Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
lassen, mich zu sehen, wie ich ihm in Unterwäsche das Abendessen servierte. Dazu war sein Ego viel zu groß. Etwas musste geschehen sein.
    Viertel vor neun. Curran war die erste und letzte Verteidigungslinie des Rudels. Beim ersten Anzeichen einer größeren Bedrohung stürmte er los und zerriss die Gegner in der Luft. Vielleicht war er verletzt worden.
    Dieser Gedanke ließ mich schaudern. Es wäre schon eine verdammte Armee nötig, um Curran zur Strecke zu bringen. Von den fünfzehnhundert mordgierigen Wahnsinnigen unter seinem Kommando war er der zäheste und gefährlichste Mistkerl. Wenn etwas passiert war, konnte es nur etwas ganz Schlimmes sein. Er hätte angerufen, wenn er durch eine Banalität aufgehalten worden wäre.
    Zehn vor neun.
    Ich hob wieder den Telefonhörer ab, räusperte mich und wählte die Nummer der Festung, in der das Rudel am Stadtrand von Atlanta seinen Stützpunkt eingerichtet hatte. Schön professionell bleiben! Nur nicht jämmerlich wirken!
    »Sie sind mit dem Rudel verbunden. Was wünschen Sie?«, hörte ich eine weibliche Stimme.
    Immer freundlich, diese Gestaltwandler. »Hier spricht Ermittlerin Daniels. Könnte ich bitte mit Curran sprechen?«
    »Im Moment nimmt er keine Anrufe entgegen. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ist er in der Festung?«
    »Ja.«
    Ein schwerer Felsbrocken materialisierte sich in meinem Brustkorb und erschwerte mir das Atmen.
    »Ihre Nachricht?«, hakte die Gestaltwandlerin nach.
    »Sagen Sie ihm nur, dass ich angerufen habe. Möglichst bald.«
    »Ist es dringend?«
    Scheiß drauf. »Ja. Ja, es ist dringend.«
    »Einen Augenblick.«
    Stille. Die Sekunden verrannen, immer langsamer, die Zeit dehnte sich …
    »Er sagt, dass er derzeit viel zu sehr beschäftigt ist, um mit Ihnen reden zu können. Halten Sie sich in Zukunft bitte an den korrekten Dienstweg und wenden Sie sich mit Ihren Sorgen an Jim, unseren Sicherheitschef. Seine Nummer ist …«
    Ich hörte meine eigene Stimme, die seltsam matt klang. »Ich habe seine Nummer. Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Ich legte den Hörer sehr vorsichtig auf die Gabel zurück. Ich hatte ein leises Geräusch in den Ohren, und es löste in mir die absurde Vorstellung aus, dass sich winzige Haarrisse in meinem Herzen bildeten.
    Er hatte mich versetzt.
    Er hatte mich versetzt. Ich hatte eine üppige Mahlzeit für ihn gekocht. Ich hatte mindestens vier Stunden neben dem Telefon gesessen. Ich hatte Make-up aufgelegt, erst zum zweiten Mal in diesem Jahr. Ich hatte Kondome gekauft. Nur für alle Fälle.
    Ich liebe dich, Kate. Ich werde immer für dich da sein, Kate.
    Du Mistkerl! Hast nicht mal den Mumm, mit mir zu sprechen!
    Ich erhob mich vom Stuhl. Wenn er mich nach dem ganzen Ärger fallenlassen wollte, würde ich ihn zwingen, es mir ins Gesicht zu sagen.
    Ich brauchte weniger als eine Minute, um mich anzuziehen und meine Handgelenkschoner mit Silbernadeln zu laden. Mein Schwert Slayer hatte einen ausreichend hohen Silberanteil, um selbst Curran verletzen zu können, und im Moment verspürte ich den starken Wunsch, ihm Schmerzen zuzufügen. In einem aus Zorn gewebten Dunstschleier durchsuchte ich das ganze Haus nach meinen Stiefeln und fand sie ausgerechnet im Bad. Im Wohnzimmer setzte ich mich auf den Boden, um sie anzuziehen. Ich stieg in den linken Stiefel, zwängte meine Ferse hinein und hielt dann inne.
    Angenommen, ich würde tatsächlich zur Festung gehen. Was dann? Wenn er entschlossen war, mich nicht zu sehen, müsste ich mir einen Weg durch seine Leute säbeln, um zu ihm zu gelangen. Ganz gleich, wie sehr es mich schmerzte, das konnte ich unmöglich tun. Curran kannte mich gut genug, um das zu erkennen und gegen mich einzusetzen. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie ich stundenlang in der Eingangshalle der Festung hockte. Auf gar keinen Fall!
    Und falls sich das Arschloch dazu herabließ, mich zu empfangen, was würde ich dann sagen? Wie kannst du es wagen, mich sitzen zu lassen, bevor unsere Beziehung überhaupt richtig begonnen hat! Ich war sechs Stunden lang unterwegs, um dir zu sagen, wie sehr ich dich hasse, weil du mir so viel bedeutet hast! Er würde mir ins Gesicht lachen, worauf ich ihn in Streifen schneiden und er mir das Genick brechen würde.
    Ich zwang mich dazu, im Nebel meines Zorns die letzten Reste von Vernunft zusammenzukratzen. Ich arbeitete für den Orden der Ritter der mildtätigen Hilfe, der zusammen mit der Paranormal Activity Division oder PAD und der Military Supernatural
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher