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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille
Autoren: Peter David
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mehr sie mit Si Cwan zu tun hatte. Stattdessen wurde ihre Verwirrung immer größer, obwohl sie äußerlich stets die Fassung wahrte. Sie war sich einigermaßen sicher, dass ihre Verlegenheit und Unzufriedenheit keinen Einfluss auf ihren Umgang mit Cwan hatte. Zumindest hatte sich noch niemand dahingehend geäußert. Dennoch blieb ein ärgerlicher, nagender Rest des Zweifels.
    Als sie bei Si Cwan gewesen war, um über die bevorstehende diplomatische Mission zum Planeten Montos zu sprechen, hatten sie sich nüchtern und leidenschaftslos darüber unterhalten, welche Personen am besten geeignet waren, ihn zu begleiten. Sie hatte zum Ausdruck bringen wollen, dass sie als seine Assistentin die erste Wahl wäre. Doch sie hatte ihrem eigenen Urteil nicht getraut. Sie wusste nicht, ob sie aus sachlichen Gründen davon überzeugt war, dass sie an der Mission teilnehmen sollte, oder ob einfach nur ihr Wunsch dahinterstand, über einen längeren Zeitraum mit ihm zusammen sein zu können. Um nicht zu einer falschen Einschätzung aufgrund unangemessener oder irrelevanter Bedenken zu gelangen, hatte sie bislang geschwiegen und war nicht bereit gewesen, ihre eigene Person zur Sprache zu bringen.
    Das war ein idiotischer Irrtum gewesen, den sie nicht wiederholen würde. Sie
sollte
ihn begleiten, verdammt! So einfach war das!
    Nein. So einfach war es nicht. Si Cwan hatte es verdient, die Gründe zu erfahren – alle Gründe –, warum sie ihn begleiten wollte. In ihrer Beziehung (wie auch immer sie geartet sein mochte) würde es niemals irgendeinen Fortschritt geben, wenn er nicht wusste, was los war. Auch wenn alles noch recht unklar und im Fluss war, musste sie ihm sagen, was genau im Fluss war.
    Sie ging mit neuem Mut zu seinem Quartier und betätigte den Türmelder. Von drinnen hörte sie eine Stimme, die »Herein!« rief, aber sie bemerkte es kaum, da ihr ganz andere Sorgen durch den Kopf gingen. Als sie eintrat, war sie so angespannt, dass sie die Hände zu Fäusten geballt und die Augen fest geschlossen hatte (was sie häufig tat, wenn sie unter emotionalem Stress stand). »Hören Sie«, redete sie drauflos, »ich habe es bislang mit keinem Wort erwähnt, da ich selber nicht genau weiß, was ich eigentlich empfinde, aber ich muss darüber sprechen, damit wir die Sache klarstellen können, denn ich muss Ihnen sagen, dass ich Sie sehr attraktiv finde und Gefühle für Sie entwickelt habe, die weit über unser Dienstverhältnis hinausgehen.«
    Sie öffnete die Augen.
    Auf Si Cwans Couch hatte es sich Captain Mackenzie Calhoun bequem gemacht. Er hielt etwas in der Hand, bei dem es sich um einen der thallonianischen Texte Si Cwans zu handeln schien, und er starrte Robin Lefler mit sorgsam beherrschtem Gesichtsausdruck an.
    Dann seufzte er schwer.
    »Ja, schon gut«, sagte er. »So etwas höre ich ständig.«
    Sämtliches Blut verschwand aus Robins Gesicht und sammelte sich in ihren Füßen. Sie war fest davon überzeugt, jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen, aber sie musste feststellen, dass sie einen absolut sicheren Stand hatte. »Captain, ich … ich …«
    Er hob eine Augenbraue und wartete interessiert ab, was sie sagen würde.
    »Captain, ich … hege überhaupt keine Gefühle für Sie.«
    »Oh.« In seinen violetten Augen flackerte etwas auf, aber Robin konnte in diesem Moment nicht sagen, ob er enttäuscht oder vielleicht amüsiert war. »Nun, auch das höre ich ständig.«
    »Ich wollte damit sagen … dass ich nicht … ich meine …« Sie räusperte sich, aber es nützte nicht viel, da ihre Stimme auch anschließend noch einen krächzenden Unterton hatte. »Ist Si Cwan da?«
    »Nein. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir eine diplomatische Mission nach Montos in die Wege geleitet. Als Si Cwan alle Vorbereitungen abgeschlossen hatte, wollte er den Aufbruch nicht weiter hinauszögern. Also sind er und die Lieutenants Kebron und Soleta vor einer Stunde mit dem Runabout
Marquand II
losgeflogen. Zuvor hat er mir gestattet, verschiedene historische Texte zu lesen, die er in seinem Quartier aufbewahrt. Er fragte, ob es mir etwas ausmachen würde, sie hier zu lesen. Er wollte nicht, dass sie über das ganze Schiff verteilt werden, da sie sehr alt und heilig sind und …« Er zuckte mit den Schultern. »Nun, ich schätze, jeder von uns pflegt seine kleinen Macken.«
    Sie nickte und empfand immer noch so große Scham, dass sie Schwierigkeiten hatte, auch nur einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen, geschweige denn, einen
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