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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland
Autoren: Beate Sommer
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du mich kürzlich schnöde versetzt, was ich dir nicht vorwerfe, wohlgemerkt.«
    »Ich finde nicht, dass das meine Frage wirklich beantwortet«, entgegnete sie.
    »Wann hattest du vor, mir zu sagen, dass du fortziehst?«, schoss er zurück.
    »Montag, nach der Unterzeichnung natürlich.«
    »Wenn du nur immer und überall so auf Sicherheit bedacht wärst, hätte ich nicht mein letztes Hab und Gut hergeben müssen, um dieses wunderbare Anwesen zu erwerben und auf dich aufpassen zu können.«
    »Du spinnst«, sagte sie.
    »Ach was«, widersprach er, »wenn ich jetzt noch Gerrit im Schlepptau hätte, dann wäre deine Bemerkung vielleicht angemessen, aber doch nicht so. Außerdem werde ich pendeln, gelegentlich wirst du also ganz auf dich allein gestellt sein.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Woher weißt du überhaupt, was ich vorhatte?« Wehe, er sagt, dass er meine Gedanken gelesen hat, drohte sie innerlich, dann verweigere ich die Unterschrift.
    »Ich bin des Lesens mächtig«, erklärte er, »und da lag dieser verräterische Zettel auf deinem Schreibtisch, der mich dazu verleitete, den Dingen auf den Grund zu gehen. Ich überlasse nur ungern etwas dem Zufall, wie du mittlerweile wissen müsstest.«
    So viel zum Thema Neuanfang. Wie es aussah, würde ihr dieses eine Gespenst erhalten bleiben. Mit welchen Konsequenzen? Wollte sie sich wirklich darauf einlassen?
    »Mir scheint, die Überraschung ist gelungen.« Spieker musterte sie, teils amüsiert, teils mitleidig. »Ich hoffe, ich habe Ihr Vertrauen nicht zu sehr missbraucht«, entschuldigte er sich.
    »Ich bezweifle, dass Sie eine andere Wahl hatten«, sagte sie.
    »Sag nur nicht, dass du jetzt einen Rückzieher machst«, flehte Lothar und legte sich beide Hände aufs Herz.
    Das er nicht hatte. Sie fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen, noch immer zögernd.
    »Außerdem bist du mir noch was schuldig«, fügte er hinzu.
    »Was?«, knurrte sie.
    »Ein gemeinsames Abendessen anlässlich meines verstrichenen Geburtstages, du erinnerst dich an meine Einladung?«
    »Du hast mich zu einer Party eingeladen.«
    »Schon, aber sind Zweier-Partys nicht viel erquicklicher? Der Tisch ist jedenfalls schon bestellt.«
    »Ich muss passen«, beschied sie ihn. »Ich bin mit großer Entourage angereist, als da wären mein Vater, Anita und Arne.«
    Lothar lachte. Sein unbändiges, unglaubliches, mitreißendes Lachen. »Wunderbar«, er breitete beide Arme weit aus, »dann gehen wir alle zusammen. Siehst du, so wird doch eine Party daraus. Zur Feier des Tages?«
    Marilene kapitulierte.
     
     

Epilog
    »Ich habe übrigens jemanden gefunden, der gemeinsam mit mir das Catering-Unternehmen gründet«, sagte Constanze. »Du musst dich also nicht sorgen, dass mir die Arbeit über den Kopf wächst.«
    »Ach ja?«, gab er sich unwissend, dabei war ihm klar, dass es sich um den Bullen handelte, den Ex-Bullen, zu oft schon hatte er die beiden überrascht, wenn er früher als angekündigt heimgekommen war, gesehen, wie ihre Köpfe schuldbewusst auseinanderflogen, ihre Gesichter erröteten. Er wusste längst, was sie im Schilde führten. Und es war bestimmt nicht die Belastung seiner Frau, die ihm Sorgen bereitete. Nein, es war ihre ganze Art. Ihr beschwingter Gang, das neue Strahlen im Gesicht, schlanker war sie geworden, beinahe gut aussehend, Gott, neuerdings balgte sie sich sogar mit Pawlow herum. Sie hatte jeden Respekt verloren.
    »Ja«, sie legte eine wohlbemessene Portion Unbeschwertheit in ihre Stimme, »stell dir vor, Jens Hartmann will sich beteiligen.«
    Sie sah ihn nicht an, sondern beschäftigte sich angelegentlich mit dem Rückschnitt verblühter Tulpen und wandte ihm den Hintern zu. Den Respekt mochte sie verloren haben, erkannte er, ihre Angst aber, sich seinem erklärten Willen zu widersetzen, war trotzdem da, greifbar und dicht unter der heuchlerischen Fassade. Sonst wäre sie in der Lage, ihm diese Dreistigkeit ins Gesicht zu sagen. Er hatte fast vergessen, wie erhebend es war, diese Angst zu spüren, und genoss den Augenblick. Er würde nicht mehr lange währen.
    Sie hatte es verdient, zu sterben, und dieses Mal würde es kein Entrinnen geben. Nichts würde er mehr dem Zufall überlassen, nicht wie bei ihrem Sturz, eine defekte Glühbirne, ein paar Gläser auf der Treppe, Gott, wie dilettantisch. Danach hatte er sich viel zu lange einlullen lassen von ihrer stummen Duldsamkeit, die allein Lindenaus Verdienst gewesen war, wie er nun wusste. Jetzt war Schluss
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