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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen
Autoren: Michael Peinkofer
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hättest«, zischte Shen.
    »Was du nicht sagst.«
    »Jedenfalls«, grollte Croy, »wissen wir jetzt, dass wir hier nicht lebend rauskommen. Es sei denn, es geschieht ein Wunder«, fügte er leiser und wenig hoffnungsvoll hinzu.
    Es war derselbe Moment, in dem Kieron, der ein Stück abseits im Schutz der überhängenden Höhlenwand kauerte, ein Gesicht in der Wölbung des Schildes erblickte. Nicht sein eigenes – sondern das einer jungen Frau.
    Sie war eine Schönheit mit makelloser Haut und ebenmäßigen Zügen, die von schwarzem Haar umrahmt wurden. Ihre Augen waren blau wie seine eigenen, und die Art und Weise, wie sie ihn anblickten, hatten etwas Vertrautes.
    Kieron wurde klar, dass er sie schon einmal gesehen hatte – in dem seltsamen Traum, den er gehabt hatte und in dem ihm auch das Zeichen des Schildes erschienen war.
    Und er konnte nicht anders, als seine Hand nach ihr auszustrecken, um sie zu berühren …

17. Kapitel
    Kalliope stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Was ist?«
    Erik fuhr herum – nur um zu sehen, wie die Fingerspitzen einer rechten Hand aus der Wölbung des Schildes auftauchten.
    »Was zum …?«
    Seine Mundwinkel fielen herab, und er hob die Wolfsklaue, um nötigenfalls damit zuschlagen zu können. Doch Kalliope hielt ihn zurück.
    »Nicht«, flüsterte sie. »Tu das nicht …«
    Atemlos beobachteten beide, wie sich die Hand noch weiter aus dem Tauwasser streckte und schließlich ganz sichtbar wurde, sich bis zum Ellbogen erhob.
    »Was ist das?«, fragte Erik leise.
    »Ich weiß es nicht.« Kalliope schüttelte kaum merklich das Haupt, voller Faszination auf die Hand starrend, die, so nahm sie an, dem fremden Jungen gehörte. Sie konnte dem inneren Drang, ihre eigene Rechte auszustrecken und sie zu berühren, nicht widerstehen.
    »Vorsicht«, mahnte Erik sie. »Wir wissen nicht, ob …«
    Die Warnung kam zu spät.
    Schon berührten Kalliopes Fingerspitzen die der Hand. Anders, als sie erwartet hatte, war nichts Unheimliches oder gar Grauenvolles dabei. Die Haut, die trotz ihrer Jugend schwielig und von harter Arbeit gezeichnet war, fühlte sich warm und lebendig an, die Hand eines Menschen …
    Endlich fasste sich Kalliope ein Herz und ergriff sie. Gefühle von alter Vertrautheit durchströmten sie – doch plötzlich wurde der Griff fester, und die fremde Hand begann, Kalliope an sich zu ziehen.
    »Vorsicht«, mahnte Erik, der mit wachsendem Misstrauen zusah – anders als Kalliope, die gleichermaßen gebannt wie fasziniert war. Schon war die Hand des Jungen im Wasser verschwunden, und ihre eigene tauchte darin ein. Seltsamerweise traf sie nicht auf Widerstand, denn der Grund des Schildes war verschwunden! Stattdessen hatte sich eine Öffnung gebildet, eine Art Tunnel, der sich in ungeahnte Tiefen zu erstrecken schien – und der Kalliopes Arm bereits bis über den Ellbogen verschlungen hatte!
    »Nein!«
    Erik hielt es nicht mehr aus. Er packte Kalliope, die tief über den Schild gebeugt am Boden kauerte, bei den Schultern und riss sie zurück.
    Kalliope, die wie in Trance versunken gewesen war, erschrak heftig – aber sie ließ die Hand nicht los, von der sie nicht wusste, ob sie ihre Rechte umklammerte oder ob es in Wirklichkeit umgekehrt war. Und so zerrte sie mit der ganzen Kraft, mit der Erik sie zurückriss, die Hand des Jungen zu sich heran.
    »Habt ihr das gesehen?«
    Jagos Stimme schnitt durch die Luft wie einer der Pfeile, die jetzt wieder vom Eingang herflogen, dicht über die Köpfe der Gefährten hinweg.
    »Was soll ich gesehen haben?«, knurrte Croy unwirsch, dem diese Art zu kämpfen widerstrebte. Ein offener Kampf, ein Schlagabtausch Mann gegen Mann wäre ihm tausendmal lieber gewesen.
    »Der Stotterer – ist verschwunden!«
    »Was?« Shen fuhr herum, nur um festzustellen, dass der Chamäleonide recht hatte. Von Kieron fehlte jede Spur, lediglich der Schild lag noch da.
    Mit einem Satz sprang Shen aus ihrer Deckung, ungeachtet der Geschosse, die durch die Luft wischten. Pfeil und Bogen ließ sie fallen und setzte mit einem weiten Sprung auf Jago zu, packte ihn und presste ihn so gegen die Felswand, dass ihm die Zunge seitlich aus dem Maul fiel.
    »Du … zerquetschst … mich …«
    »Mir egal«, beschied sie ihm. »Was hast du mit dem Jungen gemacht? Los, sag es mir!«
    »Weiß nicht«, röchelte er heiser. »War plötzlich weg …«
    Shen musterte den Chamäleoniden prüfend durch ihr verbliebenes Auge. »Ist das wieder einer von deinen miesen Tricks? Was
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