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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache
Autoren: Amanda Cross
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ihn noch weniger. Sie verheimlichte es lange Zeit, aber auf Dauer konnte sie es natürlich nicht verbergen, schon gar nicht während meiner selte-nen Besuche. Als ich ihr eines Tages klarmachte, was es für die Kinder bedeutete, blockte sie ab und ging auf Distanz zu mir. Ich wollte, daß sie ihn verließ, verstehen Sie, aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Und nachdem sie ihn dann erschossen hatte, wollte sie mich überhaupt nicht mehr sehen. Sie ließ sich völlig hängen, gab einfach auf. Offenbar glaubte sie wirklich, daß man ihr die Kinder zu Recht wegnähme. Ich bot an, sie zu nehmen, aber sie wollte mich nichts für sie tun lassen.«
    »Warum nicht?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Weil ich meinen Mund zu oft aufgerissen hatte, wegen irgendwas, das in ihre Kindheit zu-rückging, weil sie sich einfach selbst aufgab? Ich mußte sonstwas anstellen, damit sie sich überhaupt einen Anwalt nahm.«
    »Sie sind vielleicht nicht Demeter, aber Sie haben alles sehr schlau eingefädelt.«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, das Erstaunliche ist nicht, daß ich das Ganze plante. Eigentlich konnte ich gar nichts planen, sondern 147

    nur die Karten ausspielen, die ich in der Hand hatte. Viel erstaunlicher ist, daß alles funktioniert hat. Und vergessen Sie bitte eins nicht, Kate: dank uns haben sich die Verhältnisse in dem düsteren Schuyler-Laden verändert. Nicht nur den werten Herren Professoren haben wir Feuer unter dem Hintern gemacht, sondern auch den Studenten.
    Wir haben wirklich erstaunlich viel erreicht, wenn Sie’s in Ruhe bedenken. Sie fühlen sich ausgenutzt, und das ärgert Sie. Aber Sie wurden nicht ausgenutzt. Ich habe nichts anderes getan, als alles daranzusetzen, Sie kennenzulernen. Und nachdem ich den Schuyler-Job hatte, sprach ich Sie im Theban an.«
    »Aber warum haben Sie mich ausgewählt? Warum meinten Sie, ich könnte Ihnen von Nutzen sein?«
    »Von Nutzen sein ist ein ziemlich abwertender Ausdruck.
    Mir stand nicht Demeters Macht zur Verfügung. Ich hatte verdammt wenig Macht. Nachdem wir so fundamentale Fehler gemacht haben, ist uns Frauen im Grunde kein anderes Mittel geblieben, als unser altes Selbst in die Versenkung zu schicken und uns ein neues anzuschaffen – ein anderer Mensch zu werden. Das ist es, was ich für mich und für meine Tochter wollte. Sie war in der Unterwelt, wissen Sie.
    Irgendwann fiel mir ein, daß Betty von Ihren Vorlesungen geschwärmt hatte. Ich wußte, daß Reed dieses Projekt leiten sollte, also überzeugte ich Blair davon, wie hübsch es doch wäre, wenn Reeds vortreffliche Frau das Seminar mit ihm halten würde. Ich setzte alle Hoffnung darauf, daß Betty nach Ihnen fragen würde und daß Sie vielleicht Zugang zu ihr fänden, denn sie ließ ja niemanden an sich heran. Zum Teufel, Kate, verstehen Sie denn nicht, daß Reed sich zehnmal hätte bereit erklären können, sich um ihren Fall zu kümmern? Es hätte nichts genutzt, solange sie ihn nicht um Hilfe bat.
    Und ich sah einfach keinen anderen Weg – nur Sie. Falls jemand Betty aufrütteln und den Wunsch in ihr wecken konnte, noch etwas mit ihrem Leben anzufangen, dann Sie. Und wenn mich das zu einer Spionin macht, einer Kriminellen und Ebenbürtigen Karlas, der, wie Sie sich erinnern werden, alles für seine Tochter aufgab, dann sage ich jetzt wohl lieber adieu, nett, daß wir uns kennengelernt haben, und wenn ich Reed im Gerichtssaal treffe, schicke ich Ihnen schöne Grüße.«
    »Bleiben Sie sitzen«, befahl Kate. »Sie wollten doch einen Drink, weil der Tag schon so hübsch vorgerückt ist. Und da er inzwischen noch weiter vorgerückt ist, hole ich uns jetzt einen, und wenn Sie 148

    sich auch nur einen Millimeter von der Stelle rühren, dann geraten wir ernsthaft aneinander.«
    »Ich akzeptiere den Drink nur, wenn Sie mir versprechen, daß Sie Demeter und ihre große Macht nicht wieder vergessen. Ich hatte nur Sie, und woher sollte ich wissen, ob Sie nicht eine unsichere Kandidatin sind? Außer Ihnen hatte ich natürlich noch Smiley, der mir ein paar gute Tips gab. Verstehen Sie nicht, Kate, es lag doch auf der Hand, daß ich an der Schuyler ansetzen mußte, dem Ort, der über Betty den Stab brach. Als ich dann den Job dort hatte und hörte, daß Reed ein Häftlingsprojekt leiten sollte, war mir klar, daß ich an Sie herankommen mußte. Sie waren der Faden, der mich durch das Labyrinth zu Betty führen konnte. Zu meiner Tochter.«
    »Das mit dem Labyrinth ist eine andere Sage«, warf
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