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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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Unterschied.
    Mein Name ist Tomasita Reyes oder einfach Tomi. Ich bin achtundzwanzig Jahre alt und lebe in San Francisco. Wenn ich die Straße runtergehe, drehen sich die Männer nach mir um. Aber das liegt nicht an meinen großen braunen Augen, an meinen langen schwarzen Haaren oder an meinem strahlenden Lächeln. Die im wahrsten Sinne des Wortes hervorstechendsten Merkmale an mir sind meine Brüste.
    Und damit will ich nicht mal angeben, echt nicht. Allen Frauen mit kleinen Brüsten ist bitter bewusst, dass ein C- oder D-Körbchen viel männliche Aufmerksamkeit erregt. Was diesen Frauen aber leider entgeht, ist die Tatsache, dass es sich dabei immer, wirklich immer, um Männer handelt, die man nicht mal seinen Hund streicheln lassen würde. Anständige Männer sind eher schüchtern, wenn es um hyperaktive Milchdrüsen geht. Das sollte sich jede Frau merken, die über Implantate nachdenkt.
    Als die Schlange schließlich ein winziges Stück vorwärtsrückt, schraube ich den Deckel von meiner Pepsi und lese »Versuch’s noch mal«. Ich bin gerade dabei, mir mental selbst dafür in den Hintern zu treten, dass ich nicht zuerst alle Flaschen überprüft habe, als ich den Typen vor mir in der Schlange bemerke. Er trägt ein T-Shirt mit Schweißflecken und eine blaue Arbeitshose. Draußen steht ein in zweiter Reihe geparkter Truck und pustet im Leerlauf Abgase indie Luft. Schätze mal, das ist seiner.
    Er stiert unverhohlen auf meinen Busen. Genau das habe ich gerade gemeint. Ich drehe mich ein Stück zur Seite, um sein Starren zu blockieren, und zufällig fällt mein Blick auf einen Plastikeimer neben der Kasse, in dem etwa eine Woche alte Blumen vor sich hin altern.
    »Welche möchten Sie?«, fragt der T-Shirt-Typ.
    Ich antworte nicht gleich. Mir ist klar, wenn ich sage, ich hätte gerne die welkenden Margeriten oder die vertrockneten Rosen, dann wird er mir einen Strauß in die Hand drücken und meine Peeptoes mit Sumpfwasser beträufeln.
    »No hablo inglés«, sage ich.
    Er deutet, den Blick weiterhin auf einen Punkt südlich meines Kinns geheftet, auf die Blumen. »Welche Sorte hätten Sie gerne?«, fragt er etwas lauter, so als würde er in ein Handy sprechen.
    Ich schüttle den Kopf und zucke entschuldigend mit den Schultern. Ich habe ihm eindeutig die Tour vermasselt. Aber dann erinnert er sich wieder an meine Brüste und wir sind genauso weit wie vorher.
    Dann ist er an der Reihe. Ich deute zur Kasse. »Sie sind dran«, sage ich, obwohl ich ihn nur äußerst ungern in seinen Betrachtungen störe. Der T-Shirt-Typ mustert mich mit genau demselben Blick, den mir der Ladenbesitzer jedes Mal zuwirft, wenn ich den Pepsiflaschen zu nahe komme. Als er eine Tüte Schweineschwarten-Chips und eine Flasche Arrogant-Bastard-Ale auf den Tresen stellt, denke ich: Wow, stimmt, du bist, was du isst.
    Dann dreht er sich wieder zu mir um und sagt: »Jetzt sind Sie dran, Señorita«, so als wüsste er genau, was ich vorhabe.
    Ich bezahle meine Pepsi und werfe einen Blick auf meine Uhr. Noch fünf Minuten Pause. Als ich auf die Straße trete, greift der T-Shirt-Typ gerade durch das offene Fahrerfenster in den in zweiter Reihe geparkten Truck.
    Ich will nicht, dass er weiß, wo ich arbeite, also schlendere ich die Jackson Street hinauf. Ich betrachte gerade die Autokolonne, die sich hinter seinem Truck staut, als er mir nachruft. »Warte mal ….Muchacha!« Er holt mich ein und hält mir eine Visitenkarte hin. »Wenn du ein neuer Hamburger bei McDonalds wärst, dann der McWahnsinn. Wir wär’s mit Abendessen am Wochenende?«
    Ich beiße mir auf die Zunge, um nicht »Igitt!« zu antworten. Stattdessen ziehe ich mein iPhone aus der Tasche, um das auf Video aufzunehmen. Ich sammle blöde Anmachsprüche. Irgendwann schneide ich sie alle zusammen und mache einen Kurzfilm daraus und den nenne ich dann
Da weiß man, was man hat.
»Kannst du das wiederholen?«
    »Hä?« Seine Großspurigkeit verwandelt sich im Bruchteil einer Sekunde in Verwirrung. Mir geht es nämlich nicht nur darum, Anmachsprüche zu sammeln; es geht darum, den Spieß umzudrehen und zuzusehen, wie es den Typen gefällt, in die Ecke gedrängt zu werden.
    Ich lächle. »Damit wir das eines Tages unseren Enkeln zeigen können. Drei, zwei, los!«, sage ich und gebe ihm ein Zeichen.
    »Äh … wenn du ein neuer Hamburger bei McDonalds wärst, dann der McWahnsinn?« Diesmal klingt es wie eine Frage. Wahrscheinlich verwendet er diesen Spruch dauernd, aber jetzt hat er zum
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