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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache
Autoren: Amanda Cross
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richtig macht. Aber er war für mich nie das, worum es mir wirklich ging, und im Augenblick geht es mir schon gar nicht darum, was beweist, daß ich alles andere als eine verdammte Romantikerin bin. Wissen Sie, was le Carré zu diesem Thema über Smiley sagte?«
    »O Gott, wie ich mir wünschte, ich würde mich erinnern und könnte es Ihnen auf der Stelle zitieren.« Genau wie ich mir wünschte, Demeter wäre mir eingefallen, dachte Kate.
    »Nun, da Sie es nicht wissen, erzähle ich es Ihnen. Er sagte: ›Jeden Morgen, wenn er aus dem Bett stieg, jeden Abend, wenn er wieder hineinging, gewöhnlich allein, gestand er sich ein, daß er nicht unentbehrlich war, es nie gewesen war.‹ Tja, vielleicht nicht.
    Aber er und Sie und ich sind unentbehrlicher als die meisten Menschen, und das vergessen Sie bitte nicht.«
    »Sie werde ich nie vergessen – ebensowenig wie Smiley. Und immer wenn ich an einen von Ihnen beiden denke, wird mich eine Welle von Freude überkommen. Was Blair betrifft, da irren Sie.«
    »Nein, tue ich nicht! Aber Sie sind viel zu klug, sich auf so was einzulassen, dafür wissen Sie viel zu gut, was Sie haben.«
    »Aha, Eheberaterin sind Sie also auch noch!« Kate lachte.
    »Lachen Sie nur. Wenn Bettys Haftprüfungstermin vorüber ist, werde ich aus Ihrem Leben verschwinden. Aber warten Sie, wenn das Alter eines Tages über Sie herfällt und Sie sich plötzlich sagen:
    ›Das war’s dann wohl. Was zum Teufel bringt mir dieses verrückte Leben noch?‹ – wenn das geschieht, denken Sie an mich! Nicht wie ich aussehe oder was ich im einzelnen tat, sondern wie ich an die Dinge heranging, wie ich Entwicklungen in Gang setzte und eine Menge riskierte, um zu erreichen, was ich für wichtig hielt – wie ich mich an Demeter erinnerte und vor allem, wie ich dazu beitrug, eine vor sich hin dämmernde Institution zu verändern, vielleicht sogar umzukrempeln. In irgendeinem Seelenwinkel wird Ihnen das Altern 151

    zu schaffen machen. Dann denken Sie an mich – erinnern Sie sich daran, daß es ein Spaß ist!«
    »In Ordnung. Wenn ich voller Falten und Leberflecken bin und alles herabsackt, will ich versuchen, daran zu denken. Aber vorläufig denke ich nur eins: Sie sind nicht Demeter, Sie sind eine Hexe. Sie sind auch keine Spionin, obwohl Sie uns andere beinahe zu Spionen gemacht hätten. Sie sind eine Hexe, und ich glaube, jetzt sollten Sie sich lieber auf Ihren Besenstiel schwingen und davonfliegen.«
    »Nicht, ehe ich noch einen Schuß von diesem köstlichen Maltwhisky bekommen habe«, erklärte Harriet und hielt Kate ihr Glas hin.
    152

Epilog
    Ich merke, daß ich immer radikaler werde auf meine alten Tage.
    John le Carré, ›Der heimliche Gefährte‹

    Schließlich war das Semester zu Ende.
    »Hätten Sie nicht noch Lust auf ein Dinner im Oak Room, um den erfolgreichen Abschluß unseres Seminars und unserer kleinen Universitätsrevolte zu feiern?« fragte Blair, als sie nach der letzten Stunde ihre Habseligkeiten in seinem Büro zusammenpackte.
    Handtasche und Aktenmappe schon in der Hand, die Jacke überm Arm, sah sie ihn an. »Danke. Wirklich lieb von Ihnen. Aber ich glaube, ich geh lieber einfach heim und versuche, mich wieder in mein altes Selbst zu verwandeln, genauer: in den Teil meines alten Selbst, der Literaturvorlesungen vor Studenten hält, die sich für dieses Fach eingeschrieben haben und nicht für Jura.«
    »Wissen Sie«, meinte Blair, »es hat keinen Sinn, sich etwas vor-machen oder sich einlullen zu wollen. Nicht, daß ich Sie drängen will, mit mir essen zu gehen, so verlockend ich das fände. Aber Sie sollten nicht zu verdrängen versuchen, daß eine neue und beängsti-gende Zeit angebrochen ist. Wir steuern auf einen totalen Verfall und völligen Sinnverlust zu – national, international und auf der Ebene von Institutionen. Die extreme Rechte hat einen solchen Zulauf, weil sie zu einem Zeitpunkt auf den Plan tritt, an dem wir andern die Augen verschließen, einfach in unseren gewohnten, bequemen Bahnen weitermachen und darauf warten, daß ein Wunder geschieht. Tut mir leid«, fügte er hinzu. »Eigentlich hatte ich nicht vor, eine Rede zu halten.«
    »Sie haben ja recht, Blair. Und irgendwann müssen Sie in mein Revier kommen und ein Seminar über Recht und Literatur halten.
    Ich finde, das ist eine großartige Idee. Aber ich glaube nicht, daß ich viel vom Spionieren halte, falls man das, was ich an der Schuyler tat, so nennen will, was Harriet zweifellos tun würde. Doch, Spionin
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