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Stacee's Soldat (German Edition)

Stacee's Soldat (German Edition)

Titel: Stacee's Soldat (German Edition)
Autoren: Lily K. Weidemann
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Es war
Sommer und das merkte man. Die Temperaturen stiegen praktisch
unaufhörlich und die Sonne brannte vom Himmel. Doch jetzt, am
Abend, war es angenehm. Durch den Fahrtwind kühlte sich mein
Körper ab, aber nicht so weit, dass ich fröstelte.

    Schon
von weitem sah ich das Licht in der Küche brennen. Vermutlich
waren meine Eltern gerade beim Abendbrot. Meine Mutter rief uns immer
um diese Zeit zum Essen. Meist war ich dann schon wieder Zuhause.
Aber nicht immer. Als ich die letzten Schultage abgesessen hatte, mit
den ganzen Komitees, Hobbys und AGs die ich mit meinem Job und auf
der Farm helfen unter einen Hut bringen musste, konnte es öfters
später werden.
    Leise
schloss ich die Tür auf.
    „ Und?
Was schreiben die ihr?“
    „ Sie
wurde angenommen. Wie bei all den anderen auch.“
    „ Bieten
sie ihr irgendetwas extra an?“, fragte die flüsternde
Stimme meines Vaters. Reden die etwa gerade über meine
Collegebewerbungen? Und warum weiß ich nichts davon?
    Ich
beschloss, meine Ankunft bekannt zu geben. Vielleicht erhielt ich ja
dann eine Erklärung für ihr sonderbares Verhalten.
    „ Mom?
Dad? Ich bin wieder da!“, rief ich übertrieben laut in den
Flur, während ich die Tür zuwarf.
    „ Hallo,
Schätzchen!“, rief meine Mutter aus der Küche. Es
klang ein wenig zu laut und so, als würde ihre Stimme kurz vorm
Kippen stehen. Anstatt in der Küche zu bleiben, kam sie in den
Flur gerannt, als wäre ich noch fünf Jahre alt und sie
müsste mir beim Ausziehen helfen. Sie sah aus, als wolle sie mir
etwas verheimlichen. So wie ich die Situation einschätzte, waren
es die Bestätigungen von den Colleges, an denen ich mich
beworben hatte.
Wütend verschränkte ich die Arme vor
der Brust und sah ihr in die Augen. Sie seufzte ergeben. Ihr war
klar, dass ich Bescheid wusste.
    „ Mom?
Wie wäre es mal mit der Wahrheit? Warum verstecken du und Dad
meine Post?“, erkundigte ich mich verärgert.
    Sie
wusste sichtlich nicht, was sie darauf antworten sollte. Anstatt
einer klaren, vernünftigen Antwort stammelte sie: „Na
ja...“
    „ Ich
will einfach nur wissen, wie viele von ihnen schon abgelaufen sind.
Das ist alles.“
    „ Hör
mir gut zu, mein Mädchen! Du triffst dich mit irgendwelchen
Fremden und erwartest dann von uns, dass wir dir erlauben in einer
großen Stadt zu studieren? Und noch dazu ein Fach, dass du hier
mit Sicherheit nicht brauchen wirst?“
    „ Hast
du so wenig Vertrauen zu mir, Mom? Der Soldat war in meinem Alter und
du kennst ihn, also ist er wohl kein Fremder. Es ist Andrew. Andrew
Chevalier, erinnerst du dich noch? Wir haben uns kurz unterhalten und
das war's auch schon. Ist das jetzt wirklich so schlimm?“
    „ Nein.“
    „ Soll
ich demnächst die Kunden stumm bedienen? Am besten ungewaschen,
verschleiert und gut verborgen in einem Kartoffelsack?!“,
langsam wurde ich wirklich wütend.
    Ich
hatte mehrere Jahre hart dafür gearbeitet, um aufs College zu
gehen. Das war mein Traum. Ich wollte Journalistin werden und es war
mir herzlich egal, ob ich nun ihre Erlaubnis dazu hatte oder nicht.
Mom wurde langsam ebenfalls ungeduldig. Auf ihrem Gesicht bahnte sich
etwas an. Eine Art Sturm-Frühwarnung.
    „ Beruhige
dich! Ich möchte doch nur das Beste für dich, Stacee!“
    „ Und
woher willst du wissen, was jetzt das Beste für mich ist? Du
fragst nicht mal danach, was ich mit meinem Leben anstellen möchte!“,
ich seufzte.
    „ Mom,
ich liebe dich, ganz egal was passiert und wo ich auch immer bin. Das
weißt du doch, oder? Ich will nur mein Leben leben und etwas
von der Welt sehen, bevor ich mich fest binde. Verstehst du das? Du
bist meine Mom, du kannst mich niemals verlieren. Bitte, lass mich
meine eigenen Fehler machen.“
    „ Ach,
mein kleiner Liebling...“, entfuhr es ihr seufzend, als sie
mich in ihre Arme zog. Dad seufzte ebenfalls. Er stand in der
Küchentür. Mom umarmte mich noch einmal und unterdrückte
mühsam ihre Tränen. Die gut riechende Lasagne, die sie für
das Abendessen vorgesehen hatte, duftete durch das ganze Haus.
    „ Na
gut. Aber du schreibst uns regelmäßig und rufst uns
mindestens einmal die Woche an, okay?“, bat mein Vater mich
ernst. Auch er umarmte mich. Das musste einer der längsten Sätze
sein, die er je an mich gerichtet hatte. Dad war kein großer
Redner.
    „ Okay,
Dad.“
    „ Dann
komm mal mit.“, meinte er erleichtert.
    So
ein Theater hatte es bei meinen zwei Brüdern nicht gegeben. Sie
waren beide älter als ich und George war sogar nach
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