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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel
Autoren: Lotte Kinskofer
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Tee.« Rafik erschien in der Tür. Alexander lachte und Jamina fiel dankbar ein.
    »Opa, das ist noch ein bisschen früh«, rief Alexander laut, und aus dem Wohnzimmer kam die Antwort: »Das lass ich mir doch von dir nicht sagen! Kaum ist er aus den Windeln, will er mir Vorschriften machen.«
    »Alexander meint es doch nur gut«, rief Jamina.
    »Das hör ich von der Krankenschwester auch, wenn sie mir eine Spritze gibt.«
    Alexander brachte sie zur Tür.
    »Du musst mit mir Halma üben«, forderte Rafik.
    »Erst die Hausaufgaben«, antwortete Jamina.
    »Sei doch nicht so streng«, grinste Alexander.
    Jamina hob schon den Arm und wollte ihn knuffen, wie sie es früher oft getan hatte, wenn sie sich beim Spielen nicht einig waren. Aber früher war vorbei und sie waren keine Nachbarskinder mehr, die miteinander rangelten und sich wieder vertrugen, die Hand in Hand durch den Zoo gingen und wie selbstverständlich gemeinsam in einem Zimmer übernachteten.
    Alexander wandte sich an Rafik. Er flüsterte, als müsseer ihm ein ganz besonders großes Geheimnis mitteilen. »Nutz deine Chance, Jamina ist heute ziemlich gut drauf, glaub ich.«
    »Waruhum?«, wollte Rafik wissen.
    Jamina hörte Rafiks Frage wie von Weitem, sie war noch in ihre Erinnerungen versunken.
    »Keine Ahnung«, meinte Alexander. »Sie hat's mir nicht gesagt.«
    »Vielleicht ist sie verliebt«, mutmaßte Rafik.
    Alexander lachte, es klang verlegen. Jamina spürte Zorn in sich aufsteigen.
    »Noch eine dumme Bemerkung und Halma fällt aus, Rafik.«
    Der kleine Bruder zog eine Grimasse.
    Bevor sie zur eigenen Wohnungstür gingen, sah Jamina Alexander noch einmal an: »Soll ich mich morgen um deinen Opa kümmern?«
    »Mittags geht er zum Arzt wegen seinem Zucker«, sagte Alexander. »Aber es wäre total nett, wenn du gegen Abend vorbeischauen könntest.«
    »Klar, mach ich. Ciao.«

3. Kapitel
    Jamina sah sie schon von Weitem. Yoyo war wieder dunkel gekleidet, ihre Haare hatte sie dieses Mal wild hochgesteckt, der Seesack war dabei. Sie saß am Eisbach, an einen Baum gelehnt, die Augen geschlossen, sie genoss die Sonne und rauchte. Sie hatte offenbar keinen Blick für die Surfer, die abwechselnd mit ihren Brettern auf der Welle tanzten, ein paar Sekunden, eine halbe Minute. Die Neopren-Menschen, die den Eisbach bezwingen wollten.
    Jamina hatte sich gefreut, als Yoyo ausgerechnet diesen Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Sie mochte den Eisbach, diese scheinbar ungezähmte Wildheit mitten in der Stadt. Das Wasser sah aus, als ob man es kaum bändigen konnte, und im Spiel mit den Surfern blieb die Welle immer Sieger. Sie bewunderte die Typen, wie sie geschickt auf ihren Brettern balancierten, wie sie die Auseinandersetzung mit dem Wasser immer wieder aufnahmen. Obwohl sie wussten, dass sie nicht gewinnen konnten.
    Jamina war klar, dass es nicht so ungefährlich war, wie es aussah. Es waren auch schon Menschen hier ertrunken, weil sie die Welle unter- oder sich selbst überschätzt hatten.»Hi«, sagte Jamina leise, als sie vor Yoyo stand. Die öffnete ganz langsam die Augen.
    »Was macht der kleine Bruder?«
    »Der ist bei einem Freund.«
    »Du hast also mehr Zeit als gestern?«
    Jamina nickte. »Ich wollte dich auf ein Eis einladen. Zum Dank für meine Rettung.«
    Yoyo stand auf, legte den Arm um ihre Schulter.
    »Hey, super Idee. Der Eisverkäufer da hinten ist ein spezieller Freund von mir.«
    Was sie wohl damit meinte? Jamina kam nicht dazu zu fragen, denn Yoyo zog sie energisch mit sich.
    »Schokolade, Erdbeer, Himbeer, Stracciatella – und für jede Kugel eine Waffel, bitte.«
    »Habe ich dir schon gesagt letztes Mal, geht nicht.«
    »Aber klar geht das!«
    »No.«
    »Si.«
    »Nonononono.«
    »Sisisisisi.«
    »No!«
    Er wurde lauter. Yoyo grinste. Es machte ihr offenbar Spaß, den dicken Mann zu provozieren. Seine Brauen zogen sich über den dunklen Augen zusammen, auf seiner Halbglatze erschienen Schweißperlen, die Gesichtsfarbe wechselte ins Rötliche und der leicht ergraute Schnurrbart zitterte.
    Jamina war nicht ganz wohl bei der Geschichte. Aber Yoyo hatte offensichtlich Freude daran.
    »Bestell du erst«, wandte sie sich an Jamina. »Dann kann ich noch ein bisschen überlegen und Federico beruhigt sich vielleicht auch.«
    »Schoko und Nuss bitte«, sagte Jamina schnell. Der misstrauische Blick des Eisverkäufers. Als wollte er sagen: Wie kommt ein Mädchen wie du zu so einer Freundin?
    »Waffel oder Becher?«
    »Eine Waffel, bitte.«
    Jamina hätte sich
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