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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart
Autoren: Jasmin Wollesen
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du das möchtest und nicht alleine sein willst“, hatte Mimi zum Abschied gesagt. Ich hatte versprochen, mich gleich nach dem Anruf bei ihr zu melden.
    Und nun saß ich auf meinem Sofa und starrte schon seit einigen Minuten das Handy in meiner Hand an. Ich hatte Mimis Tipp beherzigt und 'Rufnummer unterdrücken' eingegeben. Mein Adrenalinspiegel war so hoch, wie schon lange nicht mehr. Meine Hand zitterte, als ich Kays Nummer wählte.
    „König“, meldete er sich schon nach dem zweiten Läuten.
    Vor Schreck biss ich mir auf die Zunge.
    „Hallo? Wer ist denn da?“
    „Ich, Anna“, stotterte ich.
    „Anna? Was willst du denn?“, knurrte er.
    „Stimmt das, was Svea im Fernsehen gesagt hat? Seid ihr wieder zusammen und wollt heiraten?“, stellte ich schnell die Fragen, die mir auf der Seele brannten, bevor mich der Mut verließ.
    „Nein. Ich bin weder mit Svea zusammen, noch will ich sie heiraten. Svea ist ein totaler Psycho, genau wie du! Scheinbar ziehe ich solche Frauen an! Was willst du von mir, Anna? Ich habe tausend Mal versucht, dich zu erreichen, um dir genau das zu erklären. Aber du, du bist echt das letzte. Du hast die ganze Zeit falsche Spielchen mit mir gespielt. Ich meinte es wirklich ernst mit uns beiden. Lass mich in Ruhe und vögel weiter mit diesem Henri!“
    Tut, tut, tut, ertönte es aus dem Hörer. Kay hatte einfach aufgelegt.
    Zitternd saß ich auf dem Sofa, starrte mein Handy an und versuchte Kays Worte zu verdauen!
    Du verdammter, bescheuerter Idiot, Anna! Du hast mit deinem ständigen Misstrauen alles kaputt gemacht , schrie mein Herz
    Da kann ich mich leider nur anschließen , bezeugte mein Verstand.
    Wie schön, dass die beiden sich dieses Mal einig sind , dachte ich.

Fünfzehntes Kapitel
     
    Dienstag, 22. Oktober
     

     
     
    Nachdem Kay unser Telefonat so abrupt beendet hatte, versuchte ich noch ein paar Mal ihn anzurufen, doch er ging nicht mehr ans Telefon, obwohl ich immer noch mit der Rufnummerunterdrückung anrief. Dann probierte ich es mit SMS.
     
    Ruf mich bitte an! Wichtig! Biiiiiitte! Anna
     
    Doch so wie ich ihn zuvor ignoriert hatte, ignorierte nun Kay meine Kontaktversuche. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Auch wenn zwischen uns beiden vielleicht nichts mehr zu retten sein würde, einen kleinen Funken Hoffnung hatte ich dennoch. Wenn ich doch bloß mit ihm sprechen könnte!
    Mimi wusste auch keinen Rat. „Ich würde einfach weiter versuchen, ihn anzurufen“, meinte sie.
     
    Am Montagvormittag hatte ich dann auf einmal eine Art Erleuchtung. Ich würde mit Kay sprechen, ob er wollte oder nicht. Und zwar auf meine ganz persönliche Weise. Ich wusste nun, was ich tun wollte. Das würde mich zwar eine Menge Zeit und Geduld kosten, aber den Versuch war es mir wert.
    Ich schrieb Mimi eine lange E-Mail, dann rief ich bei Vera an, in der Hoffnung, dass sie unterwegs sein würde und ihre Haushaltsperle Galina an den Apparat gehen würde. Ausnahmsweise hatte ich Glück und Galina meldete sich nach ein paarmal Klingeln mit ihrem polnischen Akzent: „Bei Schneider, hallo?“
    „Galina? Hier ist Anna!“
    „Anna, meine Myszka! Geht es gut? Lange nicht gesehen. Das ist so schade!“
    Es tat so gut, Galinas liebe Stimme zu hören, dass ich ihr am Telefon mein ganzes Herz ausschüttete. Zwischendurch machte Galina: „ Mh, mh“ und „Na so was!“aber sie unterbrach mich nicht und ließ mich einfach ausreden. Das hatte ich schon als Kind an Galina geliebt: Sie konnte einfach wahnsinnig gut zuhören, im Gegenteil zu Vera, die mir nie richtig zuhörte.
    Ich erzählte Galina von Kay und von dem jetzigen, verzwickten Stand der Dinge. Dann erklärte ich ihr meinen Plan.
    „Mach das, Anna-Myszka. Ich finde das gute Idee ist! Ich sage deiner Mutter, dass du angerufen hast und erzähle, dass du eine Auszeit nimmst. Ich kriege schon hin, keine Sorge!“
    Ich umarmte Galina in Gedanken und legte auf. Das wäre erledigt.
    Die Person, die jetzt noch Bescheid wissen musste, würde ich wohl überraschen müssen -
    manchmal war es doch äußerst unpraktisch, dass Sam so schwer zu erreichen war. Mein Plan sah nämlich folgendermaßen aus: Ich würde morgen in aller Frühe mit meinem kleinen cremefarbenen Fiat in die Lechtaler Alpen aufbrechen und Sam besuchen. Ich hatte ja sowieso vorgehabt, ihn in naher Zukunft zu besuchen. Und wenn er nichts dagegen hatte, würde ich die nächsten Wochen mit ihm auf seiner Hütte verbringen und ich würde das tun, was ich bis vor kurzem noch am besten
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