Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
sind vernünftig gefahren. Die Fahrer sind okay. Scheint alles zu funktionieren.«
    »
Abbou.
Wir sind in zwanzig Minuten vor Ort. Sehen uns dort,
inschallah.
«
    Trotz ihrer neuen Handys und SIM -Cards hatte Abdulkarim beschlossen, dass alle Zahlen, Uhrzeiten, et cetera jeweils durch vier geteilt werden sollten. Folglich waren JW und Jorge in Wirklichkeit nur zehn Minuten von den Kühlhallen in Västberga entfernt. Abdulkarim, Fahdi und die anderen würden dementsprechend in fünf Minuten dort sein. JW erschien das Ganze etwas übertrieben, denn wenn die Polizei sie tatsächlich abhörte, waren sie sowieso am Arsch.
    Jorge schien auf dem Beifahrersitz beinahe einzuschlafen. JW kümmerte sich nicht um ihn. Phantasierte ein wenig über die bevorstehende Vollendung seines genialen Finanzplans. Er steckte sich ein Ziel: Sobald er zwanzig Mio eingenommen hätte, würde er das Geschäft mit Cola aufgeben. Das Beste an seiner Berechnung – er könnte sein Ziel bereits innerhalb eines Jahres erreichen.
     
    Vierzehn Minuten waren vergangen. Die Lastwagen fuhren rückwärts an die Verladerampen heran, Platz fünf und sechs der Kühlhalle. JW parkte den Wagen.
    Er wandte sich an Jorge: »Das hier wird ein softer Tag. Sieh zu, dass du es auch soft nimmst.«
    Jorge schien nicht zuzuhören. War er etwa mit anderen Dingen beschäftigt? Was zum Teufel war nur mit ihm los?
    Sie stiegen aus dem Auto und gingen auf die Lastwagen zu. Die zwei Fahrer waren ebenfalls ausgestiegen. JW dankte ihnen und machte mit ihnen aus, wann sie die Fahrzeuge wieder abholen konnten. Dann bezahlte er sie, jeder von ihnen bekam dreitausend Kronen bar auf die Hand. Sie wirkten zufrieden. Wahrscheinlich dachten sie, dass es sich um Zigaretten, Sprit oder anderen Kleinkram handelte. Das Risiko, dass sie kapierten, dass sie gerade hundert Millionen in Form von Kokain im Auftrag des momentan nervösesten Dealerkollektivs auf dieser Seite des Atlantiks transportiert hatten, war minimal.
    Jorge stieg aus dem Wagen und drehte eine Runde an den Rampen entlang. Es gehörte zu seiner Aufgabe, das Gelände zu inspizieren.
    Petter, der mit Abdulkarim und Fahdi gekommen war, machte sich auf den Weg in die andere Richtung. Auch er beobachtete das Gelände. Vergewisserte sich, dass die Luft rein war.
    Fahdi kam aus einer Stahltür an der Verladerampe Nummer fünf.
    Er nickte JW zu. Nahm über die Entfernung Blickkontakt mit Jorge auf. Bedeutung: hier so weit alles in Ordnung.
    Abdul öffnete den Container von einem der Lastwagen, so dass JW einen Blick hineinwerfen konnte. In der Dunkelheit erkannte er eine Palette mit sechs Lagen Kartons.
    Er zwängte sich daran vorbei. Befühlte mit der Hand einen Karton auf der Palette dahinter und griff sich einen Kohlkopf.
    Fahdi hatte seinen Blick auf den Kohlkopf geheftet.
    JW hielt ihn in der linken Hand.
    Schob seine rechte Faust zwischen die weißlichen, steifen Blätter.
    Er spürte es deutlich – das Plastiktütchen.

57
    Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als den nächsten Schritt zu tun – und danach den übernächsten.
    Mrado dachte heute nicht über den ganzen Mist nach. Tat einfach, was zu tun war.
    Zog sich langsam an, sorgfältiger als gewöhnlich. Wie in einer Slow- Motion-Szene in einem Actionfilm, um die Bedeutung der Perfektion zu unterstreichen. Nicht, weil er an etwas zweifelte oder gar Angst hatte, es sollte nur alles perfekt sein.
    Das Messer: ein Spec Plus US Army Quartermaster mit zwanzig Zentimeter langer Klinge aus schwarzem Karbonstahl und mit Blutrille. Scheide aus schwarzem Kalbsleder – mit zwei Klettverschlüssen um den Unterschenkel gespannt.
    Er zog sie fest. Vergewisserte sich, dass die Scheide richtig saß – sie lag eng am Bein an. Saß fest. Ohne den Fall des Hosenbeins bei einer schnellen Bewegung zu behindern.
    Er wog das Messer in der Hand, sicher, es kam aus Amerika, aber es war schlichtweg das beste Kampfmesser, das Mrado kannte. Balancierte es aus. Fuhr mit dem Daumen über die Schneide.
    Es war frisch geschliffen.
    Bilder in seinem Kopf: die Schlacht bei Vukovar. Bajonettnahkampf mit einem kroatischen Scharfschützen.
    Warmes Blut.
    Er zog sich die Hosen an. Schwarze luftige Chinos für einen heißen Sommer. Leichte Kleidung war angemessen. Dünner Stoff.
    Am Oberkörper trug er ein weißes Unterhemd.
    Betrachtete sich im Spiegel. Spannte den Bizeps an. Zeichnete sich da etwa ein Rückgang des Muskelvolumens ab? Nicht ganz unmöglich – er war seit seiner Degradierung vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher