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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart
Autoren: Jasmin Wollesen
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schien von der kleinen Flashmob-Einlage nicht besonders begeistert zu sein. „Warten Sie bitte hier!“, sagte sie mit schnoddriger Stimme und deutete auf eine kleine Sitzgruppe. Ich nahm Platz und schaute durch das Fenster nach draußen. Der Flashmob hatte sich aufgelöst, die meisten Leute waren bereits wieder unterwegs. Übrig geblieben waren nur meine Freundinnen und einige besonders neugierige Flashmobber. Sie entdeckten mich auf der Sitzgruppe und streckten den Daumen nach oben. Ich winkte ihnen zu und kaute dabei nervös auf meiner Unterlippe.
    „Sind Sie Frau Schneider?“ Ein Mann mit Vollbart, Brille und leicht ergrautem Haupthaar stand vor mir.
    Er erinnerte mich sehr an meinen früheren Mathelehrer. Schnell stand ich von meinem Platz auf und streckte ihm die Hand hin.
    „Ja, ich bin Anna Schneider!“
    Er nahm meine ausgestreckte Hand und schüttelte sie. „Ernst Lehmann, ich bin hier der Cheflektor!“ Dann grinste er. „Sie sind ja ziemlich kreativ! So was wie gerade eben habe ich auch noch nicht erlebt. Ich mag es, wenn Leute Engagement zeigen. Geben Sie mir Ihr Manuskript. Ich werde es lesen!“
    Mit zittrigen Händen reichte ich ihm den Umschlag mit meinen Manuskript.
    „Und Sie werden es ganz sicher lesen?“
    „Versprochen! Ich werde mich in den nächsten Wochen bei Ihnen melden! Haben Sie Ihre Kontaktdaten dazu geschrieben?“
    Ich nickte.
    „Gut, dann wünsche ich Ihnen noch einen tollen Tag. Wir hören voneinander!“ Mit diesen Worten verabschiedete Herr Lehmann sich und ließ mich völlig überwältigt zurück.
     
    „Und?“, wollten meine Freunde wissen, als ich aus dem Gebäude kam
    „Werden sie dein Manuskript ansehen?“
    „Ja, ich denke schon. Zumindest hat der Cheflektor es mir versprochen!“
    „ Juhuuu!“, freuten sich die Mädels. „Wenn er es erst einmal liest, gefällt es ihm bestimmt!“
    „Abwarten!“, antwortete ich, denn ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen.
    Die nächsten Wochen zuckte ich immer nervös zusammen, sobald das Telefon klingelte. Und endlich, nach qualvollen drei Wochen, kam plötzlich der Anruf von Herrn Lehmann. Sie wollten meinen Liebesroman „Zuckersüß“ veröffentlichen. Meinen Roman! Unfassbar!
    Ich war so geschockt am Telefon, dass ich zunächst nur unzusammenhängende Worte stammeln konnte. „ Vrllr, hmmppff, dnk!“
    Dann versuchte ich mich zusammen zu reißen, denn was wäre das für ein  Eindruck für den Verlag: Eine Autorin, die nicht ordentlich sprechen konnte? Das Gespräch mit Herrn Lehmann verlief dann auch sehr gut und wir vereinbarten einen richtigen Kennenlerntermin mit dem ganzen Team.
    Aufgeregt stand ich eine halbe Stunde zu früh vor dem Verlagsgebäude und überlegte, was das Ganze wohl für Auswirkungen auf mich haben würde. Mein erster Roman auf dem Büchermarkt! Würden die Leute die Geschichte mögen? Oder wäre es das erste und letzte Buch, das der Verlag von mir veröffentlichen würde?
    Die sympathischen Verlagsmitarbeiter hatten offene Ohren für meine Sorgen, meinten aber, ich solle mich entspannen, der Stoff der Geschichte hätte ihnen wirklich außerordentlich gut gefallen.
Meine Sorgen sollten sich tatsächlich als unberechtigt herausstellen. „Zuckersüß“ kam schon wenige Monate später auf den Markt, als Print Version und als E-Book und wurde ein Bestseller. Ich bekam so viele positive Rezensionen, dass mir richtig schwindelig wurde:

„ Anna Schneider – ein neuer Stern am Lesehimmel“

oder

„ So viel Gefühl gab es noch nie“

oder

„ Zuckersüß von Anna Schneider ist das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe!“

schrieben meine Fans. Und auf meiner Facebook-Autorenseite hatte ich innerhalb kürzester Zeit 1000 neue Freunde. 1000 Menschen wollten mit mir, Anna Schneider, befreundet sein, das musste man sich mal vorstellen!
     
    Auch meine finanzielle Situation verbesserte sich deutlich. Ich kaufte mir ein Auto, einen schicken cremefarbenen Fiat und verzierte ihn, mit hübschen Auto-Tatoos mit Blümchenmuster und Schmetterlingen. Außerdem zog ich in eine wunderschöne Zweizimmerwohnung am Rande von Berlin. Nun hatte ich ein ganzes Zimmer mehr und damit so viel Platz für Deko!
Ich schwebte im siebten Himmel. Selbst Vera musste mir zähneknirschend zu meinem Erfolg gratulieren. Ich kündigte meinen Job als Betriebsanleitungsverfasserin, um mich ganz dem Schreiben eines  Fortsetzungsromans zu widmen.
    Und damit begannen auch schon die Probleme! Denn so viel
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