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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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Häuser eindringt und sich dabei, wenn manentdeckt wird, möglichst unheimlich benimmt. Er ist ein Meister im Grimassenziehen und im Ausstoßen der unheimlichsten Laute, er kann mit einem Satz durch die Luft springen und urplötzlich verschwinden. Ich habe ihn dann darauf trainiert, Silberzeug zu stehlen.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich es unterwegs verkaufen will, um Geld für meine Reise zu bekommen.«
    Aemilia staunte über die Gelassenheit, mit der Bracus zugab, ein Dieb zu sein.
    »Unterwegs verkaufen? Auf welcher Reise?«, fragte Aemilius und zog die Augenbrauen zusammen.
    »Ich will nach Rom. Mich hält hier nichts mehr. Seit zwei Jahren lebe ich hier in diesem Höhlenloch am Vesuv. Der Berg wird mir zusehends unheimlicher. Es brummt und brodelt schon länger heftig in seinem Innern. Es stinkt nach fauligen Eiern, giftige Dämpfe entsteigen seinen Ritzen und Spalten. Ich fürchte mich, noch länger hierzubleiben. Deshalb will ich weg von Pompeji. Der Einbruch, bei dem ihr mich beobachtet habt, sollte mein letzter sein, morgen wollte ich los.«
    Als hätte der Berg seine Worte gehört, erschütterte ein weiteres kleines Beben den Boden unter ihren Füßen. Gelbe Dämpfe entstiegen dem Erdreich und ein fürchterlicher Gestank verpestete die Luft.
    Die Kinder husteten, hielten sich die Nase zu und blickten sich entsetzt um. Der Rückweg war ihnen plötzlich durch einen klaffenden Erdspalt verwehrt. Den Hang weiter hinauf wollten sie nicht. Was jetzt?
    »Rasch! Folgt mir«, forderte Bracus sie auf. »Vertraut mir, ich kenne mich hier bestens aus und weiß, wie wir von hier wegkommen.«
    Ohne zu überlegen, folgten ihm die vier Freunde. Simus kauerte ängstlich auf der Schulter von Bracus und krallte sich dabei in seiner verschmutzte Tunika fest. Ferox ließ ihn nicht aus den Augen.
    Sicher führte sie Bracus an gefährlichen oder schwierigen Stellen vorbei den Berg hinab.
    Als sie endlich die Stadt erreichten, blieb er plötzlich stehen. Traurig sagte er: »Eilt nur weiter nach Hause. Wenigstens ihr sollt in Sicherheit sein. Ich selbst weiß nicht, wohin ich gehen soll. Meine Pläne hat das Beben unter sich begraben. Ohne meineSchätze kann ich mich nicht auf den Weg nach Rom machen.« Er sah erschöpft und müde aus.

    »Aber ich weiß es!«, sagte Aemilia und es klang fast triumphierend.
    Carilla, Marcellus und Aemilius blickten sie fragend an. Aemilias Augen strahlten: »Ja, ich weiß ein neues Zuhause für ihn. Ganz bestimmt! Dass euch das für unseren Freund nicht einfällt!«
    »Freund?« Marcellus verzog missbilligend das Gesicht.
    Aber da hatte sich Aemilia bereits die Hand des verdutzten Bracus ergriffen, zog den sich zunächst sträubenden Jungen hinter sich her und lief los.

Der Naturforscher aus Rom
    Dies Martis
(Dienstag), 22.   August 79 n.   Chr.
     
    Am nächsten Morgen versammelte sich die Familie des Bäckers Marcus Mesonus wie jeden Tag zum gemeinsamen Gebet und Opfer für die Hausgötter im Atrium. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Marcus Mesonus stand vor dem kleinen Hausaltar und ließ seine Blicke noch einmal prüfend über die Opfergaben für die Hausgötter schweifen. Ohne ihren Schutz war der Frieden aller, die unter dem Dach dieses Hauses lebten und arbeiteten, gefährdet.
    Der Bäcker stellte in einer Schale kleine Apfelstücke, frisches Brot, etwas Honig und ein wenig Ziegenkäse auf den Altar. Das waren Bestandteile des morgendlichen Frühstücks, das seine Familie unmittelbar nach dem Bittgebet verzehren würde.
    Alle, auch die Sklavin Papila, drängten sich wie Lämmer im Schutz der Herde mit gesenktem Kopfund ernstem Gesichtsausdruck hinter den Bäcker. Wie jeden Morgen fügte Marcus Mesonus auch seinen größten Schatz den Opfergaben bei: das silberne Salzfässchen. Damit wollte er den Laren zeigen, für wie wichtig er ihren Schutz hielt. Nach dem morgendlichen Opfer wurde von der Sklavin das Frühstück im
triclinium
, dem Esszimmer, zubereitet.
    »Heute habe ich bereits einen ganz besonderen Auftrag bekommen.« Marcus Mesonus rieb sich zufrieden die Hände. »Der Vesuv, mit dessen Ausbruch die Götter uns Pompejaner angeblich bestrafen, bringt vornehme Gäste in die Stadt!«
    Apollonia und die Kinder sahen ihn fragend an.
    »Der Mann, der aus Rom in unsere Gegend gekommen ist, heißt Gaius Secundus Plinius Maior und ist ein berühmter Naturforscher. Er schreibt Bücher und soll unglaublich klug sein. Zugleich befehligt er die Flotte, die im Hafen von Misenum liegt. Der
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