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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache
Autoren: Amanda Cross
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Lüge. Und als wir uns ken-nenlernten, haben Sie mich auch belogen, jedenfalls war es verdammt nah am Lügen dran. Zu behaupten, Sie seien keine Spionin, damit kommen Sie nicht durch.«
    »Na gut. Wie ich schon oft sagte: ich bin wie Smiley. Ich habe einen geschulten, wachen Verstand. Ich habe den gleichen aufmerk-samen, kritischen Blick auf die Welt, dem nichts entgeht. Aber im Gegensatz zu Smiley bin ich in keinem Geheimdienst, also habe ich mein Selbst nicht verloren, was ihm um ein Haar passiert wäre.«
    »Aber er nahm ständig andere Namen an, mußte immer vorgeben, jemand anderer zu sein – er konnte ja nie als er selbst auftreten«, wandte Kate ein; nicht daß sie gewußt hätte, warum. Eine Wel-155

    le von Zufriedenheit durchströmte sie, ähnlich wie bei einer Krankheit, wenn man das Schlimmste überwunden hat und es nur noch genießt, umhegt und geborgen zu sein.
    »Natürlich« – Harriet ignorierte den Einwand – »könnte man behaupten, ich hätte einen Rachefeldzug durchgeführt, so wie Smiley gegen Karla. Aber in Wirklichkeit ging es nicht um Rache, sondern Rettung. Sie wissen, am Schluß, als Smiley Karla schnappt – im Grunde rettet er ihn ja auch, ihn und seine Tochter – und Karla die Chance gibt, ein neues Leben zu beginnen, sagt Peter Guillain zu Smiley, ›George, Sie haben gewonnen‹ und Smiley entgegnet,
    ›Wirklich? Ja. Ja, es sieht wohl so aus.‹ Ich finde, ich habe auch gesiegt. Betty wird eine zweite Chance bekommen.«
    »Darauf wollen wir trinken«, sagte Reed.
    Am Ende flog Harriet also nach Boston zurück. Diesmal saß sie in der Economy Class, und der Mann auf dem Nebensitz interessierte sich weder für sie noch ihr Buch, welches, natürlich, der neueste Roman ihres Lieblingsautors war, ein Geschenk von Kate. Auch ohne den Geheimdienst im Rücken - Smiley machte weiter. Und was er kann, können wir anderen auch, fand Harriet.
    Die Wahrheit war, daß Harriet den starken Wunsch in sich entdeckt hatte, gegen Verlogenheit, Intoleranz und Bigotterie anzukämpfen, und ihre Wünsche waren dergestalt, wie sie bereitwillig eingestand, daß sie nicht so leicht zu unterdrücken oder ignorieren waren. Zum Teufel also mit den Scheißkerlen und allen in ihrem Schlepptau, sagte sie sich. Als der Mann neben ihr sie vor sich hinlä-
    cheln sah, lächelte er auch.
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