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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen
Autoren: Michael Peinkofer
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Gildewelt, war die Erinnerung an sie so lebendig wie einst.
    Die dreizehn Frauen setzten ihren Weg fort, vorbei an bizarren Skulpturen, die sich im Fels geformt hatten, hinab zur Quelle der Macht. Je tiefer sie kamen, desto schwieriger wurde das Vorankommen. Nicht nur, weil die Luft in dem sich krümmenden und windenden Felsengang mit jedem Schritt stickiger wurde und sich beständig erwärmte. Sondern auch, weil sich den Schwestern des Rates eine unsichtbare Barriere in den Weg zu stellen schien; eine Barriere, errichtet von einem fremden Willen.
    Schließlich endete der Stollen und mündete in eine Höhle, die so riesig war, dass der Schein der Feuerschiffchen nicht mehr ausreichte, sie vollständig zu erhellen. Im Zentrum stand ein geräumiges Zelt, das von innen beleuchtet war, wie ein großer Leuchtkörper inmitten der Dunkelheit schwebend. Der Boden ringsum lag in Schwärze, lediglich eine steinerne Brücke war zu sehen, die vom Rand der Höhle zum Vorplatz des Zeltes führte und dabei ungeahnte Tiefen überwand. Lautlos schritten die Frauen hinüber, begleitet von ihren Fackeln, die erst zu Boden sanken, als die numeratae die andere Seite erreicht hatten. In einem Halbkreis nahmen sie vor dem Zelt Aufstellung, schlugen die Kapuzen ihrer Roben zurück und verbeugten sich tief und ehrerbietig. Dabei klärte sich der Blick ihrer Augen.
    »Erhabene Schwester«, rief schließlich Harona, die die Gezählten zu ihrer Sprecherin gewählt hatten. »Wir sind gekommen wie von Euch verlangt!«
    In dem Zelt, dessen Eingang verschlossen war, schien sich zunächst nichts zu regen. Dann war ein leises Schlurfen zu vernehmen, als wenn sich jemand langsam und schwerfällig über den steinernen Boden schleppte, und eine zaghafte Stimme erklang. »Ich danke Euch, Schwestern, dass Ihr meinem Ruf gefolgt seid. Wichtige Dinge sind es, die Eure Anwesenheit hier erforderlich machen.«
    Die numeratae verbeugten sich abermals, um ihrem Oberhaupt Respekt zu erweisen. In einigen Mienen war Betroffenheit zu lesen. Die Stimme der soror levitata hatte seit der letzten Versammlung abermals an Kraft verloren. Es schien sich zu bewahrheiten, was einige hinter vorgehaltener Hand behaupteten und die meisten längst befürchteten.
    Die Erhabene Schwester wurde schwächer.
    Sie würde sterben.
    Ein tiefer, rasselnder Atemzug war in der Stille zu hören. Einige Gildemeisterinnen tauschten betroffene Blicke. Andere starrten zu Boden, um sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen.
    »Geliebte Schwestern«, drang es weiter aus dem Zelt, »ich habe Euch rufen lassen, weil tiefe Sorge mein Herz verdunkelt. Über tausend Zyklen hinweg hat die Gilde von Ethera die Lüfte beherrscht, so wie die primae es uns vorgegeben haben, und die Völker des Sanktuarions sind uns dafür dem Pakt gemäß mit Respekt und Dankbarkeit begegnet. Doch diese Zeiten der Ruhe und des Friedens gehen ihrem Ende entgegen. Dunkle Kräfte erstarken. Menschen, die dem Einfluss des Nox verfallen sind und Lügen über die Gilde verbreiten; aber auch Animalen und Chimären, die den Menschen gleich sein wollen und unsere Vorherrschaft anzweifeln, sodass sich die Geschichte gegen uns zu wenden droht.«
    Wieder wurden verstohlene Blicke getauscht.
    Die Ratsschwestern hatten von den Gerüchten gehört, sie jedoch ins Reich der Legenden verwiesen, so lange sie nicht offiziell bestätigt worden waren. Genau dies jedoch schien gerade zu geschehen.
    »Immer häufiger«, fuhr die Erhabene Schwester mit brüchiger Stimme fort, »wurde mir in jüngster Zeit berichtet, dass Levitatinnen angefeindet wurden. Auf Pilar kam es zu einer bewaffneten Erhebung, der die dortige Gesandte mithilfe der Schöpferin entkommen konnte, zu unseren Schwestern auf Ayforas und Ulster haben wir jeden Kontakt verloren, sodass ihr Schicksal ungewiss ist. Auf Jordråk jedoch ist geschehen, wovor wir alle uns insgeheim gefürchtet haben.«
    Erneut tauschten die numeratae verstohlene Blicke.
    »Als Euer Oberhaupt habe ich die traurige Pflicht, Euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass unsere Mitschwester Glennara, die als missa auf Jordråk weilte, auf ebenjener Welt einem feigen Mordanschlag zum Opfer gefallen ist.«
    Wären die Tiefen Etheras von einem Weltenbeben erschüttert worden, die Bestürzung der Ratsschwestern hätte kaum größer sein können.
    »Ein Mordanschlag?«
    »Gegen eine Vertreterin der Gilde …?«
    Entsetzte Blicke wurden getauscht, einige Schwestern, vor allem die älteren, begannen zu weinen. Doch
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