Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Strudel. Die Farben im Inneren verschwanden. Zurück blieb nur das blanke Metall des Schildes – und der Unterleib des Schakalkriegers, der blutend und zuckend zu Boden fiel.

18. Kapitel
    Kalliope schrie entsetzt, als sie auf den beinlosen Torso starrte, der vor ihr auf dem Boden lag und verendete.
    Es war ein Animale, ein Canide, der jedoch seltsame Kleidung trug, einen Wangenhelm und eine aus Metallspangen gefertigte Rüstung, wie sie sie noch nie zuvor an einem Tiermenschen gesehen hatte. Von Grauen geschüttelt, riss sie sich von dem Anblick los und wandte sich wieder den fünf eigentümlichen Gestalten zu, die dem Schild entstiegen waren, entgegen allem Begreifen und wider jegliche Vernunft.
    Die Frau war etwas älter als sie selbst. Ihr glattes schwarzes Haar hing in schmutzigen Strähnen, über dem linken Auge trug sie eine Binde.
    Der Mann war ein wahrer Hüne, mit feuerrotem Haar und kantigen Gesichtszügen, deren Augenspiel keine Deutung zuließ.
    Auch die beiden Animalen waren seltsam anzusehen, ein kleinwüchsiger Echsenmann und ein alter, einhändiger Pantheride, der sie argwöhnisch taxierte.
    Und da war der Junge, den Kalliope zuerst im Spiegelbild des Schildes gesehen hatte.
    Alle machten den Eindruck, als seien sie gerade dem Tode entkommen, ihre Gesichter waren von Schrecken gezeichnet.
    »Wer seid ihr?« In Ermangelung einer Waffe hatte Erik die Fackel mit beiden Händen umklammert und hielt sie ihnen drohend entgegen. »Woher kommt ihr?«
    Die Fremden schienen über das, was geschehen war, nicht weniger überrascht zu sein als Kalliope und ihr Begleiter. Staunend blickten sie sich um, vor allem das Eis, das die Höhle überzog, schien ihnen unerklärlich.
    »Wo sind wi-wir?«, fragte der Junge schließlich, der als Erster die Sprache wiederfand. »Ist dies Baaa-Bazarra?«
    Kalliope hatte den Namen nie gehört. Natürlich konnte auch eine Levitatin nicht alle Außenwelten kennen, aber …
    »Ihr seid auf Jordråk«, entgegnete Erik, der die Fackel weiter erhoben hielt.
    »Jordråk?« Der Name schien den Besuchern fremd zu sein.
    »Das beee-bedeutet, dass wir …?«
    Der Junge sprach den Satz nicht zu Ende, aber es war offensichtlich, was er meinte.
    Die Besucher befanden sich nicht mehr dort, wo ihre Reise begonnen hatte.
    Der Schild hatte eine Verbindung zwischen ihrer Welt und Jordråk geknüpft – und Kalliope begriff in diesem Moment, weshalb das Vermächtnis des Schmiedes in der Tat der größte Schatz der entlegenen Eiswelt war. Und weshalb die Gilde danach trachtete, ihn in ihren Besitz zu bringen …
    Der Junge trat vor.
    Der Blick seiner wachen blauen Augen traf den von Kalliope, und sie hatte das Gefühl, etwas Vertrautes darin zu finden, etwas, das sie gemeinsam hatten, obschon sie einander noch nie begegnet waren.
    »Ich … habe dich gesehen«, begann er leise.
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Ich habe dich auch gesehen. Kurz bevor …«
    Er blieb vor ihr stehen und streckte seine Hand aus – jene Hand, die so unvermittelt aus dem Schlund des Schildes aufgetaucht war. Kalliope zögerte einen Augenblick. Dann aber streckte sie ihre Rechte aus, und sie berührten einander.
    »Kieron«, stellte er sich vor.
    »Kalliope. Schwester der Levitatengilde von Ethera und …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Einfach Kalliope.«
    Es war der Augenblick, in dem allen anderen auffiel, was ihnen selbst bislang entgangen war. Unterschwellig mochten beide es bereits wahrgenommen haben, bewusst geworden war es ihnen jedoch noch nicht.
    »Bei allen Göttern!«, rief Erik aus.
    »Verdammt noch mal«, knurrte die junge Frau.
    »Unglaublich!«, staunte der Panthermann.
    »Was habt ihr?« Verunsichert wandte sich Kieron nach seinen Gefährten um.
    »Da fragst du noch?«, stieß Jago aus, dessen Augen sich ungläubig geweitet hatten.
    »Was?« Kalliope hob die Brauen.
    »Eure Ähnlichkeit«, erklärte Erik lächelnd, »sie ist einfach verblüffend.«
    Kieron und Kalliope sahen sich an – und erkannten, weshalb sie beide zunächst geglaubt hatten, sich selbst im Spiegel des Schildes zu erblicken.
    Die gleichen blauen Augen.
    Die gleiche blasse Haut.
    Das gleiche schwarze Haar …
    Keiner der ungleichen Gefährten, die auf solch geheimnisvolle Weise zusammengefunden hatten, dachte mehr daran zu kämpfen. Alle waren vom Zauber des Augenblicks gefangen, und ob sie Mensch, Animale oder Chimäre waren und an das Schicksal, die Vorsehung oder die Schöpferin glaubten – ihnen allen war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher