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Stadt der Blumen strava3

Stadt der Blumen strava3

Titel: Stadt der Blumen strava3
Autoren: hoffman
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zurechtkam. Das Haus, das erst kürzlich renoviert worden war, roch noch nach frischer Farbe und neuem Putz. Dieser Geruch und der Duft nach Blütenessenzen kam Sky beim Eintreten entgegen.
    »Mum«, rief er, obwohl sie ihn eigentlich gehört haben musste. »Ich bin wieder da!«
    Sie war weder im Wohnzimmer noch in der winzigen Küche und mit dem üblichen unguten Gefühl klopfte Sky an ihre Schlafzimmertür. Aber sie war nicht da, und als er wieder in die Küche ging, entdeckte er ihren Zettel: Bin im Supermarkt; Kekse gibt’s erst, wenn ich zurück bin.
    Sky lächelte vor Erleichterung; wann war es ihr zum letzten Mal so gut gegangen, dass sie allein einkaufen gegangen war? Das war gewöhnlich seine Aufgabe, immer mittwochs nach der Schule. Seine Mutter musste wohl das Auto genommen haben, allein Bus zu fahren schaffte sie nicht. Sky stellte die kleine blaue Flasche auf den Tisch, nahm die feuchte Wäsche aus der Trommel, füllte sie in den Trockner, spülte das Frühstücksgeschirr vom Morgen und sah in den Schränken nach, was er zum Abendessen machen könnte. Normalerweise fing er so schnell wie möglich damit an, Kartoffeln zu schälen oder Zwiebeln zu hacken, aber er überlegte, dass er wohl lieber abwarten sollte, was seine Mutter einkaufte; vielleicht hatte sie ja etwas Bestimmtes geplant. Er fütterte Remy, denn der getigerte Kater aus dem Tierheim brachte ihn fast zum Stolpern, weil er sich hartnäckig um seine Beine schlängelte. Dann machte er sich eine Tasse Tee und setzte sich an den Tisch. Die kleine blaue Flasche wirkte gleichzeitig harmlos und bedeutungsvoll. Remy sprang auf den Stuhl neben ihn und fing an sich zu putzen. Sky seufzte, holte seine Schulbücher hervor und las eine französische Kurzgeschichte.

    Sandro war begeistert von seinem neuen Lehrmeister. Jeder kannte den Aal; er wurde allmählich zu einer Person, mit der man in Giglia rechnen musste. Inzwischen hatte er dutzende von Spitzeln, die für ihn arbeiteten und aus allen Teilen der Stadt und der Umgebung Informationen zum Palast der Chimici brachten. Es war genau die Arbeit, die Sandro liebte: Menschen beschatten und in ihrer Nähe herumlungern, um ihre Privatgespräche zu belauschen. So etwas hätte er sogar ohne Lohn gemacht.
    Er war klein und gewitzt und völlig unauffällig, einer der vielen nicht besonders sauberen und etwas zerlumpten Jungen, die an den belebten Plätzen der Stadt herumhingen und im Gegenzug für kleine Erledigungen auf ein paar Münzen hofften. In Wirklichkeit allerdings hatte Sandro Silbermünzen in der Hosentasche, die ihm der Aal für mögliche Auslagen gegeben hatte. Als Spion musste man bisweilen einen Informanten auf einen Schluck einladen oder mit einer kleinen Summe bestechen.
    Im Augenblick verfolgte Sandro ein Mitglied der Familie Nucci und es hätte nicht einfacher sein können. Camillo Nucci hatte so offensichtlich etwas Bestimmtes vor, dass Sandro ein Kichern unterdrücken musste. Der junge Adlige mit der roten Mütze drehte sich ständig um, als er an dem grandiosen, neuen Zunftgebäude der Chimici hinter dem großen Platz vorbeiging und über die steinerne Ponte Nuovo lief, die immer noch die neue Brücke genannt wurde, obwohl sie schon vor zweihundert Jahren gebaut worden war.
    Ein weniger gewandter Spitzel hätte Nucci auf der Brücke vielleicht aus den Augen verloren. Die Ponte Nuovo war nämlich dicht bebaut mit Fleischer-, Fisch-und Krämerläden und ständig voller Leute. Sandro aber hatte schon erraten, wohin sein Opfer wollte – zu dem halb fertigen Palazzo auf der anderen Seite des Flusses. Die Familie Nucci, die einzige, die es an Reichtum auch nur annähernd mit den Chimici aufnehmen konnte, hatte vor fünf Jahren begonnen einen riesigen Palazzo zu bauen, der aber immer noch nicht ganz fertig war. Sollte er allerdings jemals fertig werden, würde er viel größer sein als der herzogliche Palast diesseits des Flusses, und das machte Sandro zu schaffen. Er war durch und durch ein Chimici-Mann und seine Herren sollten von allem das Beste, Größte und Prachtvollste haben. Deshalb freute sich Sandro auch auf die bevorstehenden Hochzeiten; schließlich sollten die jungen Prinzen und ihre Cousinen in der großen Kathedrale vom Papst persönlich getraut werden – von ihrem Onkel Ferdinando, der extra aus Remora kam, um die prächtigste Zeremonie abzuhalten, die die Stadt je zu Gesicht bekommen hatte.
    Camillo Nucci hatte die Mauern des zukünftigen väterlichen Palazzos erreicht und traf
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