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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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Titten haben. Du SOLLST richtig gut lecken können und es dauernd tun wollen. Du SOLLST scharf darauf sein, deine Pussy einzusetzen. Du SOLLST bisexuell sein und auf Dreier mit anderen Frauen stehen (Männer sind diskutierbar). Du SOLLST Pornos lieben.
    Und du SOLLST intelligent und lustig sein, zärtlich und makellos und katholisch! Du SOLLST eine SEHR religiöse Frau sein und jeden Sonntag in die Kirche gehen. Du SOLLST KEINE Schlampe sein!
    Hey, klingt ja ganz nach mir. Na ja, abgesehen von der Sache mit dem Lecken (da lutsche doch lieber an einem Hähnchenschenkel!). Und von dem Teil mit der Bisexualität und den Dreiern und dem Kirchenbesuch. Ich schaue in die Luft und versuche mir die Traumfrau dieses Psychos vorzustellen. Aber das Beste, was mir einfällt, ist eine Frau mit gespaltener Persönlichkeit, bei der beide Teile unter dem kompletten Verlust jedes Selbstwertgefühls leiden.
    Gerade als ich mich in meinen E-Mail-Account einlogge, erklingt ein helles »Ding« vom Fahrstuhl und heraus kommt Samantha. In der Hand hält sie eine Tasse, auf der steht: »Ein Morgen ohne Kaffee ist wie Tiefschlaf.«
    »Uuund?«, fragt sie gedehnt. »Lässt du dich befördern?«
    Samantha oder Sam ist ein Jahr älter als ich und eine Läuferin. Sie trägt meistens schwarze, dezente Kleidung, die ihre kurvige und gleichzeitig athletische Figur ungemein gut zur Geltung bringt. Sie hat braune Augen mit schweren Lidern und dichtes, dunkles, zerzaustes Haar. Einmal war ich mit ihr beim Frisör. Dieser Bin-gerade-aus-dem-Bett-gefallen-Look kostet sie schlappe zweihundert Mäuse.
    Wie wir darauf gekommen sind, weiß ich nicht mehr, aber Samantha ist die einzige Person, die ich kenne, die meine Leidenschaft für Deine-Mudder-Witze teilt. Wir könnten uns stundenlang damit bombardieren, ohne dass uns das Material ausgehen würde, wenn wir nur nicht jedes Mal solche Bauchschmerzen vom Lachen kriegen würden.
    »Okay. Lass uns mal die Vorteile einer solchen Beförderung durchgehen«, sagt Sam und lehnt sich gegen meinen Tresen. »Du kannst pinkeln gehen, wann immer du willst. Es ist eine Beförderung. Und
viel
mehr Kohle.«
    Da hat sie recht. Als Rezeptionistin verdiene ich ein Almosen und fünfzig die Stunde und nehme im Jahr nicht mal 20 000Dollar mit nach Hause. Dem habe ich nichts entgegenzusetzen, aber ich probiere es trotzdem. »Nachteile: mehr Verantwortung, ich weiß noch nicht mal genau, was das eigentlich für ein Job ist, und ich bin von nun an Scotts Büroschlampe.«
    Wir kauen gerade alles noch einmal durch, als wir die gläserne Eingangstür aufgehen hören. Das muss Scotts Termin sein. Oh, gut! Dann kann er die Sache ja für uns entscheiden.
    Sam will sich gerade umsehen, als ich sie zu mir herziehe und ihr fest in die Augen schaue. Schnell flüstere ich: »Wenn er den Scheitel links trägt, nehme ich den Job. Wenn er ihn rechts trägt, bleibe ich, wo ich bin.«
    »Und wenn es ein Mittelscheitel ist?«, fragt Sam.
    »Dann … tanze ich ne Runde auf dem Tisch?«
    Sam grinst. »Darum geht es hier ja schließlich auch.«
    »Hi. Ich bin Andy Bosc und möchte zu Scott Martin«, sagt er.
    Sam sieht auf. Ich koste die Spannung noch einen Moment lang aus, lächle Mr Bosc ins Gesicht und schaue dann endlich auf seine Haare.

KAPITEL 3
    Donnerstag, 14. Juli
    Heute ist mein letzter Tag am Empfang!
    Der letzte Tag, an dem ich zu jedem Idioten freundlich sein muss! Der letzte Tag, an dem ich mich mit den selten blöden Fragen von Kollegen und fremden Passanten herumschlagen muss! Der letzte Tag, an dem sich jeder Kleptomane einfach an den Stiften und dem restlichen Zeug auf meinem Schreibtisch bedienen kann!
    Als ich im Büro ankomme, schließe ich die Eingangstür auf und schalte die Lichter ein. An meinem Schreibtisch angekommen, kicke ich mir die Pumps von den Füßen und überprüfe die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Dann erregt ein Stapel Flyer in meinem Eingangskorb meine Aufmerksamkeit. Ein Post-it ist draufgeklebt.
    Tomi,
    bitte verteilen, asap!!!
    Jin
    Die Clipart-Illustration, die sie gewählt hat, ist so scheußlich, dass man sich am liebsten die Nase zuhalten möchte. Ganz oben prangt eine Cartoonversion des Eiffelturms, der eine Baskenmütze trägtund eine französische Flagge schwenkt. Darunter tanzen lange, dünne Dildos, die vermutlich Baguettes darstellen sollen, mit Weinflaschen.
    Ich starre dieses Desaster an und denke, dass sich der erste Mensch, der dezente Cliparts entwirft, doch dumm und dämlich daran
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