Haus von einem unheimlichen blauen Licht erfüllt war. Es wurde als Nachwende-Resonanz bezeichnet, wenn sich die Magie in Wellen ausbreitete, die Technik negierte und schließlich wieder verschwand, genauso abrupt und unvorhersagbar, wie sie gekommen war. Irgendwo versagten Benzinmotoren, Waffen verschluckten sich an Patronen. Die Verteidigungszauber rund um mein Haus erhoben sich und bildeten eine Kuppel, die das Dach überwölbte, womit mir unmissverständlich klargemacht wurde, dass ich Schutz brauchte. Ich hatte die Tore geöffnet und den Löwen hereingelassen. Nun wurde es Zeit, den Rattenfänger zu bezahlen.
    Ich stand vom Fußboden auf. Früher oder später würde ich durch meinen Job wieder Kontakt zum Herrn der Bestien erhalten. Es war unvermeidlich. Ich musste mich irgendwie von meinem Schmerz befreien, damit ich ihm, wenn wir uns wiedersahen, mit unterkühlter Höflichkeit begegnen konnte.
    Ich marschierte in die Küche, warf das Essen in den Müll und stapfte hinaus. Ich hatte eine Verabredung mit einem schweren Sandsack, und es fiel mir überhaupt nicht schwer, mir Currans Gesicht darauf vorzustellen, während ich auf ihn einprügelte.
    Als ich mich eine Stunde später auf den Rückweg zu meinem Apartment in Atlanta mache, war ich so müde, dass ich in meinem Auto einschlief, unmittelbar nachdem ich es in die Fahrspur gelenkt hatte und die magische Strömung es
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