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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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»Pärchenzwang«? Was stört dich an den Pärchen, dass du ihnen irgendeine Art von Zwanghaftigkeit unterstellst?
    aw:
    Jeder, der in einer Beziehung oder Ehe lebt, und ist sie noch so beschissen, denkt, er wäre besser dran als jemand, der allein lebt. Es gibt anscheinend keine größere Angst, als nicht irgendwann im Pärchen aufzugehen, zu zweit zu sein, doppelt. Egal um welchen Preis.
    re:
    Der »Pärchenzwang« liegt in unseren Genen. Es ist unsere Bestimmung, uns fortzupflanzen. Früher, bei den Urmenschen, waren es die Kranken und die mit dem Mundgeruch, die sich nicht paaren konnten und deshalb für immer aus der Menschheitsgeschichte ausschieden. Heute sind es die Singles, die auf die Weitergabe ihres Erbgutes verzichten. Aber was ist die Folge? Die von dir so beklagte Mentalität des Ankommens wird weiter wachsen, wenn deine rebellischen, hedonistischen, kreativen Spermien nicht den Weg zu einer schnuckeligen Eizelle finden. Eigentlich musst du, Jochen, schon allein deshalb eine Familie gründen, um Leuten wie mir nicht die Entscheidung über das Schicksal der nächsten Generationen zu überlassen.
    Your spirit must survive!
    aw:
    Lieber Maxim, mein Erbgut hängt unter dem Schreibtisch zwischen meinen Beinen. Es ist, das hast du sicherlich nicht anders erwartet, ein einigermaßen gefülltes Säckchen, lauter athletische Chromosomen, die manchmal drängeln und ungeduldig von X nach Y laufen. Aber man darf sich vom Erbgut nicht unter Druck setzen lassen.
    Vom Pärchenzwang auch nicht. Pärchenzwang liegt nicht in unseren Genen, Maxim. Nur die Fortpflanzung, der Zeugungsakt. The ten minutes of happiness. Dem Pärchenzwang liegt die Pärchenideologie zugrunde, wonach man unglücklich wird, einsam und sexuell verlottert in einem beziehungslosen Leben. Die Pärchenideologie ist die herrschende Ideologie unserer Zeit, und ich frage mich, warum ständig alle von den christlich-jüdisch-abendländischen Wurzeln der Gesellschaft sprechen und nicht von den Pärchenwurzeln unserer Gesellschaft.
    Ich glaube nicht, dass alle Singles unglücklich sind, sie müssen sich nur immer wieder anhören, dass sie das sind. Was ermüdend ist. Gern gestellte Fragen sind: Na, schon jemanden gefunden? Na, mal wieder jemanden kennengelernt? Na, gibt es privat was Neues? Na, immer noch allein? Na, gibt’s was Neues an der Liebesfront?
    Und ich könnte dann fragen: Na, immer noch mit dem bräsigen, unendlich langweiligen Bernd zusammen, mit dem du schon 2 300-Mal in Eintracht und Ödnis geschlafen hast, mit dem du am Sonntag gerne brunchen gehst, zusammen mit Kai, eurem schlecht erzogenen Brüllkind? Und dann wart ihr ja auch alle zusammen wieder an der Ostsee, so wie schon in den vergangenen achtzig Jahren, in diesem verschissenen Ferienhaus in Dänemark mit den Korbstühlimitaten und den billigen Miró-Drucken an der Wand?
    Könnte ich die Pärchen fragen. Mache ich aber nie. Ich bin höflich.

Tag 6
    An dem Bäuche verglichen werden und erklärt wird, woran man einen Mann erkennt, der in den Wechseljahren ist
    Lieber Maxim, ich war am Wochenende auf Mallorca. Mit fünf Männern.
    aw:
    Warum?
    re:
    Warum nicht?
    aw:
    Ich meine, warum verreist du nicht mit fünf Frauen?
    re:
    Das ist deine Fantasie, ja?
    aw:
    Ich stelle nur eine naheliegende Frage.
    re:
    Die naheliegende Antwort ist: Fünf Frauen klingen nur gut. Der Sechser wird gemeinhin überschätzt.
    aw:
    Echt?
    re:
    Nein. Aber ich will gar nicht über Sex mit dir reden, Maxim. Ich will dir von meiner Männerfahrt erzählen. Hast du schon mal einen Männerausflug gemacht, in den vergangenen zwanzig Jahren?
    aw:
    Ich glaube nicht. Aber ich bin mal mit einem Freund verreist. Also ein Zweimannausflug. Ist das gut mit so vielen Männern?
    re:
    Na ja. Es war eine besondere Männerfahrt. Im Dezember, kurz vor Weihnachten, rief mich die Frau meines Freundes Christian an. Sie sagte, Christian müsse mal wieder raus. Die Kinder, der Job – Christian sei gestresst, er brauche Zerstreuung. Ob ich mit ihm mal wegfahren könne. Zusammen mit anderen alten Freunden. Ich sagte zu, und Christians Frau organisierte und bezahlte die ganze Reise.
    aw:
    Du warst so eine Art Weihnachtsgeschenk?
    re:
    Ja, genau. Am Freitagmorgen flogen wir los. Fünf Freunde kamen aus Berlin, einer aus London, wir trafen uns in Mallorca. Wir wohnten in einem Hotel in Palma, zwei
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