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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart
Autoren: Jasmin Wollesen
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Eltern für mich wichtig ist! Ich ertrage es nicht länger: „Tut mir leid, ich weiß nicht, was los ist! Ich hoffe Sven ist nichts passiert. Ich werde jetzt zu ihm fahren und nachsehen!“
    „Ja mach das, gute Idee!“, seufzt meine Mutter sichtlich erleichtert. „Und melde dich anschließend, hörst du!“
    „Soll ich dich hinfahren? Dann kann ich mir das Bürschchen gleich mal vorknöpfen. Die Ernsts lässt man nicht so ungestraft sitzen“, brummt mein Vater und krempelt sich die Ärmel hoch.
    „Nein, lass mal! Ist lieb gemeint, aber ich fahre mit dem Bus. Euer schönes Essen wird bestimmt nicht wärmer“, sage ich, schnappe mir meine Handtasche und flüchte aus dem Haus. Das Letzte, was ich gerade gebrauchen kann, ist mit meinem Vater im Auto zu sitzen und mir seinen Vortrag über Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit anzuhören.
    Ich gehe die Straße hinunter, in der ich meine ganze Kindheit verbracht habe und überlege, was ich dieses Mal falsch gemacht habe. Ich war mir so sicher, dass es mit Sven klappen würde.
    „ Olgér, kannst du mich abholen?“
    „ Lolaschätzelein, wie war es! Erzähl!“, sprudelt es aus meinem Handy.
    „Es war scheiße! Sven ist nicht gekommen und meine Eltern waren stinksauer und enttäuscht!“
    Meine Stimme bricht. Ich fange an zu schluchzen: „Warum passiert so was
immer nur mir?“
    „Oh!“, macht Olgér nur. „Ich komme sofort! Wo bist du denn gerade?“
    „ Buhuhu, Buhuuus!“, schluchze ich immer lauter.
    „ Schätzelein, ich verstehe dich gar nicht, wenn du so weinst! Wo bist du?“
    „ Buhuuhuus, Haltestelle. Bei meinen Eltern in der Straße“, schniefe ich.
    „Ich bin in zehn Minuten da!“, meint Olgér.
    Da sitze ich nun. Wie bestellt und nicht abgeholt. Trübsinnig blicke ich auf mein Handy. Ich rufe meine Mails ab. Keine neuen Nachrichten. Ich verstehe das einfach nicht. Warum meldet sich Sven nicht. Ich wähle seine Festnetznummer. Freizeichen. Aber keiner geht ran. Ich wähle seine Handynummer.
    „Der gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar!“
    Ich muss wissen, was los ist. Ich werde Olgér bitten mit mir bei Sven vorbei zu fahren.
    Vielleicht ist ihm wirklich etwas passiert.
    Ich versuche mich abzulenken und gehe auf meinen Facebook Account. Du bist eingeladen in die Gruppe „High Heels in Action“ Facebook Gruppe, gegründet von „Olgér“ . Das ist typisch Olgér. Ich sehe mir die Beiträge an und muss trotz meines momentanen Elends schmunzeln.
Olgér hat Fotos von sich und seinen High Heels in den unmöglichsten Situationen gepostet. Auf dem einen Bild fährt er mit lilafarbenen High Heels Einrad. Ich trete der Gruppe bei und nehme mir vor, mit meinen eigenen High Heels auch etwas Lustiges auszuprobieren und es dann zu posten.
    „Huhu, Schätzelein! Dein Bus ist daaa!“ Olgér lässt seine pinkfarbene Knutschkugel mit quietschenden Reifen vor der Bushaltestelle zum Stehen kommen. Eigentlich mag ich die Automarke. Olgér fährt einen Fiat 500. Allerdings in einer Special Olgér Edition. Der beige Farbton des Autos war ihm zu langweilig. Also hat er es umlackieren lassen. In ein knalliges Pink mit silbernen Herzen, die in der Sonne glitzern. Diva, so heißt sein Auto, denn Olgér besteht darauf, dass Autos auch Seelen haben. Olgér beugt sich vor und ruft durch das geöffnete Fenster:
    „Steig ein Liebelein. Also weißt du, dieser Sven kam mir gleich komisch vor. Der war einfach too much!“
    ' Too much', ist Olgérs Lieblingsspruch. Er benutzt ihn sooft es geht. Ob angebracht oder nicht. In diesem speziellen Fall meint er mit 'Too much' wohl, dass Sven einfach zu perfekt war. Zu gut aussehend, zu sportlich, zu …
    „Lola, was ist? Willst du nicht einsteigen?“
    Ich schnappe meine Tasche, öffne die Beifahrertüre und lasse mich auf den Sitz plumpsen.
    „ Schätzelein, du gefällst mir gar nicht. Du bist ja ganz blass!“ Mitfühlend tätschelt Olgér meinen Arm. In der nächsten Sekunde hat er mein Elend aber schon vergessen und plappert:
    „Hast du eigentlich gesehen, dass ich eine neue Facebook Gruppe gegründet habe?“
    „Hmm“, murmele ich, „tolle Idee. Bin schon Mitglied!“
    „Hach, das ist gut! Ich spüre, dass das eine neue Kultsportart wird – High Heels in Action, famos! So, wo wollen wir denn nun hin? Sollen wir ins Rockefeller gehen?“
    Das Rockefeller ist unser Lieblingscafé. Schon so manchen Nachmittag und auch Abend habe ich dort mit meinen Freunden verbracht. Im Rockefeller gibt es die
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